Jugendliche an Tafel mit Jobausschreibungen
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Wirtschaft

Lehrlingsoffensive geht in die Verlängerung

Anfang des Jahres startete die größte in Niederösterreich je angelaufene Lehrlingsoffensive. Die Qualifizierungsprogramme, für die 46 Millionen Euro zur Verfügung gestellt worden waren, verhalfen mehr als 1.150 Menschen unter 25 Jahren zu Job- oder Lehrstellen. Für 2020 wurde eine Fortsetzung der Offensive angekündigt.

In den sieben Jugendbildungszentren, die im Zuge der Joboffensive unter anderem betrieben werden, bekommt man einen Eindruck, warum junge Menschen bisher Schwierigkeiten hatten, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Die Gründe, warum sie hier sind, sind vielfältig.

Viele haben ihre Ausbildungen abgebrochen, bei manchen fehlt nur noch ein kleines Stück des Ausbildungsweges. Andere besitzen nicht einmal einen Pflichtschulabschluss. Einige erzählen von gesundheitlichen oder psychischen Problemen, sodass viele Jobs erst gar nicht infrage kommen. Neben ihnen feilen junge Menschen, die eine vollwertige Berufsausbildung mitbringen, aber beispielsweise trotz abgeschlossener Lehre bisher keinen fixen Arbeitsplatz finden konnten, an Formulierungen in Bewerbungsschreiben.

Jugendliche an PCs
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Die Gründe, warum junge Menschen keinen Job finden, sind sehr unterschiedlich

In den Ausbildungsprogrammen, an denen sie teilnehmen, geht es um individuelle Qualifizierung. Das Ziel von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern ist es, eine Ausbildung abzuschließen und einen Arbeitsplatz zu finden. Die Wege dorthin sehen für die meisten aber – je nach persönlicher Geschichte und Ausbildung – unterschiedlich aus.

Jugendarbeitslosigkeit in Niederösterreich stark rückläufig

Zwei Ziele waren beim Projektstart der Lehrlingsoffensive ausgerufen worden: die Jugendarbeitslosigkeit zu senken und die jungen Erwachsenen gleichzeitig besser zu qualifizieren. Die Bilanz des 46 Millionen Euro schweren Paketes, das mit Mitteln des Landes, des AMS Niederösterreich und des Europäischen Sozialfonds finanziert wurde: 6.238 junge Erwachsene nahmen an den Programmen teil und 1.153 zu Jahresbeginn noch arbeitslose Jugendliche fanden mittlerweile eine fixe Arbeits- bzw. Lehrstelle.

Zugleich ging die Jugendarbeitslosigkeit laut AMS um 10,5 Prozent zurück. Sie sinkt damit deutlich stärker als im Österreich-Schnitt, der bei einem Rückgang von 7,1 Prozent liegt. In den Augen der Verantwortlichen würden die Zahlen den Projekterfolg belegen.

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner mit AMS.Chef Sven Hergovich und Landesrat Martin Eichtinger im Gespräch mit zwei Jugendlichen
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Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (M.), AMS-Niederösterreich-Geschäftsführer Sven Hergovich (2.v.r.) und Landesrat Martin Eichtinger (r,) im Gespräch mit zwei Jugendlichen, die erfolgreich am Programm teilgenommen haben

Je nach Ausbildungsstand und persönlichen Umständen benötigten die Jugendlichen unterschiedliche Unterstützung, um am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Einigen wurden Kontakte bzw. Praktika zu Firmen vermittelt, andere brauchten Hilfe beim Bewerbungsprozess, und viele bekamen die Möglichkeit, fehlende oder abgebrochene Ausbildungen abzuschließen.

„Durch die Lehrlingsoffensive wurden im Jahr 2019 allein 949 Lehrabschlussprüfungen nachgeholt. Das heißt, wir qualifizieren und betreuen die Jugendlichen, damit sie bestens gerüstet sind, die Aufnahme in eine Lehre oder in einen Beruf zu schaffen“, sagte der für Arbeit zuständige Landesrat Martin Eichtinger (ÖVP).

Fachkräftekarriere für Jugendliche

Volkswirtschaftlich seien die dafür bereitgestellten 46 Millionen Euro laut AMS-Niederösterreich-Geschäftsführer Sven Hergovich eine lohnende Investition in die Zukunft, „denn wir wissen, dass jemand ohne Ausbildung im Schnitt zwölf Jahre arbeitslos sein wird, was natürlich enorme Folgekosten nach sich zieht.“ Durch die Qualifizierungsprogramme gelinge es, junge Menschen mit Startschwierigkeiten am Arbeitsmarkt nachhaltig auszubilden. Durch die „gelebte Ausbildungsgarantie bis 25 Jahre“ gelinge es laut Hergovich, allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine Ausbildung mit auf den Weg geben zu können.

Nach Angaben von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) sollen die heuer erstmals angelaufenen Programme im nächsten Jahr beinahe unverändert fortgesetzt werden: „An den vielen Erfolgsgeschichten der jungen Menschen sieht man, dass die Lehrlingsoffensive eine Erfolgsgeschichte ist. Wir werden sie im Jahr 2020 fortsetzen und dafür erneut 46 Millionen Euro in die Hand nehmen.“ Die Fördermittel sollen laut Mikl-Leitner zweifach helfen: einerseits, um die Jugendarbeitslosigkeit weiter zu reduzieren, und andererseits, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.