Kurt Mündl im Jahr 2017
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Kultur

Dokumentarfilmer Kurt Mündl ist tot

Kurt Mündl, Österreichs bekanntester Dokumentarfilmer, ist tot. Der 60-Jährige wurde in seinem Haus in Kirchstetten (Bezirk St. Pölten) leblos aufgefunden. Mündl erhielt für seine Filme wie „Die Stubenfliege“ und für viele ORF-Dokumentationen zahlreiche internationale Preise.

Der ORF verliere mit Kurt Mündl einen seiner bekanntesten und erfolgreichsten Naturfilmer, so ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz: „Mit seinen innovativen Zugängen, vor allem im Makrobereich, beim Versuch, die kleinsten Lebewesen ganz groß darzustellen, hat er von Beginn zum Erfolg der Doku-Reihe ‚Universum‘ beigetragen. Mit seinen preisgekrönten Produktionen hat er wesentlichen Anteil daran, dass österreichisches Dokumentarfilmschaffen weltweit anerkannt wurde.“

In memoriam Kurt Mündl

zeigt der ORF am Sonntag, 8. Dezember, um 15.25 Uhr „Universum: Hummeln – Bienen im Pelz“ und um 16.10 Uhr „Universum: Libellen – Die Himmelsjäger“ in ORF 2. In ORF III gibt es am Donnerstag, 12. Dezember, um 20.15 Uhr ein Wiedersehen mit „Das Jahr des Igels“.

„Mit Professor Kurt Mündl verliert der ORF Niederösterreich einen exzellenten Gestalter und Produzenten, der mit seinen Filmen und Dokumentationen einen entscheidenden Beitrag zum Erfolg des Landesstudios geleistet hat. Seine vielfach preisgekrönten Produktionen waren erstklassiges öffentlich-rechtliches Programm. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie“, sagte Norbert Gollinger, Landesdirektor des ORF Niederösterreich.

„Seine Pionierleistungen haben maßgeblich zum Aufbau und zum Renommee der weltweit geschätzten ORF-Marke ‚Universum‘ beigetragen“, so ORF-Programmdirektorin Kathrin Zechner. Thomas Matzek, ORF-Hauptabteilungsleiter für Bildung, Wissenschaft und Zeitgeschehen: „Kurt Mündl wird mir und allen, die sich mit Leidenschaft für den Naturfilm einsetzen, fehlen.“ „Kurt Mündl war ein genialer Gestalter und herausragender Produzent, dem die Qualität der gemeinsamen Produktionen über alles ging“, so ORF-III-Programmgeschäftsführer Peter Schöber.

„Kurt Mündls Arbeit hat national und international große Anerkennung gefunden, weit über die Grenzen unseres Landes hinaus. Dabei hat er Niederösterreich stets im Auge gehabt und im Herzen getragen“, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) zum Ableben des Dokumentarfilmers Kurt Mündl.

Zahlreiche nationale und internationale Preise

Ob über Hummeln, Libellen, Igel oder Kreuzottern, ob über die Pielach, die Traisen, Carnuntum oder den Wörthersee, ob über St. Pölten oder Madeira, das Waldviertel oder den Staatsvertrag, ob als Regisseur, Kameramann, Cutter oder Produzent von TV-Produktionen und Kinofilmen: Kurt Mündl war jemand, der sich immer mit vollem Elan und Interesse für die jeweils aktuelle Produktion einsetzte, die Bandbreite seiner Filmthemen war sehr groß.

Kurt Mündl im Jahr 2014
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Kurt Mündl (1959–2019)

Für seine Arbeiten erhielt er etwa 80 internationale Preise, wie etwa beim „Jackson Hole Wildlife Film Festival“ für „Hummeln – Bienen im Pelz“ den „Naturfilm-Oscar“. In Österreich wurde Kurt Mündl für seine Filme u.a. der Österreichische Volksbildungspreis und die Romy verliehen.

