Montags um 18.00 Uhr ist die Römerhalle in Zeiselmauer für Herbert Jenik reserviert. Seit 1981 organisiert er das Seniorenturnen in seiner Heimatgemeinde. Von der Kniebeuge bis zum Strecksprung – auch mit 92 Jahren macht Jenik noch jede Übung vor. Die Bewegung liegt dem gebürtigen Wiener im Blut.

„Ich habe mich immer gerne bewegt“, erzählt Jenik im Gespräch mit noe.orf.at. „Bis ich 90 war, bin ich Ski gefahren. Ich fahre noch heute regelmäßig mit dem Rad und mache Gymnastik. Ein bisschen Eitelkeit ist auch dabei. Ich will meine Muskulatur nicht ganz verlieren und mich weiter in den Spiegel schauen können.“
Turnen bei fünf Grad über Null
Seine Leidenschaft zum Turnen entdeckte Herbert Jenik schon früh. 1954 wird er Österreichischer Meister mit den Ringen. Nichts kann den Modellathleten damals von seinem Sport abhalten – nicht einmal grenzwertige Trainingsbedingungen. „Wir waren ja fanatisch damals. Wir haben während des Zweiten Weltkrieges dreimal in der Woche geturnt, in einer ungeheizten Halle. Da hatten wir fünf Grad über Null.“
Seniorenturnen mit Herbert Jenik
Auch mit 92 Jahren sprüht Herbert Jenik noch vor Bewegungsdrang. Beim Seniorenturnen in Zeiselmauer zeigt der ehemalige Österreichische Meister im Ringturnen (1954) jede Übung vor.
Bis heute organisiert Jenik Wanderungen mit der örtlichen Pensionistengruppe. Das Seniorenturnen würde es ohne ihn gar nicht mehr geben. „Ich finde keine Worte, so super ist er zu uns“, schwärmt Herta Kisser aus Wolfpassing (Bezirk Tulln). Sie nimmt ebenso regelmäßig an den Einheiten teil wie Brigitte Haidvogel: „Herbert ist immer gut gelaunt, es plagt ihn kein Wehwehchen und man kann sich immer auf ihn verlassen“, sagt sie.
Sportbegeisterung kennt kein Alter
In Grafenwörth wurde Jenik als einer von 80 niederösterreichischen Seniorensportlern für seine bemerkenswerten Leistungen geehrt. Darunter auch Menschen wie Margit Schieder, die mit 94 Jahren immer noch erfolgreich den Tischtennisschläger schwingt, oder Karl Kaltenbrunner, dessen großes Ziel es ist, zu Fuß und auf dem Rad die komplette Distanz von der Erde bis zum Mond zurückzulegen. 357.000 der rund 384.000 Kilometer schaffte er bereits.

Die Leistungen der niederösterreichischen Seniorensportler können nicht hoch genug eingeschätzt werden, so die zuständige Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP): „Vorbilder aus der eigenen Generation sind motivierend und sie wirken beispielgebend. Mit dieser Auszeichnung geben wir einen Impuls, um noch mehr ältere Menschen zu sportlicher Betätigung zu bewegen.“
Herbert Jenik denkt übrigens noch lange nicht ans Aufhören. Er fühlt sich noch fit genug für viele weitere Jahre: „Ich kenne ein Sprichwort, das heißt ‚Turne bis zur Urne‘. Solange es geht, werde ich turnen.“ Und so lange wird die Römerhalle in Zeiselmauer jeden Montag um 18.00 Uhr ihm gehören.