Frauen in Röcken beim Skilauf
Zdarsky-Ski-Museum Lilienfeld
Zdarsky-Ski-Museum Lilienfeld
Kultur

Zdarsky und die Pionierinnen des Skilaufs

Mathias Zdarsky gilt als einer der Begründer des modernen Skilaufs. In seinem 1900 gegründeten Alpen-Ski-Verein waren von Beginn an viele Frauen, der Förderer des Damenskilaufs sparte aber nicht mit markigen Sprüchen. Das Bezirksmuseum Lilienfeld beschäftigt sich nun mit der Beziehung Zdarskys zu den Pionierinnen des Skilaufs.

Belegt ist, dass beim ersten Torlauf 1905 in Lilienfeld mit Marie „Mizzi“ Langer neben 23 Männern auch eine Frau im Starterfeld aufschien. Sie gewann somit – wenig überraschend – die Damenwertung. Zdarsky schrieb lobend auf die Urkunde: „Dass die Siegerin mit nur einem Sturz so vielen Männern über war und trotz ihres zarten Körpers auch in zeitlicher Hinsicht viele körperlich sie kolossal überragende Herren schlug.“

Marie Langer begründete 1906 als verheiratete Mizzi Langer-Kauba, wie sie sich fortan nannte, in der Kaiserstraße 15 in Wien ein Sportgeschäft. Vermutlich übernahm und verlegte sie dazu das Geschäft ihres Vaters aus dem Jahr 1896 in den siebenten Wiener Gemeindebezirk. Das imposante Jugendstilhaus, das sie für das neue Sportartikelgeschäft errichten ließ, überstand die beiden Weltkriege beinahe unverändert und beherbergt heute neben einem Sportfachgeschäft auch ein Hotel. Sie war um die Jahrhundertwende eine berühmte Bergsteigerin. Nach ihr ist in Wien-Rodaun die „Mizzi Langer-Wand“ benannt, die nach wie vor als Klettergarten und Übungswand genutzt wird.

Skifahrer in der Kolonne:  vorne vermutlich Mizzi Langer-Kauba, am Ende Mathias Zdarsky
Zdarsky-Ski-Museum Lilienfeld
Skifahrer-Gruppe in Lilienfeld, am Beginn (vermutlich) Mizzi Langer-Kauba, am Ende Mathias Zdarsky

Rock oder Hose – das ist hier die Frage

Eine Frage beschäftigte bereits sehr früh die Männerwelt des Skilaufs: Wie sollen Frauen auf dem Skihang gekleidet sein? Der im Jahr 1900 von Zdarsky gegründete „internationale Alpen-Ski-Verein“ führte vor dem ersten Weltkrieg rund 1.900 Mitglieder, zehn Prozent davon waren Frauen. Das sei ein hoher Prozentsatz für die damalige Zeit, als Frauen weder zur Wahl gehen noch die Universität besuchen durften und Sport als nicht damenhaft galt, erklärte Ewald Zich, der Obmann des Bezirksmuseums Lilienfeld, in das das Zdarsky-Ski-Museum integriert ist.

Viele der Skipionierinnen waren mit schicken Röcken auf der Piste unterwegs. Zdarsky empfahl den Frauen aus gesundheitlichen Gründen aber die Hose, weil nach einem Sturz eine Hose schneller trocknet als die vielen über einander getragenen Röcke. „Sie sollen gekleidet sein wie ein Herr! Aber ein Vernünftiger“, lautete sein Kommentar. Er dürfte sich bald damit durchgesetzt haben. „Töchter aus vornehmen Häusern reisen allein aus Wien nach dem 90 Kilometer entfernten Lilienfeld, beteiligen sich eifrig im Herrenanzug bei dem Skilauf, bleiben oft tagelang hier und es hat sich noch kein Herr gefunden, der es an der nötigen Artigkeit hätte fehlen lassen“, wird Zdarsky im Museum zitiert.

Zwei Skifahrer
Zdarsky-Ski-Museum Lilienfeld
Schüler und Schülerin in Zdarskys „Alpen Ski-Verein“, beide in Hosen

Verräterin mit zwei Skistöcken

Hatte sich Zdarsky einmal eine Meinung gebildet, blieb er dabei. So verteidigte er seine Ein-Skistock-Technik bis in die 1930er Jahre, als sie längst nicht mehr en vogue war. Ewald Zich erzählte dazu: „Diese Episode muss sich im hohen Alter Zdarskys zugetragen haben. Es gab damals eine junge Nachbarin, eine Bauerstochter, die am Haus Zdarskys mit ihren Skiern vorbeifuhr und zwei Skistöcke verwendet hatte. Er rief sie zu sich und beschimpfte sie als ‚Verräterin‘.“

„Vier Dinge sollen die Damen lernen, beim Skilaufen zu halten: Spur, Stock, Abstand und Mund“, dieser Ausspruch Zdarskys ist Museumsleiter Ewald Zich eher unangenehm. Der Satz zeigt, dass trotz Zdarskys Einsatz für den Frauensport und dessen Wirken als Pädagoge, auch er nur ein Kind seiner Zeit war. Dem eingefleischten Junggesellen Mathias Zdarsky missfielen Frauen, die keinen Sport betrieben und bezeichnete deren „Bewegungsunlust“ als „Gänsehaftigkeit der Stubenhockerinnen“.