Wirtschaft

Laufen streicht in Wilhelmsburg 130 Jobs

Der Schweizer Laufen-Konzern, Produzent von Keramik für das Badezimmer, schließt seine Produktion in Wilhelmsburg (Bezirk St. Pölten). In der Österreich-Zentrale des Unternehmens sind derzeit etwa 190 Mitarbeiter beschäftigt, künftig sollen es 60 sein.

Die Produktion am Standort Wilhelmsburg werde im zweiten Quartal 2020 eingestellt, teilte das Unternehmen in einer Aussendung mit. Man konzentriere seine Produktion in Österreich am Standort in Gmunden. Für die betroffenen Mitarbeiter werde gemeinsam mit dem Betriebsrat ein Sozialplan ausgearbeitet. Das AMS-Frühwarnsystem werde nach Unternehmensangaben Ende März aktiviert.

„Für die Region ist das katastrophal. Das sind alles Facharbeiter, die im keramischen Bereich arbeiten. Wenn ich heute das 50. Lebensjahr überschritten habe, ist es sehr schwer, wo anders wieder Fuß fassen zu können“, erklärt Thomas Gerstbauer, der Vertreter der Gewerkschaft Bau-Holz.

Geringe Auslastung als Grund

Begründet wurde der Schritt mit dem Preisdruck der vergangenen Jahre. Deshalb sei die Produktion in Wilhelmsburg auf weniger als die Hälfte der jährlichen Kapazitäten des Brennofens gesunken. „Mit der weiter sinkenden Auslastung in Wilhelmsburg ist die Aufrechterhaltung der Produktion sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch nicht mehr vertretbar“, hieß es in der Aussendung.

Laufen Bad Sanitär Produktion Wilhelmsburg
ORF
Die Produktion von WC-Schüsseln wird im zweiten Quartal eingestellt

Die Verwaltung bleibe jedoch in Wilhelmsburg. Damit bleibt der Standort als Österreich-Zentrale des Unternehmens erhalten. Konkret werden Management, Verwaltung, Finanzen, HR, IT, Lager und Logistik, Marketing und Vertrieb sowie technischer Support und Training weiterhin in Niederösterreich sein.

WC-Schüsseln und andere Keramikprodukte werden in Wilhelmsburg seit mittlerweile 100 Jahren hergestellt. „Wir halten sehr stark an unserem Standort in Wilhelmsburg fest“, hatte der stellvertretende Geschäftsführer Christian Schäfer noch im vergangenen September gegenüber noe.ORF.at betont – mehr dazu in Laufen: Das Geschäft mit dem Geschäft (noe.ORF.at; 28.9.2019).

Kritik aus der Politik

„Das ist ein unerwarteter Schlag in die Magengrube für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und für die Gemeinde“, sagte der Wilhelmsburger Bürgermeister Rudolf Ameisbichler (SPÖ). Weder Mitarbeiter noch Gemeinde seien im Vorfeld über die Entscheidung des Unternehmens informiert worden. Er geht davon aus, dass auch Zulieferer aus der Region unter der Schließung der Produktion bei Laufen zu leiden haben und weitere Arbeitsplätze in gefahr seien.

Der Nationalratsabgeordnete und Gewerkschafter Rudolf Silvan (SPÖ) forderte die Bundesregierung auf, neue Jobprogramme zu schaffen, und erinnerte an die „Aktion 20.000“ von Ex-Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ). Für die betroffenen Arbeitnehmer sei es nun nicht leicht, einen adäquaten Job mit gleicher Bezahlung zu finden. Ähnlich äußerten sich auch der SPÖ-Landesparteivorsitzende Franz Schnabl und Landesgeschäftsführer Wolfgang Kocevar: "Da sind wohl die großzügige Klientelpolitik und die Steuerzuckerl für Konzerne durch den türkisen Konzernkanzler Kurz ins Leere gelaufen.“

Land nahm Kontakt auf

Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav und der für den Arbeitsmarkt zuständige Landesrat Martin Eichtinger (beide ÖVP) bedauerten den Schritt von Laufen. „Wir haben daher nach Bekanntgabe sofort Gespräche mit den Verantwortlichen des Unternehmens aufgenommen“, wurden sie in einer Aussendung zitiert. Nun sollen „weitere Optionen ausgelotet werden, um für die betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eine tragfähige Lösung zu finden“, hieß es in der Aussendung.