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Umwelt

Hoffnung für Eschen nach Kahlschlag

Wegen des Eschentriebsterbens muss man sich entlang der Donau sowie in den Voralpen in den nächsten Jahren an kahl geschlagene Waldflächen gewöhnen. Laut Experten müssen fast alle Eschenbestände gerodet werden. Doch ein Forschungsprojekt in Europas größtem Versuchsgarten in Tulln gibt den Eschen Hoffnung.

„Achtung, Baum fällt“, schreit der Waldarbeiter den Kollegen zu. Wenige Sekunden später donnert die Esche zu Boden. Baum für Baum arbeiten sich die Waldarbeiter voran. Die Korneuburger Au lichtet sich allmählich, doch die Arbeit ist noch lange nicht zu Ende. Allein im Eigentum der Stadt sind 70 Hektar Wald vom Eschentriebsterben betroffen. Alfred Zimmermann, Umweltstadtrat in Korneuburg: „Wir haben davon 25 Hektar bearbeitet, 15 sind wieder aufgeforstet worden, aber man sieht, dass noch eine große Lücke besteht.“

Im Vorjahr musste der Auwald – zum Schutz der Bevölkerung – komplett gesperrt werden. Nun werden einzelne Wege zwar nach und nach wieder freigegeben, sagt Zimmermann, „aber wir werden für manche Abschnitte um eine Verlängerung der Sperre ersuchen müssen, weil bisher nur 60 Prozent der Wege wirklich freigemacht sind. Die Sicherheit der Bevölkerung geht ganz einfach vor.“

Eschenwald Waldarbeiter
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In der Korneuburger Au stehen noch dutzende Hektar Eschenwald, der in den nächsten Jahren gefällt werden muss

Gesperrte Zonen sollen gemieden werden

Auch wenn einige Bewohner die Sperre missachten, so rät Zimmermann, diese ernst zu nehmen: „In den gesperrten Zonen können die Eschen jederzeit umstürzen.“ Bis der ganze Bestand bearbeitet ist, werde es noch mindestens fünf Jahre dauern. Auf den gerodeten Flächen will die Stadt heuer noch bis zu 5.000 Bäume nachsetzen, vorwiegend Nuss-, Ahorn- oder Kirschbäume.

Doch auch für die Eschen gibt es Hoffnung. Im Versuchsgarten des Instituts für Waldgenetik zwischen Tulln und Neuaigen wachsen derzeit etwa 45.000 junge Eschen, die aus den Samen von 700 Mutterbäumen aus ganz Österreich herangezogen wurden. Die Samen sind anscheinend gegenüber dem Schadpilz Hymenoscyphus fraxineus, dem Erreger des Eschentriebsterbens, resistent.

„Das ist die Creme de la Creme“

Die ersten Ergebnisse stimmen Institutsleiter Thomas Geburek zuversichtlich: „Diese Pflanzen haben schon einen sehr hohen Infektionsdruck überstanden, also das ist schon die Creme de la Creme. Der nächste Schritt muss sein, dass wir daraus die allerbesten heraussuchen.“ Diese werden dann vermehrt und in Testbetrieben in ganz Österreich ausgesetzt.

Thomas Geburek
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Thomas Geburek kontrolliert regelmäßig die tausenden Eschen im Versuchsgarten in Tulln

Diese Entwicklungsschritte dauern aber noch mindestens vier Jahre. Denn die Bäume müssen nicht nur gesund sein, erklärt Geburek, „sondern auch aus forstwirtschaftlicher Sicht unseren Vorstellungen entsprechen. Sie müssen möglichst gut und gerade wachsen, denn schließlich wollen die Eigentümer damit ja auch Geld verdienen.“

Trotz aller Herausforderungen sieht der Wissenschaftler für die Esche eine Zukunft. „Es ist völlig klar, dass im Moment viele Forstbetriebe keine Esche gesetzt haben, das hätte ich auch so gemacht. Ich bin aber davon überzeugt, dass es uns gelingen wird, die Esche sowohl als Wirtschaftsbaumart für die Forstwirtschaft als auch für den Naturschutz wieder zurückbringen zu können.“ Langfristig werde die Esche als Teil des heimischen Waldes bleiben.