Einen internationalen Namen machte sich der 1959 in St. Pölten geborene Mündl mit dem im Jahr 1994 gedrehten Kinofilm „Ein ganz alltägliches Monster – Die Stubenfliege“ (die erste ORF-„Universum“-Produktion, die an die BBC verkauft wurde). Zahlreiche weitere Filme folgten wie etwa „Der Ötztalmann und seine Welt“ (2000), „1955 – Backstage“ (2005), „Ein Igel namens Hogi“ (2009), „Sisi … und ich erzähle euch die Wahrheit“ (2012), „Das Attentat – Sarajevo 1914“ (2014) und „Halali“ (2017). Dieser Film erreichte mit fast 20.000 verkauften Tickets Platz eins aller österreichischen Kinodokumentationen des Jahres 2017.

„Haben Sie schon einem Baum beim Wachsen zugesehen?“

Für die ORF-Naturfilmreihe „Universum“ drehte er 38 Folgen. Seine Produktionsfirma Power of Earth hat ihren Sitz in der Landeshauptstadt. Mündl arbeitete u. a. auch für die TV-Stationen ZDF, NDR, Canal+, SVT und Channel 4. Der studierte Biologe war zwischen 1979 und 1989 wissenschaftsjournalistischer Begleiter von Konrad Lorenz. Mit dem Nobelpreisträger gab er u. a. 1987 das Buch „Noah würde Segel setzen. Vor uns die Sintflut“ heraus.

Kurt Mündl im Jahr 2015
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Mündl gestaltete zahlreiche Dokumentationen für das ORF-Landesstudio Niederösterreich

„Haben Sie schon einmal einem Baum beim Wachsen zugesehen? Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, was in Ihrem Garten in der Nacht vor sich geht? Oder was tut sich bei den Pflanzen, wenn der Regen mit Millionen Tropfen die Wiese quasi bombardiert. Ich versuche das mit modernsten filmischen Mitteln ins Bewusstsein zu heben“, sagte Kurt Mündl einmal über die Gründe, warum er gerade Naturfilmer wurde.

15 Jahre für den ORF Niederösterreich gedreht

Für das ORF-Landesstudio Niederösterreich drehte er viele Dokumentationen wie etwa für die Reihe „Österreich-Bild“. Titel waren u. a. „Lebendiges Wasser“ (2015), „Zeitzeuge der Ewigkeit – 900 Jahre Stift Herzogenburg“ (2012), „Zwischen Barock und Moderne – 25 Jahre Landeshauptstadt St. Pölten“ (2011), „Alte Nachbarn im neuen Europa – NÖ Landesausstellung 2009“ (2009) und „Zeitreise Heldenberg – Steinzeitliche Kreisgräben und ‚lauter Helden‘“ (2005).

Für die Reihe „Erlebnis Österreich“ produzierte er für den ORF Niederösterreich beispielsweise „Das stille Tal – Naturpfade zum Hubertussee“ (2011), „Winter-Wildnis – Überleben in Kälte und Schnee“ (2009), „Wildtiere im Agrarland“ (2007) und „Das Volk der Sonnenkinder – Lebensraum Wiese“ (2005).

Im Waldviertel mit der Nebelmaschine unterwegs …

Im Jahr 2003 produzierte Mündl für die ORF-Reihe „Universum“ eine Folge mit dem Titel „Waldviertel – Vom Zauber des rauen Landes“. Der meistausgezeichnete österreichische Naturfilmer porträtierte damals über vier Jahreszeiten die raue Schönheit des Waldviertels, wo Sonne, Regen, Wind und Schnee Natur und Mensch besonders stark prägen und dem Land seinen mystischen Zauber verleihen. Mündl fing all das in eindrucksvollen und berührenden Bildern ein.

Bei der Präsentation meinte er über diese Dokumentation: „Ein Film, der in Österreich handelt, ist immer sehr wetterabhängig. Das Waldviertel ist bekannt für seinen Nebel, doch nach drei Monaten war noch immer keiner in Sicht, und so mussten wir schließlich unsere eigene Nebelmaschine mitnehmen. Ich habe versucht der Schönheit der Landschaft Rechnung zu tragen, und ich denke, dass ‚Waldviertel – Vom Zauber des rauen Landes‘ einer meiner harmonischsten Filme geworden ist.“