Brennendes Streichholz
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Chronik

Wahrscheinlichkeit für Blackout steigt

Die Wahrscheinlichkeit eines Blackouts – eines großen, überregionalen Stromausfalls – steigt. Darüber sind sich viele Experten einig. Der Zivilschutzverband Niederösterreich appelliert deshalb an die Eigenverantwortung der Bevölkerung. noe.ORF.at hat nachgefragt, wie man sich vorbereiten sollte.

Konserven, Wasser, Hygieneartikel – in Ernst Führers Keller findet man alles, was man im Falle eines Blackouts brauchen könnte. Führer ist Zivilschutzbeauftragter in St. Bernhard-Frauenhofen (Bezirk Horn) und weiß, worauf es im Falle des Falles ankommt. In seinem Keller hat er genug gelagert, um sich und seine Familie zwei Wochen lang mit dem Wichtigsten zu versorgen.

Diese Dinge sollte man für den Ernstfall zuhause haben:

  • Lebensmittel- und Getränkevorrat
  • Ersatzbeleuchtung
  • Ersatzkochgelegenheit
  • Empfangseinrichtungen
  • Erste Hilfe – Zivilschutzapotheke
  • Geld
  • Hygieneartikel
  • Notstromversorgung
  • Alternative Heizmöglichkeit

Detaillierte Informationen finden Sie auf der Homepage des Zivilschutzverbandes.

Das Wasser etwa ist mit einem speziellen Mittel für sechs Monate haltbar gemacht. Bei den Vorräten handelt es sich um Lebensmittel, die auch ohne Kühlung länger haltbar sind. Die Produkte werden regelmäßig aufgebraucht und nachgekauft, sodass das Ablaufdatum nie überschritten wird. Und auch ein Gaskocher ist vorhanden. Der ist wichtig, damit man sich im Notfall nicht nur von kalten Konserven ernähren muss.

Aber auch auf Hygieneartikel sollte man nicht vergessen, betont Führer bei einem Lokalaugenschein: „Wenn man auf die Hygiene vergisst, können zusätzliche Krankheiten und Seuchen entstehen, was wieder die Katastrophe verschärft.“ Wer regelmäßig Medikamente einnehmen muss, sollte auch darauf achten, dass diese als Vorrat vorhanden sind, weiß der Experte. Um nicht von wichtigen Informationen abgeschnitten zu sein, empfiehlt Führer außerdem sich ein stromunabhängiges Radio zuzulegen. Und neben Taschenlampen sollte man auch Zünder und Kerzen vorrätig haben: „Wenn man im Finsteren sitzt ist das für die Psyche belastend.“

Auch Stromprobleme im Ausland können Folgen haben

Führer ist nicht der einzige, der sich intensiv mit dem Gedanken eines Blackouts auseinander setzt. Viele Expertinnen und Experten sind sich einig, dass das Risiko eines großen, überregionalen Stromausfalls steige. Nur wie groß dieses Risiko tatsächlich ist, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen. Fest steht: Das europäische Stromnetz ist eng verbunden. Kommt es in einem Land zu Problemen, hat das auch Auswirkungen auf alle anderen Länder.

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Auch bei der EVN ist das Thema Blackout deshalb ein wichtiges. Das EVN-Gaskraftwerk Theiß in Gedersdorf (Bezirk Krems) ist jenes Kraftwerk, das in Niederösterreich hochgefahren werden kann, wenn es zu einem solchen Blackout kommen sollte. Mit ein Grund für die instabile Stromversorgung ist der Umbruch in der Stromerzeugung, sagt EVN-Sprecher Stefan Zach: „Es gibt sehr viele Windräder und Photovoltaikanlagen, die in das Netz einspeisen. Das ist für den Klimaschutz super, für die Versorgungssicherheit ist es eine Herausforderung der man begegnen muss.“

