Seit mittlerweile fast 60 Jahren dreht sich bei der Mostviertler Firma Schagerl alles um Blechblasinstrumente. Während anfangs vorwiegend alte Instrumente repariert sowie Instrumente anderer Hersteller verkauft wurden, entwickelte sich die Firma Schagerl mit einem Jahresumsatz von circa vier Millionen Euro mittlerweile zu einem international bekannten Instrumentenbauer. Den Anfang nahm diese Entwicklung in den 1990er-Jahren, als in Zusammenarbeit mit dem damaligen Solotrompeter der Wiener Philharmoniker, Hans Gansch, die ersten eigenen Instrumente hergestellt wurden.
Profitrompeter Gansch als „Starthelfer“
„Hans Gansch ist der große österreichische Trompeter“, sagt Geschäftsführer Karl Schagerl. „Er hat einen neuen Spielstil kreiert, und alle Jungen orientieren sich an dem Stil von Hans Gansch.“ Gansch, der in Kirnberg an der Mank und damit nicht weit entfernt vom Sitz der Firma Schagerl geboren wurde, erklärte sich in den 1990er-Jahren bereit, bei der Entwicklung der Instrumente mitzuhelfen. Seither legte das Unternehmen ein stetiges Wachstum hin. Inzwischen werden rund 600 sogenannte Meisterinstrumente in 74 Länder der Welt verkauft.
„Die Meisterinstrumente haben einen Exportanteil von 90 Prozent. Sehr viel geht in die Europäische Union, die USA ist ein wichtiger Markt, auch China kommt immer mehr“, erklärt Schagerl. Die professionellen Musikinstrumente werden zur Gänze in Mank hergestellt. Hier werden die Blechblasinstrumente gelötet, geschliffen, gebogen und fertig zusammengebaut.
Bekannte Künstler als Kundschaft
„Im Regelfall ist es so, dass wir Serien bauen und diese dann verkaufen. 80 bis 90 Prozent der Kunden nehmen das Instrument von der Stange, manche kommen aber, um Feinheiten einzustellen“, erklärt Robert Schagerl, Bruder des Geschäftsführers und Leiter der Entwicklungsabteilung. So wie Hans Gansch zählen auch heute zahlreiche Spitzenmusiker zur Kundschaft – etwa die niederösterreichische Trompeterin Selina Ott, der internationale Multiinstrumentalist James Morrison oder auch Matthias Kernstock, Solotrompeter der Wiener Symphoniker.
Kernstock, der einmal im Monat nach Mank kommt, nutzt seine Besuche, um Feinheiten nachzujustieren oder auch neue Materialien zu testen. Gegenüber noe.ORF.at erzählt er, dass er im Alter von sieben Jahren seine erste Schagerl-Trompete erhielt. Seither sei er bei der Marke geblieben. „Man merkt den Unterschied sehr schnell, sei es das Spielgefühl, die Intonation oder der Klang“, erklärt Kernstock. „Das ist, wie wenn man Marcel Hirscher fragen würde, ob er es merkt, wenn er einen anderen Ski benützt als jenen, mit dem er immer die Rennen fährt. Natürlich würde er auch sagen, dass es ein großer Unterschied ist.“
Meisterinstrumente „made in Mank“
Wenn in Spitzenorchestern dieser Welt Trompeten, Posaunen oder Flügelhörner erklingen, dann kann es gut sein, dass sie aus Mank im Mostviertel kommen.
„Deutsche Trompete“ als Zugpferd
Zwar fertigt die Firma Schagerl seit 2008 auch Schlagzeuge, hergestellt und verkauft werden aber heute noch vorwiegend Blechblasinstrumente. „Die meisten Instrumente sind Drehventilinstrumente, die auch allgemein als ‚Deutsche Trompete‘ bezeichnet werden“, sagt Entwicklungsleiter Robert Schagerl. Diese sei vor allem im deutschsprachigen Raum weitverbreitet und gelte daher als „Zugpferd“ der niederösterreichischen Firma.
Nichtsdestotrotz gibt es noch ein weiteres Instrument, das unweigerlich mit dem Unternehmen Schagerl verbunden ist und in Mank im Mostviertel entwickelt wurde: Das Ganschhorn, das nach Hans Ganschs jüngerem Bruder Thomas benannt ist. Thomas Gansch ist ebenfalls als Profitrompeter bekannt und tritt mit dem Blasmusikensemble Mnozil Brass international in Erscheinung.