Frau stützt eine alte Frau in Mank
APA/HELMUT FOHRINGER
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Gesundheit

700 Pflegekräfte in Niederösterreich gesucht

Da immer mehr Menschen einen Antrag auf einen Platz in einem Pflegeheim stellen, braucht es auch mehr Personal. 700 freie Stellen gibt es derzeit, so Elisabeth Kapral von der zuständigen Abteilung beim Land Niederösterreich. Sie sagt, dass es viele einzelne Maßnahmen braucht, um dem Bedarf gerecht zu werden.

noe.ORF.at: Es ist sehr schwierig, Pflegepersonal zu finden. Woran liegt es? Ist es nur ein Imageproblem?

Elisabeth Kapral: Es ist sicher nicht nur das Image ein Problem, aber auch. Das heißt, man muss sicher ganz gezielt auf interessierte Personen, Jugendliche, aber auch schon Personen in reiferem Alter zugehen.

noe.ORF.at: Da gibt es ja jetzt beispielsweise in Niederösterreich eine ganz neue Ausbildungsform, die erst vor Kurzem vorgestellt worden ist im Mostviertel – eine Krankenpflegeausbildung mit Matura. Wird das was bringen?

Kapral: Das allein sicher nicht. Aber es ist einer der Puzzleteile. Das heißt, junge Leute können nach der Pflichtschule bereits in eine fünfjährige Ausbildung mit Matura und der Qualifikation zur Fachpflegeassistenz endend, einsteigen.

noe.ORF.at: Ein weiterer Puzzleteil, wie Sie es angesprochen haben, ist ja auch die universitäre Ausbildung – sprich es gibt eine FH in der Krankenpflege. Merken Sie da schon erste positive Entwicklungen?

Kapral: Es ist schon so, dass die Absolventinnen und Absolventen der Fachhochschulen vom Zugang her natürlich ein großes Interesse mitbringen und auch Richtung Management sicher entwicklungsfähiger sind als jemand, der nur die Pflege am Nächsten im Fokus hat.

noe.ORF.at: Kann man es ganz konkret in Zahlen fassen? Wie viele Pflegerinnen und Pfleger werden in Niederösterreich denn akut gebraucht?

Kapral: Generell in der Pflege, in der Betreuung und in der Therapie werden 700 Personen gebraucht im Moment. Davon sind 430 für die Pflege und 230 etwa für die Betreuung.

Thomas Birgfellner und Elisabeth Kapral im Gespräch in „NÖ heute“
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Elisabeth Kapral, Abteilungsleiterin Sanitäts- und Krankenanstaltenrecht, im Gespräch mit Thomas Birgfellner in „NÖ heute“

noe.ORF.at: Gibt es da auch regionale Unterschiede, also Gegenden in denen viele Pflegerinnen und Pfleger gebraucht werden?

Kapral: Ja das ist einerseits im Zentralraum und andererseits der Speckgürtel um Wien, weil Wien natürlich stark absaugt.

noe.ORF.at: Jetzt hört man immer wieder, dass die Menschen mit einem höheren Alter ins Heim gehen. Welche Herausforderungen bringt das für das Pflegepersonal?

Kapral: Die Anforderungen sind natürlich nicht nur körperlicher, sondern auch psychischer Natur. Das heißt, man hat Personen, die körperliche Gebrechen haben, zum Teil aber auch psychische Beeinträchtigungen, wie Demenz. Das ist schon sehr fordernd.

noe.ORF.at: Kommen wir noch einmal zum Thema Wartelisten, darum ist es ja auch im Beitrag gegangen. Wie lange muss man auf einen Heimplatz derzeit in Niederösterreich warten?

Kapral: Da kommt es ganz stark auf die Dringlichkeit an. Dringlichkeit heißt nicht nur die Schwere des Betreuungsaufwandes, sondern auch die soziale Komponente. Also ob jemand zu Hause da ist, um zu pflegen oder nicht. Bei dringlichen Fällen sind 25 Prozent bereits innerhalb von einer Woche vermittelbar.

noe.ORF.at: Wobei wir da noch nicht vom Wunschheim sprechen. Das ist eine erste Alternative.

Kapral: Das ist richtig. Die Versorgung ist sicher gestellt, aber noch nicht dem Wunsch gerecht geworden.

noe.ORF.at: Inwiefern hab ich da Möglichkeiten auch als Angehöriger zu sagen, dass ich lieber noch warten möchte, weil eben meine Mutter, mein Vater in ein bestimmtes Heim möchte?

Kapral: Ja, das ist durchaus möglich. Das kann dann nur mehrere Monate dauern. Das läuft dann über die Bezirksverwaltungsbehörden, weil dort die Anmeldung auf einen Heimplatz läuft. Die Kommunikation wird aber dann aufrecht gehalten. Wenn Dringlichkeit ensteht, wo man vorher dachte, dass man noch zuwarten kann, dann kann man da natürlich auch vorreihen.