Naturkosmetik
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Wirtschaft

Nachhaltige Kosmetik im Trend

Der Trend zu nachhaltigen Produkten hat auch die Kosmetikbranche erreicht. Immer mehr Menschen achten bei Duschgel, Deo und Co auf Herkunft und Produktion. Die Wachstumszahlen von Naturkosmetik stellen jene der konventionellen Kosmetik weit in den Schatten.

Die Nachfrage nach ökologisch vertretbaren Produkten steigt nicht erst seit den Initiativen der schwedischen Umweltaktivistin Greta Thunberg oder der „Fridays For Future“-Bewegung. Europaweit wird immer wieder über Plastikverbote diskutiert, der Anteil der biologischen Landwirtschaft steigt in Österreich seit Jahren und auch die Kosmetikbranche bekommt zu spüren, dass Konsumentinnen und Konsumenten immer genauer auf den ökologischen Fußabdruck achten. Zero-Waste-Produkte und ethisch wie sozialökologisch vertretbare Artikel werden laut Branchenreport vor allem von der jüngeren Zielgruppe zunehmend eingefordert.

Im September fand in Berlin der europaweite Jahreskongress der Naturkosmetikbranche statt. Präsentiert wurden auch die aktuellen Wachstumszahlen. Das Ergebnis: Während konventionelle Kosmetik weitestgehend stagniert, verzeichnet die Schiene der Naturkosmetik Zuwächse von etwa sechs Prozent. Das bestätigt auch Theresa Friedrich, Berufsgruppensprecherin der Wirtschaftskammer Niederösterreich und selbst Naturkosmetik-Produzentin von Derma ID in Perchtoldsdorf (Bezirk Mödling): „Dass Naturkosmetik boomt, ist nicht übertrieben. Auch in Niederösterreich zeigt sich, dass immer mehr Menschen diesen Markt für sich entdecken – sowohl Produzenten, als auch Konsumenten.“

Unterschiedliche Klassifizierungen sorgen für Verwirrung

Für Verwirrung bei den Konsumentinnen und Konsumenten sorgen die teils recht unterschiedlichen Bezeichnungen und Zertifizierungen der Kosmetikartikel. An einheitlichen europäischen Standards mangelt es. In jedem EU-Mitgliedsland gelten andere und mitunter schwammige Kriterien, die Produkte erfüllen müssen, um als Naturkosmetik ausgewiesen werden zu dürfen. In Österreich ist die gesetzliche Situation klarer – Naturkosmetika sind im Lebensmittelbuch definiert und müssen einen relativ strengen Kodex erfüllen, der klar geregelte Auflagen enthält.

Grafik Kennzeichnung Naturkosmetik
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Naturkosmetik wird in Österreich nach Lebensmittelstandards hergestellt und kann darüber hinaus auch als biologisch und vegan zertifiziert werden

Naturkosmetik ist nicht automatisch bio und vegan

Darunter fallen Angaben zur Natürlichkeit der Ressourcen, zum Tierschutzstandard, zur Herstellung oder Kennzeichnung. In Österreich hergestellte Naturkosmetik darf beispielsweise ausschließlich natürliche Rohstoffe mit pflanzlichem, tierischem oder mineralischem Ursprung erzeugen. Sowohl für die Gewinnung als auch für die Weiterverarbeitung dieser Naturstoffe sind laut Beschreibung der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) „nur physikalische, mikrobiologische oder enzymatische Methoden anzuwenden. Chemische Gewinnungs- oder Verarbeitungsschritte sind nicht erlaubt.“ Ausnahmen hiervon bestehen lediglich für Konservierungsmittel, die auch in naturidenter Qualität chemisch hergestellt und verwendet werden dürfen sowie für Emulgatoren und Tenside, die auch von Herstellern der Naturkosmetik chemisch verarbeitet werden dürfen.

