OP-Schwester zieht sich in einer Klinik vor ihrer Arbeit im OP Handschuhe an
dpa/Angelika Warmuth
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Gesundheit

Kritik an langen OP-Wartezeiten

Wer eine akute Verletzung hat, wird im Spital schnell versorgt. Anders sieht das in vielen Fällen bei planbaren Operation aus. Der Patientenanwalt spricht hier von teilweise bedenklichen Wartezeiten. Vor allem bei Augen-, Hüft- und Knie-Operationen gibt es hunderte vorgemerkte Patientinnen und Patienten.

Wer sich über die Wartezeiten für planbare Operationen informieren möchte, kann das auf der Homepage der Landeskliniken-Holding tun. Gerade bei der Katarakt-Operation gegen den grauen Star, einer Augenerkrankung, kommt es zu Spitzenwerten. So wartet man aktuell, im Jänner 2020, in Mödling 44 Wochen, in Mistelbach 39 und in Horn 37 Wochen. Gerade bei Katarakt-Operationen sei das Problem wirklich dringlich, sagt Patientenanwalt Gerald Bachinger, „denn man muss ja bedenken, wenn ein Mensch aufgrund einer Sehbehinderung stürzt, dann sind die Aufwendungen, die das Gesundheitswesen hat, um ihn wieder gesund zu machen, viel größer als diese Katarakt Operation.“

Bachinger: Niedergelassener Bereich soll Spitäler entlasten

Bachinger gibt vor allem die hohe OP-Zahl in Spitälern zu denken. Man habe hier „ein typisches Problem, das wir in anderen Bereichen auch haben“, sagt er: Bei der Katarakt-Operation handle es sich um eine Operation, „die im internationalem Vergleich eigentlich im niedergelassenen Bereich schwerpunktmäßig durchgeführt wird.“ Die Landeskliniken-Holding sei deshalb gut beraten, "wenn sie mit der neuen Österreichischen Gesundheitskasse Kontakt aufnimmt und versucht, Verträge zu gestalten, dass die Krankenhäuser entlastet werden“, schlägt der Patientenanwalt vor.

Ärzte während einer Bandscheibenoperation
APA/HELMUT FOHRINGER
Im Akutfall wird schnell geholfen, bei planbaren Operationen kann es in manchen Spitälern je nach Fachgebiet länger dauern

Bei der Landeskliniken Holding selbst heißt es, man liege bei der OP-Versorgung im Österreich-Durchschnitt. Etwa 16.000 Katarakt-Operationen werden pro Jahr durchgeführt, erklärt der medizinische Geschäftsführer Markus Kamminger. Um die Wartezeiten zu verkürzen habe man in den vergangenen Jahren außerdem eine Tagesklinik für Augenheilkunde am Standort Gmünd, betreut durch die Abteilung in Horn, und eine Tagesklinik am Standort Mödling, betreut durch die Abteilung in Wiener Neustadt, eröffnet. „Und wir fahren an diesen beiden Standorten die Operationszahlen in die Höhe, um die Bevölkerung vor Ort versorgen zu können und die Wartezeiten reduzieren zu können“, so Kamminger.

Bis zu zehn Monate Wartezeit auf Hüft- und Knieprothesen

Ähnlich lange wie bei Katarakt-Operationen wartet man auf Hüft- oder Knieprothesen. Etwa 3.000 planbare Operationen gibt es hier pro Jahr. In Scheibbs liegt die Wartezeit für Hüftprothesen derzeit bei 46 Wochen, gefolgt von Neunkirchen mit 33 und Korneuburg mit 28 Wochen. Auf Knieprothesen warten Patientinnen und Patienten in Scheibbs im Schnitt 48 Wochen, in Neunkirchen 37 und in Korneuburg 24 Wochen.

„Bei der Endoprothetik ist es so, dass immer jüngere Patienten aufgrund des besseren Materials operiert werden und dadurch fallen immer mehr Patienten an. Auf der anderen Seite fallen immer mehr Wechseloperationen an, weil die Patienten, die vor 15 Jahren operiert wurden, jetzt anstehen für eine Prothesenwechsel. Das sind sehr komplexe und langwierige Operationen, und dadurch kommt es natürlich zu Wartezeiten“, begründet Kamminger die teils langen Wartezeiten in dem Bereich.

Patientenanwalt Bachinger ergänzt: „Man muss auch sagen, dass die Veröffentlichung dieser Wartelisten dazu dient, dass die Patienten nicht unbedingt ins Krankenhaus ums Eck gehen müssen, sondern vielleicht 50 Kilometer weiter fahren, aber sie kommen dafür ein halbes Jahr früher dran.“ In manchen Fällen, so die Experten, lohnt es sich also Wartezeiten zu vergleichen.