Altkleider Container der Firma ÖPULA für Kolping und das Rote Kreuz
ORF / Fabian Fessler
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Wirtschaft

Altkleider: Recycling statt Restmüll

Rund 80.000 Tonnen Altkleider fallen jedes Jahr in Österreich an. Zum Bedauern der Abfallverbände landet ein immer größerer Anteil davon im Restmüll. Alternativ dazu sammeln Unternehmen wie die Groß-Enzersdorfer Firma ÖPULA Altkleidung, die ins Ausland verkauft oder zu Putzlappen weiterverarbeitet wird.

Die Lagerhallen des Unternehmens ÖPULA stehen am Ortsrand von Groß-Enzersdorf (Bezirk Gänserndorf), dort, wo die Lobau beginnt. Hierher kommt der Inhalt von etwa 4.000 Kolping- und Rot-Kreuz-Altkleidercontainern, die über ganz Niederösterreich, Wien, das Burgenland und die Steiermark verteilt sind.

Wer glaubt, dass die Alt-Kleidung ausschließlich an bedürftige Österreicherinnen und Österreicher weitergegeben wird, täusche sich, erklärt ÖPULA-Geschäftsführer Kurt Willheim: „Wir bekommen jedes Jahr etwa 10.000 Tonnen an alten Kleidern. Die Menge ist viel zu groß, als dass man sie an bedürftige Menschen weitergeben kann. Da gibt es glücklicherweise keinen so großen Bedarf.“

Hälfte der Altkleidung kommt ins Ausland

Etwa die Hälfte der gesammelten Altkleider kann weiterhin als Kleidung genutzt werden. Ein kleiner Teil davon wird für Katastrophenfälle im Inland gelagert. Der überwiegende Teil wird an Altkleiderhändler in Osteuropa und Afrika weiterverkauft. „Von diesem Erlös bekommen Kolping und das Rote Kreuz einen Anteil, um damit Sozialprojekte finanzieren zu können“, erklärt Willheim.

Der Vorwurf, dass der Altkleiderexport nach Afrika der dortigen Textilindustrie schade, sei nicht haltbar, meint Willheim: „Aus unserer Sicht ist der Export sinnvoll. Es werden dadurch in Afrika viele Arbeitsplätze speziell für Frauen geschaffen, die im Altkleiderhandel tätig sind.“ Mehrere Projekte, die eine Textilindustrie in Afrika aufbauen sollten, seien gescheitert, weil der Konkurrenzdruck billiger Ware aus Asien zu groß sei, ergänzt der Altkleiderhändler.

gesammelte Altkleidung in Säcken
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10.000 Tonnen Altkleider werden jährlich in Groß-Enzersdorf sortiert und weiterverkauft

Die andere Hälfte der gesammelten Altkleider ist so desolat, dass sie nicht mehr als Kleidung genutzt werden kann. Sind die Stoffe noch gut genug, werden daraus Putzlappen für Industrie- und Gewerbebetriebe gemacht. Das erklärt auch den Namen der Groß-Enzersdofer Firma: ÖPULA steht für „Österreichische Putzlappen“. Ein Teil der Textilfasern wird für Dämmstoffe in der Auto- und Bauindustrie verwendet. Etwa zehn Prozent der gesammelten Altkleider landen im Restmüll.

Pilotprojekt: Neue Textilfasern aus Altkleidung

Der Verein „Die NÖ Umweltverbände“ wollen noch einen Schritt weitergehen. In einem Pilotprojekt des Kunststoff-Clusters wird untersucht, ob aus gesammelten Alttextilien wieder neue Fasern für die Textilindustrie gemacht werden können.

„Im Sinne der Kreislaufwirtschaft muss es unser Bestreben sein, aus alten Kleidungsstücken neue zu machen,“ sagt Florian Beer, Sprecher des Vereins. "Die Herausforderung ist, dass bei den meisten Stoffen mehrere Kunststoffsorten oder auch Kunst- und Naturfasern miteinander vermischt vorkommen.“ Bei dem Projekt, das von ecoplus unterstützt wird, sind zwölf Unternehmen und Forschungseinrichtungen wie die Montanuniversität Leoben und die IFA Tulln beteiligt.