Trägt ein Produkt darüber hinaus ein Bio-Siegel, ist ein zusätzliches Zertifikat erforderlich, das etwa auch einen Mindestprozentsatz an biologisch verarbeiteten Rohstoffen vorschreibt. Vegane Kosmetika dürfen keinerlei tierische Komponenten beinhalten – beispielsweise von Wirbeltieren oder Bienenwachs.

„Im Fokus“: Styx Naturkosmetik

Immer mehr Landwirte produzieren biologisch, vielerorts wird über Plastikverbote diskutiert und ein Drittel aller Menschen greift in Österreich mittlerweile zu Naturkosmetik – Tendenz steigend.

Niederösterreichische Naturkosmetik international gefragt

Auch in Niederösterreich haben viele Hersteller den wachsenden Naturkosmetikmarkt mittlerweile für sich entdeckt. Ein seit mehr als 50 Jahren auf Naturkosmetik spezialisiertes Unternehmen befindet sich in Obergrafendorf (Bezirk St. Pölten). STYX Naturkosmetik begann einst mit einigen wenigen Artikeln und hat die Produktpalette heute auf etwa 900 verschiedene Kosmetika erweitert.

Naturkosmetik aus Niederösterreich dürfte auch international gefragt sein. Mittlerweile wird am Produktionsstandort von STYX nahe St. Pölten hauptsächlich für das Ausland produziert, die Exportquote liegt bei etwa 70 Prozent. Zu den neuesten Absatzmärkten der insgesamt 40 Exportländer zählen etwa China und Taiwan. Die beiden Direktverkaufsläden in Obergrafendorf und St. Pölten dienen in erster Linie der Kundenbindung „und sollen die Transparenz unterstreichen. Wer zum Beispiel den Betrieb sehen will, kann hier Führungen machen und im Anschluss den Shop besuchen“, so Geschäftsführer Wolfgang Stix. Der überwiegende Großteil der Bestellungen wird mittlerweile aber über das Internet abgewickelt.

Tiegel laufen vom Förderband
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Die Kosmetikbranche sucht immer wieder nach neuen pflanzlichen Inhaltsstoffen. Der neueste Trend unter anderem bei der Firma Styx in Obergrafendorf ist Hanf.

Naturkosmetik setzt auf Trends und Tradition

Laut Stix muss man im Naturkosmetikbereich sowohl auf alte und bewährte Traditionen setzen, die von Kundinnen und Kunden immer stärker nachgefragt werden, gleichzeitig aber auch neue Trends erkennen. In Obergrafendorf laufen neuerdings Hanfkosmetika über die Förderbänder. „Hanf erfährt einen regelrechten Aufschwung. Auch deswegen, weil er in Bezug auf die klimatischen Veränderungen robust ist, tief wurzelt und daher gut mit Trockenheit zurechtkommt. Von Hanf werden wir bestimmt noch sehr viel hören in der nächsten Zeit – von der Bauindustrie bis zur Kosmetik“, so Stix. In seinem Sortiment finden sich heute beispielsweise schon Duschgel, Handcreme, Shampoo, Seife oder Körpercreme mit Hanf.

Die Produktion in Obergrafendorf scheint vom Trend zur Nachhaltigkeit jedenfalls zu profitieren. „Früher war man gewohnt, zu wissen, woher ein Produkt kommt. Über die Jahre ist das dann aber immer unbedeutender geworden. Heute scheint sich die Entwicklung wieder gedreht zu haben. Immer mehr Menschen möchten wieder wissen, was in einem Produkt steckt, wie es erzeugt wird und wo es herkommt“, sagt Stix. Bei seinen eigenen Produkten achte er jedenfalls darauf, dass die enthaltenen Bestandteile möglichst kurze Transportwege haben. „Sofern möglich aus Österreich und immer mehr aus biologischem Anbau“, laute die Devise, so Stix. Der Hanf seiner neuesten Produktlinie stammt beispielsweise aus dem Weinviertel.