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APA/ROLAND SCHLAGER
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Wirtschaft

AK: Einkommenszuwachs real nicht spürbar

Laut einer Analyse der Arbeiterkammer Niederösterreich (AKNÖ) sind die Einkommen im Vorjahr gestiegen, den Beschäftigten bleibt wegen der Inflation aber nicht mehr Geld. Die AKNÖ fordert deshalb von der nächsten Regierung Maßnahmen gegen die kalte Progression.

Das mittlere Bruttoeinkommen der Arbeiterinnen und Arbeiter sowie der Angestellten in Niederösterreich betrug im Jahr 2018 2.171 Euro. Das sind zwar um 55 Euro mehr als im Jahr davor, zieht man aber die Lohnnebenkosten ab und berücksichtigt die Preissteigerung, bleibt den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in Niederösterreich ein Euro weniger übrig, rechnet Markus Wieser, Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich vor.

Grafik Bundesländervergleich
AK NÖ
Im Bundesländervergleich liegt Niederösterreich vor Tirol und dem Burgenland an siebenter Stelle

Wieser forderte bei der Präsentation der aktuellen Einkommenszahlen einmal mehr einen Mindestlohn von 1.700 Euro, um die Kaufkraft zu stärken und verknüpfte die Ergebnisse der Einkommensanalyse mit einer klaren Forderung an die nächste Bundesregierung: „Einer der ersten Punkte in der Steuerpolitik muss die Bekämpfung der kalten Progression sein. Es kann nicht sein, dass die Lohnzuwächse aufgrund der Entwicklung und Steigerung in eine andere Lohn- bzw. Steuerstufe wieder weggefressen werden.“ Es brauche eine deutliche Steigerung der Reallöhne, „weil die Einkommen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer direkt in die Kaufkraft gehen“, sagt Wieser.

Einkommensschere unverändert groß

Nach wie vor verdienen unselbständig beschäftigte Frauen um 32,2 Prozent weniger als Männer. Beim mittleren Einkommen der Frauen liegt Niederösterreich mit 1.686 Euro österreichweit vor Tirol und dem Burgenland auf dem siebenten Platz. Das liege laut Wieser in erster Linie daran, dass sich fast jede zweite Frau in Niederösterreich „oft auch unfreiwillig“ in einer Teilzeitbeschäftigung befindet. Darüber hinaus würden Frauen nach wie vor mehrheitlich in Berufen tätig sein, die einkommensschwächer sind – beispielsweise im Einzelhandel.

Um die Lohnschere zu reduzieren, sei laut Arbeiterkammer der Ausbau der Infrastruktur und Kinderbetreuung erforderlich. Zudem brauche es Informationsmaßnahmen für Mädchen und junge Frauen, um auch Branchen, die derzeit von Männern dominiert und oft besser bezahlt werden, wie zum Beispiel im technischen Bereich, für Frauen attraktiver zu machen.

In Amstetten verdient man am meisten

Das Bundesland mit dem höchsten Einkommensniveau war Vorarlberg (2.392 Euro brutto), jenes mit dem geringsten Medianeinkommen das Burgenland (1.923 Euro). Aber auch innerhalb Niederösterreichs zeigt die Einkommensanalyse 2018 deutliche regionale Unterschiede auf.

Im Mostviertel, dem einkommensstärksten Viertel, liegen auch jene beiden Bezirke mit dem niederösterreichweit höchsten Medianeinkommen – Amstetten (2.430 Euro brutto) und Waidhofen an der Ybbs (2.300 Euro brutto). Am untersten Ende der Statistik befinden sich die Bezirke Hollabrunn (1.694 Euro brutto) und Krems Land (1.671 Euro brutto). Im Viertelvergleich bildet das Weinviertel das Schlusslicht, es weist ein um 11,2 Prozent niedrigeres Einkommensniveau auf als der niederösterreichweite Durchschnitt.

Bezirksvergleich Niederösterreich
AK NÖ
Überblick über die niederösterreichischen Medianeinkommen je Bezirk

Die Gründe für die teils erheblichen Unterschiede innerhalb Niederösterreichs sind laut Auskunft der Arbeiterkammer in erster Linie in den für bestimmte Regionen typischen Branchen zu finden. Das Einkommensniveau im Mostviertel liegt demnach vor allem wegen der dort angesiedelten (Metall-) Industrie um 11,9 Prozent über dem Niederösterreichschnitt. Aber auch die Beschäftigungsstruktur eines Bezirks schlägt sich in der Statistik nieder.

Viele Handelsangestellten und Mechaniker

„Niederösterreich weist im österreichweiten Vergleich einen hohen Anteil von Handel und Instandhaltung von Kfz-Fahrzeugen auf. Mit einem Beschäftigungsanteil von 20 Prozent entspricht das einem Drittel mehr als im Österreichschnitt. Beschäftigte dieser Branche weisen ein verhältnismäßig niedriges Medianeinkommen auf“, erklärt AK-Wirtschaftsexperte Matthias Koderhold u.a. das relativ schwache Abschneiden im Bundesschnitt.

Im einkommensstärksten Bezirk Amstetten sind 42 Prozent der Beschäftigten in der Herstellung von Waren – einer einkommensstarken Branche – tätig. Das sind etwa doppelt so viele wie im Niederösterreichschnitt. Am anderen Ende der Skala im Bezirk Krems Land drücken 18 Prozent Beschäftigte in der Land- und Forstwirtschaft auf die Einkommensstatistik des Bezirks. Dort sind verglichen mit dem Niederösterreichschnitt etwa sechs Mal so viele Menschen landwirtschaftlich tätig.