Filmpreis Nominierungen 2019
APA/HANS PUNZ
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Kultur

„Little Joe“ ist großer Favorit beim Filmpreis

Jessica Hausners „Little Joe“ gilt als einer der großen Favoriten beim 10. Österreichischen Filmpreis, der am 30. Jänner in Grafenegg (Bezirk Krems) vergeben wird. Zehnmal wurde der Film nominiert, wurde am Mittwoch bei der Präsentation in Wien bekanntgegeben.

Das Nominiertenfeld ist dieses Mal ein starkes Votum für das weibliche Filmschaffen, finden sich doch sowohl in der Sparte „Regie“ als auch in jener des besten Spielfilms ausschließlich Arbeiten, die von Frauen geschaffen wurden. „Little Joe“ ist dabei in praktisch allen zentralen Kategorien mit im Rennen – von der Königssparte „Bester Spielfilm“ über die Regie bis hin zum Drehbuch. Auch Cannes-Gewinnerin Emily Beecham kann erneut auf die Trophäe für die beste Darstellerin hoffen.

Mit einem gewissen Respektabstand folgt mit sieben Nominierungen Marie Kreutzers Psychostudie „Der Boden unter den Füßen“, die heuer im Wettbewerb der Berlinale stand und nun ebenfalls um den besten österreichischen Spielfilm konkurriert. Hinzu kommen Nennungen in den Sparten „Regie“ für Kreutzer, „Darstellerin“ für Valerie Pachner und mit Pia Hierzegger und Mavie Hörbiger gleich zwei Nominierungen bei den Nebendarstellerinnen.

Filmpreis Nominierungen 2019
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Am 30. Jänner findet die Verleihung der Filmpreise in Grafenegg statt

Das Trio der Nominierten für den besten Spielfilm komplettiert Sudabeh Mortezais Straßenstrichporträt „Joy“, das insgesamt auf sechs Nominierungen blicken kann – darunter in den Kategorien „Regie“ und „Drehbuch“ für Mortezai und „Beste Darstellerin“ für Joy Anwulika Alphonsus. Auf ebenfalls sechs Siegeschancen kommt „Nevrland“, das Langfilmdebüt von Regisseur Gregor Schmidinger, darunter mit gleich zwei Eisen im Feuer bei den Nebendarstellern: Josef Hader und Wolfgang Hübsch.

Moretti, Hagg und Friedrich als beste Darsteller

Die Sparte der besten Hauptdarsteller teilen sich drei Schauspieler mit ihrer Leistung in Filmen, die nicht an der Spitze des Nominierungsreigens stehen, sondern je auf drei Nennungen kommen. Hier sind Georg Friedrich für seinen Part in der Komödie „Kaviar“, Valentin Hagg für seine Rolle in der Heller-Biografie „Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein“ sowie Tobias Moretti für seine Interpretation eines Boxtrainers in Hüseyin Tabaks „Gipsy Queen“ nominiert.

Und schlussendlich gehen bei den Dokumentarfilmen vier Werke ins Rennen: „Bewegungen eines nahen Bergs“ von Sebastian Brameshuber, „Erde“ von Nikolaus Geyrhalter, „Gehört, gesehen – Ein Radiofilm“ von Jakob Brossmann und David Paede sowie „Inland“ von Ulli Gladik.

Der Filmpreis wird wieder in den gewohnten 16 Kategorien gekürt. Anlässlich des Jubiläums gibt es im kommenden Jahr eine zusätzliche, neue Kategorie: Erstmals wird auch der publikumsstärkste österreichische Kinofilm geehrt, also jenes Werk, das in einem Filmjahr die meisten Ticktes verkaufte.

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Großer Andrang herrschte am Mittwoch beim Pressegespräch im Wiener Ringturm

47 Nominierungen für ORF-kofinanzierte Filme

Mit 47 Nominierungen für 13 Filme geht der ORF mit zahlreichen Produktionen, die im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens finanziert wurden, ins Rennen. ORF-Programmdirektorin Kathrin Zechner betonte in ihrer Rede, dass man 2020 auf ein „mehr als spannendes Verhältnis zwischen dem österreichischen Film und dem ORF“ zurückschauen werde. „Es ist eine großartige, eine spannende, bereichernde, beglückende Beziehung“, so Zechner.

Die Zusammenarbeit mit dem Filmpreis besteht seit 2013. Im Jubiläumsjahr plant der ORF ein umfangreiches Programm mit Sondersendungen, Interviews und Livestrecken. Auch der ORF Niederösterreich wird sich Ende Jänner einem Filmschwerpunkt widmen und am Tag der Verleihung ausführlich vom roten Teppich berichten.

500 Mitglieder wählen nun die Siegerinnen und Sieger

Aus der Reihe der Nominierten wählen nun die gut 500 Mitglieder der Akademie des Österreichischen Films die Siegerinnen und Sieger. Verkündet werden diese 2020 wieder in Grafenegg, wo die Preisgala im jährlichen Wechsel mit Wien stattfindet. Die Regie bei der unter dem Nachhaltigkeitsmotto „Green Film“ stehenden Show wird dabei zum zweiten Mal Mirjam Unger übernehmen. Moderieren werden die Schauspielerin Salka Weber und der Regisseur Markus Schleinzer.

Selbstkritisch bezüglich des Außenauftritts der Akademie zeigte sich am Mittwoch Präsident Stefan Ruzowitzky. Nach der dezidiert politischen Verleihung 2019, bei der von den Proponenten auf der Bühne vielfach die damalige türkis-blaue Regierung ins Visier genommen wurde, habe es viel Zuspruch, aber auch Protest aus den eigenen Reihen gegeben. Schließlich bilde die Akademie zu Recht ein Spektrum an Mitgliedern ab, das von den „Klappe auf“-Aktivisten bis zu Christiane Hörbiger reiche. „Die Akademie als Institution will auch in Zukunft Haltung zeigen“, stellte Ruzowitzky klar. Ziel müsse dabei aber sein, über der Parteipolitik zu stehen: „Das wird nicht einfach werden, da immer die Balance zu finden.“

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Unterstützer, Förderer und Mitglieder der Akademie des Österreichischen Films waren bei der Präsentation am Mittwoch dabei
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„Green Filming“ als Motto im Jubiläumsjahr

Bei der Jubiläumsgala im Jänner in Grafenegg steht dieses Mal alles im Zeichen von „Green Filming“. Somit ist auch in der Filmbranche das Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz angekommen. Es gilt, vor und hinter der Kamera über die Zukunft des Filmemachens nachzudenken, hieß es am Mittwoch beim Pressegespräch im Wiener Ringturm. Auch in Niederösterreich werde der Nachhaltigkeitsgedanke in der Filmbranche großgeschrieben, ergänzte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leiter (ÖVP), die Ende Jänner Gastgeberin der Filmpreisgala sein wird.

Das Bundesland Niederösterreich unterstütze den Film nicht nur finanziell – „Zwölf der 56 zum Auswahlverfahren angemeldeten Filme sind in Niederösterreich finanziell unterstützt worden“ –, sondern auch durch Beratung, verwies die Landeshauptfrau auf die Lower Austrian Film Commission. Diese stelle besonders auch das Thema Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt.