Caritas-Bildungszentrum St. Pölten
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Bildung

Caritas startet Pflegeschule mit Matura

In der ehemaligen Landwirtschaftlichen Fachschule in Gaming (Bezirk Scheibbs) startet im Herbst die erste Pflegeschule, die mit Matura abschließt. Vorerst ist das Modell als Schulversuch angelegt, bei Erfolg könnte es aber erweitert werden.

Mit Herbst 2020 wird die Landwirtschaftliche Fachschule in Gaming mit jener in Gießhübl (Bezirk Amstetten) fusioniert. Dies ist ein Teil einer größeren Reform, die aus 18 Schulen zwölf machen soll – mehr dazu in Fachschulen: Aus 18 werden zwölf (noe.ORF.at; 29.12.2019).

Der Caritas kommt das sehr gelegen, hat der Bund doch kürzlich den Weg für eine Pflegeausbildung freigemacht. Bisher gibt es zwar mehrere Pflegeausbildungen, diese können Interessierte aber frühestens mit 17 Jahren beginnen.

In Niederösterreich ist das etwa im Caritas-Bildungszentrum für soziale Berufe in St. Pölten der Fall. Absolventen können zwar direkt in den Beruf einsteigen, schließen aber nicht mit Matura ab. Als „Schwesterschule“ startet nun in Gaming eine der ersten Höheren Lehranstalten für Sozialbetreuung und Pflege (HLSP). Diese gibt es als Schulversuch außerdem in Wien, in der Steiermark und in Kärnten.

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Im Bildungszentrum in St. Pölten werden in mehreren Ausbildungsformen schon jetzt Theorie und Praxis der Pflege gelehrt

„Als Caritas sagen wir schon lange, dass Österreich pflegebedürftig ist“, so Caritas-Präsident Michael Landau am Dienstag bei einer Pressekonferenz im Bildungszentrum St. Pölten. Viele Pflegekräfte würden sich derzeit dem Pensionsalter nähern. Bis 2030 werde es in ganz Österreich 75.700 zusätzliche Pflegekräfte brauchen.

Bereits jetzt betreibt die Caritas in sechs Bundesländern 18 Standorte mit einem Schwerpunkt im Gesundheits- und Sozialbereich, in denen 5.300 Schülerinnen und Schüler unterrichtet werden. Ein Teil davon wird nach dem Abschluss von der Caritas beschäftigt, etwa in der mobilen Krankenpflege.

Caritas: Bedarf führt zu Jobgarantie

Nun kommt die Pflegeausbildung mit Lehre als zusätzliches Angebot hinzu. Der Bedarf dafür ist laut Landau auf jeden Fall gegeben: „Ich bin überzeugt, dass wir mehr von diesen Schulen brauchen werden. Wir werden unterschiedlichste Zugänge benötigen, damit unterschiedliche Menschen diesen wichtigen und zukunftssicheren Beruf der Pflege ergreifen.“

Die Pläne der türkis-grünen Koalition – neben dem Schulversuch etwa ein Schwerpunkt auf mobiler Pflege zu Hause – begrüßte Landau: „Das ist sehr erfreulich, muss aber konkret werden.“ So müssten die Pflegeausbildung etwa kostenlos und der Berufswechsel von Älteren in die Pflege finanziell abgesichert werden, forderte er.

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Caritas-Präsident Landau (r.) und Caritas-St.Pölten-Direktor Ziselsberger (2.v.l.) sprach in St. Pölten über die Zukunft der Pflegeausbildung

Auch Hannes Ziselsberger, Direktor der Caritas St. Pölten, rechnet mit einer hohen Nachfrage für das neue Modell mit Matura: „Ich traue mir zu, zu sagen, dass jeder, der die Schule im Herbst beginnt, mit 100-prozentiger Sicherheit in fünf Jahren ein Jobangebot haben wird.“ Schließlich handle es sich um einen Mangelberuf und auch die Caritas kämpfe damit, freie Stellen zu besetzen.

Ein zusätzlicher Pluspunkt der HLSP ist laut Ziselsberger die Qualifikation für ein weiterführendes Studium, vor allem im Sozialbereich: „Die Ausbildung im gehobenen Krankenpflegedienst läuft ab dem Jahr 2021 über die Fachhochschulen. Dort ist die Matura Voraussetzung.“

Ausbildung nicht kostenlos

Der Stundenplan der HLSP in Gaming sieht neben Allgemeinbildung spezielle Pflegeinhalte vor, sowohl in der Theorie als auch in der Praxis. So wird es etwa Pflichtpraktika geben. Schwerpunkte bilden unter anderem Altenarbeit, Behinderten- oder Familienarbeit. Supervision und Psychohygiene ist zudem eine verbindliche Übung.

Im Herbst startet in Gaming eine Klasse für 32 Schülerinnen und Schüler, in den nächsten Jahren soll jeweils eine weitere dazukommen. Laufend wird der Schulversuch evaluiert und bei Bedarf weiter ausgebaut. Kostenlos ist die Ausbildung allerdings vorerst nicht. In der Privatschule werden zwar die Lehrer mit Steuergeld bezahlt, für die Verwaltung muss jedoch die Caritas aufkommen. Pro Schuljahr müssen Schülerinnen und Schüler daher gut 1.000 Euro bezahlen.