Derzeit führe etwa die Donau wenig Wasser, auch die Sonne scheine kaum und es gehe wenig Wind. „Da müssen Gaskraftwerke einspringen“, so Zach. Was für eine optimale Stromversorgung fehlt sind laut EVN moderne, schnellstartende Gasturbinen. „Da braucht es Rahmenbedingungen, damit wir die in den nächsten Jahren errichten können“, fordert Zach, denn „derzeit rechnen sich Gaskraftwerke am Markt nicht. Deshalb baut niemand Kraftwerke. Der Kraftwerkspark wird immer älter und älter.“

Zivilschutzverband: „Appellieren an Eigenverantwortung“

Laut Rudolf Schwarz, Sprecher des Zivilschutzverbandes Niederösterreich, sei es mittlerweile nicht mehr die Frage, ob ein Blackout komme, sondern wann ein Blackout komme. Die Gemeinden und Städte seien laut Schwarz durch das Katastrophenmanagement auf ein solches Szenario gut vorbereitet. Das öffentlichen leben könne aufrechterhalten werden. Ganz anders sehe es jedoch in der Bevölkerung aus. Die meisten seien nur unzureichend vorbereitet, schildert er im „NÖ heute“-Interview.

Nadja Mader und Rudolf Schwarz im Studio
ORF
Rudolf Schwarz, Sprecher des Zivilschutzverbandes Niederösterreich, appelliert im Interview an die Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger

noe.ORF.at: Herr Schwarz, wie hoch schätzt der Zivilschutzverband die Möglichkeit eines Blackouts ein?

Rudolf Schwarz: Sehr hoch. Nicht unbedingt in unmittelbarer Zukunft, aber wir sind uns mit vielen Experten einig: Es nicht die Frage, ob ein Blackout kommt, sondern wann es kommt. Wir haben es voriges Jahr in Südamerika gesehen, als sieben Tage lang drei Staaten betroffen waren. Da waren hunderttausende Menschen eine Woche lang ohne Strom.

noe.ORF.at: Für wie viele Tage sollte man Vorräte zu Hause haben?

Schwarz: Wir empfehlen, Vorräte für vierzehn Tage einzulagern. Natürlich hoffen wir, dass es im Fall eines Blackouts nur drei, vier oder fünf Tage dauert. Bis zu zwei Wochen kann es bei einer großflächigen Störung aber dauern bis alle Schäden behoben sind und das Netz wieder hochgefahren ist.

noe.ORF.at: Wie groß ist aus Ihrer Sicht das Bewusstsein in der Bevölkerung und auch in den Städten und Gemeinden für die Möglichkeit eines Blackouts?

Schwarz: Die Gemeinden und Städte sind sehr gut vorbereitet und haben alle ein eigenes Katastrophenmanagement. Dadurch kann das öffentliche Leben gut aufrechterhalten werden, auch wenn tagelang der Strom wegbleibt. Krankenhäuser sind ohnehin autark. Krankentransporte sind gesichert. Auch die Gemeindeämter werden schnell mit Strom versorgt. Anders sieht es in der Bevölkerung aus. Da appellieren wir an die Eigenverantwortung, denn im Gespräch mit den Menschen stellen wir oft fest: Das Bewusstsein, dass man etwas tun sollte, ist sehr hoch, aber es bleibt oft beim ‚sollte‘.

noe.ORF.at: Kann man im Fall eines Blackouts auch etwas falsch machen?

Schwarz: Falsch wäre sicher, in Panik zu geraten, wenn der Strom länger als zwölf Stunden wegbleibt. Dagegen hilft es, sich vorzubereiten und zu wissen, wo man Informationen bekommt. Falsch ist außerdem, sämtliche Stromverbraucher, die gerade aufgedreht waren, als der Strom ausgefallen ist, auch aufgedreht zu lassen. Wenn man den Energieversorgern helfen will, das Netz wieder hochzufahren, sollte man den E-Herd und alles andere, das Strom verbraucht, ausschalten. Handy und batteriebetriebene Radios sollte man sparsam verwenden – also nur aufdrehen, sich die Informationen holen, die man braucht, und dann wieder abdrehen. Oder man schafft sich ein Kurbelradio an, das ohne Strom funktioniert. Das macht im Fall des Falles das Leben leichter.

Das Interview mit Rudolf Schwarz führte Nadja Mader