Gesundheit

Neue Wege in der Akutversorgung

Chronisch Kranke oder Pflegebedürftige müssen in der Nacht und an Wochenenden oft bei geringfügigen, aber akuten Problemen ins Spital gebracht werden. Mit zwei neuen Projekten in der Gesundheitsversorgung will man künftig die Krankenhäuser und Rettungsdienste entlasten.

Künftig sollen diese Fälle auch vor Ort behandelt werden können. Dafür will man Personal ausbilden, das das Know-How eines Sanitäters und eines Pflegers hat. Gelingen soll das mit Neuerungen im Studium „Gesundheits- und Krankenpflege“, darunter etwas das neue „Acute Community Nurse“-Projekt.

Seit 2015 gibt es das Studium „Gesundheits- und Krankenpflege“ sowie den akademischen Lehrgang „Präklinische Versorgung und Pflege“. Diese Ausbildung verläuft über sieben Semester und wird gemeinsam mit dem Bachelor-Studiengang absolviert. Die Förderung des Landes wurde nun verlängert, hieß es.

Neues Personal für Notfälle und Therapie

„Der Lehrgang in dieser Kombination unterstützt unser gesamtes Rettungswesen in Niederösterreich und wenn wir in die Zukunft sehen, dann sehen wir dieses Berufsbild mit einer Kompetenz bei Notfällen, aber auch bei der medizinischen Diagnostik und Therapie“, so Landesrat und NÖGUS-Vorsitzender Martin Eichtinger (ÖVP) am Donnerstag bei einer Pressekonferenz.

Das Land finanziert den FH-Lehrgang in den nächsten vier Jahren mit etwa 1,6 Millionen Euro. „Bis 2022/23 werden in Summe 200 Studierende ihre akademische Ausbildung an der Fachhochschule St. Pölten neu starten können", betonte Eichtinger. „Die Fachhochschule St. Pölten ist in Österreich die einzige Fachhochschule, die diese Ausbildung anbieten darf und ist die einzige Nicht-Rettungs-Organisation in Österreich, die dies umsetzt“, führte der Geschäftsführer der FH St. Pölten, Gernot Kohl, aus.

V.l. Notruf-Niederösterreich Geschäftsführer Christof Chwojka, FH St. Pölten Geschäftsführer Gernot Kohl, Landesrat Martin Eichtinger und Rot Kreuz NÖ-Präsident Josef Schmoll bei der Pressekonferenz zu „Neue Wege in der Akutversorgung“ an der Fachhochschule St. Pölten
ORF
V.l.n.r. Notruf-Niederösterreich Geschäftsführer Christof Chwojka, FH St. Pölten Geschäftsführer Gernot Kohl, Landesrat Martin Eichtinger und der Präsident des Roten Kreuzes NÖ, Josef Schmoll, bei der Pressekonferenz „Neue Wege in der Akutversorgung“ an der Fachhochschule St. Pölten

Pilotprojekt startet in Bruck an der Leitha

Zu den Neuheiten, die bei der Pressekonferenz vorgestellt wurden, zählt auch das Pilotprojekt „Acute Community Nurse“. Dabei können die FH-Absolventinnen und Absolventen sowie andere Pflegepersonen mit besonderer Expertise in der präklinischen Versorgung auch im Rettungsdienst in der Notfallversorgung arbeiten. Vorerst soll das medizinische Pilotprojekt ab 2020 in der Region Bruck an der Leitha drei Jahre lang ausgeführt werden.

„Diese Teams können Maßnahmen treffen, die das Rettungspersonal derzeit nicht machen darf, diplomierte Krankenpfleger aber schon. Ich denke an leichte Maßnahmen wie beispielsweise Katheterspülungen oder das Beheben von Sondenfehllagen. Das sehen wir als Erleichterung für unsere Rettungsteams und für die Kliniken", so der Präsident des Roten Kreuzes Niederösterreich, Josef Schmoll.

Zukunftsmodell der Patientenversorgung

„Mit dem Pilotprojekt wird erstmals ein Zukunftsmodell in der Patientenversorgung an der Nahtstelle zwischen Rettungswesen und ambulanter Versorgung verwirklicht“, sagte Notruf Geschäftsführer Christof Chwojka. Der Einsatz erfolgt wie bei anderen Rettungseinsätzen durch Anrufe über die Rufnummern 144 oder 1450.

Die „Acute Community Nurse“ fährt mit speziell ausgerüstetem Einsatzfahrzeug von ihrem Stützpunkt an den Einsatzort und versorgt Menschen je nach Erfordernis. Ob das Pilotprojekt nach 2022 weitergeführt und ausgebaut wird, werde nach Projektende bewertet. Ziel sei es, das Projekt landesweit anzubieten.