Flugzeug als Fluchtfahrzeug
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Chronik

„Eiserner Vorhang“: Erinnerung an Flucht

Vor 30 Jahren, im Jahr 1989, ist der „Eiserne Vorhang“ gefallen. Die Zeit davor war geprägt von Fluchtversuchen aus der Tschechoslowakei über die Grenze nach Österreich. noe.ORF.at fasst anlässlich des Jahrestages die spektakulärsten Fälle zusammen.

Es war die spektakulärste Flucht über die Staatsgrenze: Im Sommer 1983 gelang einer Familie aus der CSSR – Vater, Mutter und zwei Buben – die Flucht mit einem selbstgebastelten Heißluftballon. Die Ballonhülle bestand aus Regenmänteln. Obwohl tschechoslowakische Grenzsoldaten mit Leuchtraketen auf den Ballon schossen, landete dieser mit der Familie sicher in einem Weingarten in Falkenstein (Bezirk Mistelbach).

Mit Kleinflugzeug oder Kranwagen über die Grenze

In den 1980er-Jahren häuften sich Fluchtversuche mit selbstgebastelten Kleinflugzeugen. 1984 gelang einem Technikstudenten der Flug über den „Eisernen Vorhang“, mit seinem Fluggerät konnte er am Flughafen Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha) landen. Als Antrieb diente der Zweitaktmotor eines Trabant, der damals der Massen-Pkw in der DDR war. Eines dieser Fluggeräte, mit denen die Flucht gelang, befindet sich heute im Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich in St. Pölten.

In Gmünd durchbrach ein tschechoslowakischer Kranwagen 1969 die Grenzbalken. Der Zollwachebeamte Werner Minihold wohnte damals im Haus unmittelbar neben dem Grenzposten. Er und seine Frau wurden durch einen lauten Knall geweckt: „Ich bin in den Abfertigungsraum runtergelaufen und vorm Fenster hab ich einen riesigen Krankwagen gesehen. Der Lenker hüpfte raus und rannte weg“, sagt Minihold gegenüber noe.ORF.at. Dem Lkw-Fahrer gelang die Flucht.

Fotostrecke mit 7 Bildern

Ein abgestürzter Heißluftballon
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Überreste eines Fluchtballons in Falkenstein, 1983
Flugzeug als Fluchtfahrzeug
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Dieses Kleinflugzeug, das zur Flucht benutzt wurden, ist im Haus der Geschichte in St. Pölten zu sehen
Fluchtfahrzeug
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Mit diesem Kranwagen flüchtete ein Tschechoslowake bei Gmünd nach Österreich
Männer tragen einen Sarg
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Viele überlebten die Flucht über die Grenze nicht
Rudolf Kirchschläger im Interview
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Der damalige Außenminister Rudolf Kirchschläger verlangte nach dem Tod eines Flüchtlings von seinem tschechoslowakischen Amtskollegen Aufklärung
Eine Frau im Intervie
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Die „Zeit im Bild“ interviewte im Jahr 1967 eine Frau, die bei der Flucht verletzt wurde
Eine Familie im Interview
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Glückliche Familienzusammenführung nach erfolgreicher Flucht 1967

1967 versuchte eine Familie, in Gmünd über die Grenze zu fliehen. Dabei wurde die Mutter durch Schüsse von tschechoslowakischen Grenzbeamten schwer verletzt, konnte aber auf österreichisches Staatsgebiet kommen. Einem ihrer Söhne gelang die Flucht nicht, er wurde in der CSSR festgehalten. Einen Monat später folgte das Happy End, der Sohn durfte zu seiner Familie nach Österreich ausreisen.

Viele Fluchtversuche scheiterten

Immer wieder scheiterten auch Fluchtversuche. 1984 wurde Frantisek Faktor bei Gmünd von tschechoslowakischen Grenzbeamten auf österreichischem Boden erschossen. 1972 wurde bei Drasenhofen (Bezirk Mistelbach) ein schwer verletzter Flüchtling von tschechoslowakischen Beamten wieder über die Grenze gebracht. Vorfälle wie diese sorgten für diplomatische Verstimmungen. Der damalige Außenminister Rudolf Kirchschläger (SPÖ) verlangte von seinem tschechoslowakischen Amtskollegen rasche Aufklärung.