Am Königsweg am Landestheater Niederösterreich
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Kultur

„New York Times“: St. Pölten bestes Theater

Das Landestheater Niederösterreich in St. Pölten gehört mit der Österreichischen Erstaufführung des bitterbösen Stücks „Am Königsweg“ von Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, inszeniert von Puppenbauer Nikolaus Habjan, für die „New York Times“ („NYT“) zu den besten Theatern Europas.

Die renommierte US-Tageszeitung fragte drei ihrer in Europa tätigen Theaterkritiker nach den besten und den schlechtesten Theatern in Europa im heurigen Jahr. Vier Favoriten und einen Flop durften Matt Wolf (London), Laura Cappelle (Paris) und A.J.Goldmann (Berlin) nennen.

Als „Pleite 2019“ bezeichnete der „New York Times“-Kritiker A.J.Goldman Jan Lauwers’ Schauspiel-Performance „All the Good“ bei der Ruhr-Triennale. Die vier Top-Inszenierungen des Jahres sind für Goldman „Liliom“ bei den Salzburger Festspielen (Regie: Kornel Mundruczo), „Baal“ am Berliner Ensemble in der Inszenierung von Ersan Mondtag, „Amphitryon“ an der Schaubühne Berlin in der Regie von Herbert Fritsch – und Elfriede Jelineks „On the Royal Road“, inszeniert von Nikolaus Habjan. Die Österreichische Erstaufführung fand am 16. März 2019 am Landestheater Niederösterreich in St. Pölten statt.

Am Königsweg am Landestheater Niederösterreich
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„Der brillante Puppenspieler Nikolaus Habjan inszenierte das witzige, surreale und höllische Stück, […] das von Donald Trumps Wahl inspiriert wurde", schrieb „NYT“-Kritiker A.J.Goldmann über die Aufführung am Landestheater Niederösterreich

„Habjan schuf eine desorientierte und verstörende Welt“

In seiner Begründung schrieb der „NYT“-Kritiker: „The brilliant puppeteer Nikolaus Habjan directed the Austrian Nobel literature laureate Elfriede Jelinek’s funny, surreal and hellish play inspired by Donald Trump’s election. The small Landestheater Niederösterreich, outside Vienna, hosted the work’s Austrian premiere. Working with a nimble six-person cast manipulating an array of freakish puppets that resembled diseased Muppets (I can’t imagine that Jim Henson’s estate was too pleased), Habjan created a disorienting and disturbing world onstage. Its reigning monarch was a vulgar showman whose bad taste was the least of his crimes. Sound familiar?“

„Der brillante Puppenspieler Nikolaus Habjan inszenierte das witzige, surreale und höllische Stück der österreichischen Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, das von Donald Trumps Wahl inspiriert wurde. Das kleine Landestheater Niederösterreich außerhalb von Wien war Gastgeber der Österreichpremiere des Werks. Habjan arbeitete mit einer flinken Besetzung aus sechs Personen, die mit einer Reihe von verrückten Puppen arbeiteten, die an kranke Muppets erinnerten (Ich kann mir nicht vorstellen, dass Jim Hensons Nachlass sehr erfreut war), und schuf eine desorientierte und verstörende Welt auf der Bühne. Sein amtierender Monarch war ein vulgärer Schausteller, dessen schlechter Geschmack das geringste seiner Verbrechen war. Klingt bekannt?"

Muppetshow als „Weltkasperltheater“

„Ganz großes Weltkasperltheater“, sah die „Süddeutsche Zeitung“ bei Falk Richters Uraufführung von Elfriede Jelineks „Am Königsweg“ 2017 in Hamburg. „Dreieinhalb Stunden lang Horror-Entertainment rund um die Weltlage – mit der Hauptfrage, wie zum Teufel ein Mann wie Donald Trump amerikanischer Präsident werden konnte.“

Bei der Österreichischen Erstaufführung am Landestheater Niederösterreich „hat Puppenmagier Nikolaus Habjan Jelinek beim Wort genommen und wie von ihr gewünscht mit einigen Figuren das Personal der Muppetshow nachempfunden: Miss Piggy als Seherin mit blutigen Augen, Frosch Kermit, der langnasige Gonzo, Waldorf und Statler. Dazu gibt es gleich zwei Trumps mit der charakteristischen blonden Sturmhaubenfrisur und kleinkindhaftem Verhalten“, schrieb APA-Kritiker Wolfgang Huber-Lang im März 2019.