Peter Patzak im Jahr 2012
APA/Herbert Neubauer
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Kultur

„Kassbach“ & Kottan: Peter Patzak wird 75

Wer an Peter Patzak denkt, assoziiert ihn wohl mit der TV-Kult-Krimiserie „Kottan ermittelt“. Dabei umfasst sein Schaffen eine größere Bandbreite: Literaturverfilmungen, Alltagsdramen, Dokumentarfilme und internationale Produktionen. Am Donnerstag feiert der in Klosterneuburg lebende Künstler seinen 75. Geburtstag.

Geboren wurde Peter Patzak am 2. Jänner 1945 sozusagen als echtes Nachkriegskind in Wien. Das Aufwachsen im Arbeiterbezirk Brigittenau sollte sowohl ihn als auch seinen langjährigen Wegbegleiter – den Autor Helmut Zenker – nachhaltig prägen, wie sich Patzak kürzlich in einem Porträt im ORF-„Kulturmontag“ erinnerte.

Nach dem Schulabschluss studierte er Psychologie, Kunstgeschichte und Malerei und hatte seine erste Ausstellung unter Albert Paris Gütersloh, dem geistigen Vater der Wiener Schule des Phantastischen Realismus. Mitte der 1960er Jahre wurde Patzak zu der „Films of Art“-Show nach New York eingeladen, von 1968 bis 1970 entstanden dort einige Kurzfilme.

Peter Patzak im Jahr 2012
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Internationale Karriere seit mehreren Jahrzehnten: Peter Patzak

Schon früh arbeitete er mit prominenten Darstellerinnen, etwa mit Rita Tushingham im Thriller „Die Situation“ (1972) oder mit Paula Wessely, die in „Glückssache“ (1977) eine Supermarktkassiererin spielte. „Paula Wessely war damals eine ganz neue Erfahrung“, erzählte Patzak einmal dem „Kurier“, denn bei ihr sei viel über die Sprache gelaufen. „Ich habe Ausschnitte am Schneidetisch gesammelt und immer wieder angehört. Was der Strich von Kokoschka ist, ist bei ihr die Melodie der Sprache.“ Er habe ja das Glück gehabt, mit vielen Namen der Filmgeschichte zu drehen, die ohne Allüren agierten.

Mit „Kassbach“ einen filmischen Meilenstein gesetzt

Eine der bedeutendsten Kinoarbeiten Patzaks jener Zeit war das Neonazi-Porträt „Kassbach“ (1979), für das er international aufgrund der klar geführten Auseinandersetzung mit kleinbürgerlichen Formen des Rassismus, Faschismus und der Gewalt Anerkennung fand. „Kassbach“ gilt immerhin als einer der Lieblingsfilme von US-Regielegende Martin Scorsese.

Dass er parallel mit dem Major Kottan, an dem er mit Zenker arbeitete, eine legendäre Figur und ein Stück österreichischer Fernsehgeschichte schreiben würde, war ihm damals noch nicht bewusst. Bis 1983 entstanden 19 Folgen der ungewöhnlichen und äußerst erfolgreichen Kriminalserie sowie der Kinofilm „Den Tüchtigen gehört die Welt“ (1981). Schließlich hievte Patzak mit „Kottan ermittelt: Rien ne va plus“ im Jahr 2010 den Kult-Kommissar noch einmal auf die Kinoleinwand.

Filmpremiere von Kottan ermittelt im Jahr 2010
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Peter Patzak, Chris Lohner, Johannes Krisch, Bibiana Zeller, Lukas Resetarits und Robert Stadlober (v.l.) vor Beginn der Film-Premiere „Kottan ermittelt – rien ne va plus“ am 1. Dezember 2010 im Wiener Gartenbaukino

In der 1980er Jahren zeichnete er u.a. für den Kinofilm „Die letzte Runde (Strawanzer)“ (1983) mit Elliott Gould und den Krimi „Joker“ (1987) mit Peter Maffay verantwortlich. Mit „Killing Blue“ (1988), „Gavre Princip – Himmel unter Steinen“ (1990) oder „Brennendes Herz“ (1995) erregte er erneut international Aufsehen, für „Shanghai 1937“ (1996) erhielt er in Moskau den Preis der russischen Filmschaffenden. Im gleichen Jahr hatte Patzak bereits den Max-Ophüls-Preis und vier Jahre zuvor den Fernsehpreis Romy ergattert. Für die Doderer-Verfilmung „Die Wasserfälle von Slunj“ gab es dann einen Preis in Venedig und den Volksbildungspreis.

Peter Patzak: Regisseur, Professor, Künstler und Autor

„Damals habe ich mir gedacht, jetzt werde ich mir ein paar Perlen aussuchen können“, erzählte Patzak einmal im Gespräch mit der APA. Doch stattdessen blieben die Aufträge des ORF auf einmal aus, es kam zum Knacks: „Die haben ganz einfach auf mich vergessen“, so Patzak. Stattdessen widmete er sich, wie auch in den vergangenen Jahren, vermehrt der Malerei, und 2007 inszenierte er mit Theo van Goghs „Interview“ im Stadttheater Walfischgasse erstmals für die Bühne.

Die Malerei hat Patzak seit 1961 stets parallel zu seinem filmischen Schaffen betrieben, regelmäßige Ausstellungen führten ihn u.a. in die Schweiz und nach New York. Seit 1993 unterrichtete er zudem als ordentlicher Professor Regie an der Wiener Filmakademie, die er auch als Institutsvorstand leitete.

Zum 65. Geburtstag erhielt der Tausendsassa, der auch Kurzgeschichten verfasste und Drehbücher schrieb, das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen. 2010 widmete ihm auch das Filmarchiv Austria eine ausführliche Retrospektive.