Patientin und Pfleger in der Charite Berlin
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Gesundheit

Verstärkter Kampf gegen Krankenhauskeime

Der Kampf gegen Krankenhauskeime ist eine der Herausforderungen des Gesundheitssystems. Laut Schätzungen infizieren sich mit ihnen jährlich 13.000 Menschen in den niederösterreichischen Spitälern, das sind pro Tag umgerechnet 35 Fälle. Niederösterreich hat sich nun in Berlin Informationen zur Bekämpfung geholt.

Krankenhauskeime sind oft resistent gegen Antibiotika und gefährden besonders Patientinnen und Patienten nach einer Transplantation oder mit einer Krebserkrankung. Besonders engagiert im Kampf gegen Krankenhauskeime ist die Berliner Charite, die ein spezielles Kontrollsystem etablierte, das mittlerweile etliche Spitäler übernahmen. Eine Delegation aus Niederösterreich war deswegen nun in der deutschen Hauptstadt.

Bakterien werden immer resistenter

Jedes Jahr erkranken etwa 600.000 Menschen in Deutschland an nosokomialen Infektionen. Das sind Erreger, die in Krankenhäusern übertragen werden. Immer mehr dieser Erreger sind resistent gegen Antibiotika, können daher nur schwer behandelt werden. “Die Mittel, die normalerweise zur Behandlung einer Infektion eingesetzt werden, werden bei diesen multiresistenten Erregern einfach nicht mehr wirksam sein. Der Grund ist die Resistenz, die ein Bakterium entwickelt hat, und daher wird der Patient nicht mehr adäquat therapiert. Das heißt, die Infektion kann weiter bestehen, ohne dass eine zielgerichtete Therapie stattfindet. Da kann unter Umständen auch eine Lebensgefahr daraus resultieren", erklärt Christine Geffers, stellvertretende Leiterin des Hygiene-Institus an der Charite in Berlin. Geffers

Mehrere tausend Menschen sterben in deutschen Spitälern wegen solcher Krankenhauskeime. Die Charite in Berlin entwickelte deshalb ein spezielles Warnsystem, wie bei solchen Infektionen reagiert werden soll. „In dem Moment, in dem ein Patient aufgenommen wird, bei dem ein solcher Erreger bereits bekannt ist, wird das sofort auf den Stationen registriert. Die Patienten werden dementsprechend untergebracht, zum Beispiel in einer Einzelzimmerisolierung, und das Personal verhält sich auch dementsprechend“, so Geffers.

Hygienerichtlinien und ein spezielles Kontrollsystem

Das bedeutet, dass noch strengere Hygienerichtlinien gelten: Hände, Spritzen und Katheter werden noch besser desinfiziert, denn die Erreger werden meistens durch Körperkontakt übertragen oder über medizinisches Gerät. An der Charite wurde auch ein spezielles Kontrollsystem entwickelt, mit dem festgestellt wird, in welchen Bereichen oder Stationen es zu den meisten Infektionen kommt, um gezielt etwas dagegen zu tun. Etliche Spitäler übernahmen schon dieses System, auch die Krankenhäuser in Niederösterreich: „Das heißt, ganz klare Verantwortlichkeit in den Kliniken mit eigenen Hygieneteams, damit das möglichst vermieden wird“, so Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP).

Ganz können solche Krankenhauskeime nicht verhindert werden, aber zumindest etwa jede fünfte Infektion. „Wir haben vor Jahren in Niederösterreich die richtige Entscheidung getroffen, dass wir das für alle Kliniken eingeführt haben", so Konrad Kogler, Geschäftsführer der NÖ Landeskliniken-Holding. Pernkopf ergänzt: „Nachdem uns hier die Expertinnen und Experten gesagt haben, dass man das merkt, nämlich eine 20- bis 30-prozentige Reduktion, sollte das jeder machen. Das sagt einem der Hausverstand“ – also für alle Spitäler in Österreich. Laut internen Schätzungen infizieren sich hier pro Jahr circa 95.000 Patienten mit Krankenhauskeimen, umgerechnet auf Niederösterreich sind das etwa 13.000 Fälle.