Marionetten-Puppen auf der Bühne
Alexi Pelekanos
Alexi Pelekanos
Kultur

Polit-Chaos mit Puppen am Landestheater

Als letzte Neuproduktion des Jahres bringt das Landestheater Niederösterreich Ödön von Horvaths Volksstück „Italienische Nacht“ heraus. Die spanische Regisseurin Alia Luque lässt dabei menschliche Puppen im Polit-Chaos strampeln.

„Was gibt’s denn Neues in der großen Welt?“ – „Nichts. Dass das Proletariat die Steuern zahlt, und dass die Herren Unternehmer die Republik prellen, hint’ und vorn, das ist doch nichts Neues.“ Dieser Dialog steht am Anfang des Abends und sorgt für spürbare Zustimmung im Zuschauerraum, schreibt Ewald Baringer (Austria Presse Agentur) in seiner Premierenkritik. Bei der mehr oder weniger offenen Austragung politischer und persönlicher Konflikte in meist typisch Horvath’scher Phrasensprache wirken die geschilderten Zerfallssymptome bei den Linken angesichts massiver Bedrohung von rechts besonders heutig.

Marionetten-Puppen auf der Bühne
Alexi Pelekanos
Das Stück von Schriftsteller Ödön von Horvath feierte am Samstag Premiere in St. Pölten

Wenn schon die Sprache und das Verhalten der agierenden Personen in Korsette gezwängt scheinen, mag sich die Regisseurin gedacht haben, wäre es doch nur konsequent, die Figuren als Hampelmänner und -frauen zu zeichnen. Und so strampeln sie alle wie Karikaturen ihrer selbst, an Schnüren befestigt, über die Bühne, mit ausdrucksloser Mimik und grotesk verrenkten Gesten, stets das Bierglas in der Hand, vom machtbesessenen Stadtrat Ammetsberger (Michael Scherff) über den verführerischen Karl (Tim Breyvogel) bis zum Kommunisten Martin (Silja Bächli). Bettina Kerl spielt sowohl Martins Frau Anna als auch Ammetsbergers Frau Adele, Tilman Rose den Wirt und den Faschisten, Tobias Artner den Betz, Marthe Lola Deutschmann die Leni. Gegenüber dem Original wurden etliche weitere Rollen eingespart.

Weitere Aufführungen bis 22. Februar 2020, Gastspiel an der Bühne Baden am 18. und 19. Februar 2020

Die von Christoph Rufer gestaltete Bühne öffnet zunächst den Blick in den leeren Straßenzug einer Kleinstadt mit Hochgebirge im Hintergrund. Später umrahmt ein Gewölk die Szenerie, dessen Farben bevorstehendes Unwetter ahnen lassen. Luque hat ihr formales Konzept sehr stringent umgesetzt, gewinnt dadurch an einprägsamer Bildhaftigkeit, wenn auch passagenweise auf Kosten dramaturgischer Zügigkeit, berichtet Ewald Baringer (APA) in seiner Premierenkritik.