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Kultur

Königsdramen in den Kasematten

Nach der Landesausstellung sollen die Kasematten in Wr. Neustadt weiter künstlerisch genutzt werden. Ab März inszeniert dort die Theatermacherin Anna Maria Krassnigg. Sie widmet sich zunächst den Königsdramen. Einen Vorgeschmack gab es am Sonntag.

Das Theaterlabel „wortwiege“ wechselt den Schauplatz. Von 2015 bis 2018 war Anna Maria Krassnigg mit ihrer Compagnie am Thalhof in Reichenau an der Rax (Bezirk Neunkirchen) tätig, nun bespielt sie das historische Baujuwel im Zentrum Wiener Neustadts. „Es war vor allem das unglaublich verlockende Angebot. Bürgermeister Klaus Schneeberger hat mir die Räume gezeigt und ich bin ihrem Charme erlegen. Ich habe große Lust nach diesem Landaufenthalt in eine Stadt wie Wiener Neustadt zu kommen mit den Stoffen, die man hier erzählen kann“, so Krassnigg gegenüber noe.ORF.at.

„Es ist eine Fortsetzung der Linie ‚wortwiege‘, die – wie das Wort schon sagt – am Text hängt und nicht als Last, sondern als Lustgewinn gesehen wird, zum Zuschauen und darüber Sprechen“, so die Theatermacherin. In mehrjährigen Zyklen will Krassnigg „prägende europäische Mythen“ inszenieren. Der erste Zyklus nennt sich „Europa in Szene“ und trägt den Titel „Bloody Crown“. Krassnigg beschäftigt sich dabei mit dem vielseitigen Genre des Königsdramas. „Die brennenden Fragen von Macht, Verantwortung und Stimmungslage in historischen Wendezeiten werden auf dem Theater und in den Dialogveranstaltungen erfahrbar“, heißt es.

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Mit „König Johann“ wird das Theaterfestival am 5. März eröffnet

Auf dem Programm stehen zwei Eigenproduktionen. Eröffnet wird mit Shakespeares kaum gespielten Kriegs- und Verhandlungsdrama „König Johann“, in der provokanten Überschreibung von Friedrich Dürrenmatt am 5. März. Dem gegenüber steht die Uraufführung von Olga Flors modernem Lady-Macbeth-Text „Die Königin ist tot“. Die Premiere findet am 12. März statt. Die erste Spielzeit dauert bis 19. April. Die Vorstellungen werden vom „Salon Royal“ begleitet, der mit zwölf Dialogveranstaltungen die Theaterstücke thematisch vertieft und diskursiv erweitert.

Erni Mangold in der Rolle als Machthaberin

Einen ersten Vorgeschmack auf das Programm gab es am Sonntagvormittag in den Kasematten zu erleben. Drei Kurzfilme läuteten dabei die Arbeiten Krassniggs in Wiener Neustadt ein. In den kurzen Filmen interpretierte Schauspielgröße Erni Mangold verschiedene Königsthemen. Sie schlüpfte in die Rollen sehr unterschiedlicher Machthaberinnen.

Zudem stellte Krassnigg gemeinsam mit dem Kulturwissenschafter Wolfang Müller-Funk den Diskursraum „Salon Royal“ vor. „Die Idee war diesem dramatischen Geschehen eine theoretische Rahmung zu geben und umgekehrt die Vorträge, durch die Theaterstücke zu rahmen. Es ist eine wechselseitge Rahmung“, sagte der Kulturwissenschafter auf der Bühne beim Pre-Opening.

Kasematten Pre-Opening
Helmut Rasinger
Musiker und Filmer Christian Mair, Theatermacherin Anna Maria Krassnigg mit Schauspielerin Erni Mangold und Bürgermeister Klaus Schneeberger beim Pre-Opening (v.l.)

Außerdem diskutierten am Sonntag die Literaturwissenschafterin Daniela Strigl und der Philosoph Franz Schuh über unterschiedliche Aspekte des Königsdramas. Der Schauspieler und Sänger Raphael von Bargen und der Musiker und Filmer Christian Mair steuerten Shakespeare-Balladen bei. Mit Krassniggs Theater werden die Kasematten nun nachhaltig genutzt, betonte Bürgermeister Klaus Schneeberger (ÖVP) in seiner Rede. „Der Auftrag des Landes ist Nachhaltigkeit. Wir sehen heute einen Teil dieser Nachhaltigkeit.“