Andy Marek
GEPA pictures/ Christian Ort
GEPA pictures/ Christian Ort
Sport

Andy Marek gibt Rapid-Mikrofon an Sohn ab

Nach 27 Jahren hört Andy Marek am Sonntag als Stadionsprecher bei Rapid auf. Der 57-Jährige aus Groß-Siegharts (Bezirk Waidhofen an der Thaya) gibt das Mikrofon nach 599 Heimspielen in Folge an seinen Sohn Lukas weiter. Im Gespräch mit noe.ORF.at blickt er auf knapp drei Jahrzehnte bei Rapid zurück.

noe.ORF.at: Am kommenden Sonntag werden Sie kurz vor 19.00 Uhr das Rapid-Mikrofon endgültig abgeben. Wie sehen Sie diesem Moment entgegen?

Andy Marek: Ich habe diesen Tag immer sehr verdrängt. Die Wehmut wird von Tag zu Tag größer. Eigentlich unvorstellbar, dass ich am Montag den SK Rapid verlassen werde. Derzeit ist es eine ganz komische Situation. Egal in welches Büro ich derzeit komme, es wird immer still, und meine Kolleginnen und Kollegen bitten mich, dass ich wieder gehe. Nicht weil sie mich nicht mögen, sondern weil sie etwas für den großen Abschied vorbereiten. Es wird sicher sehr emotional werden am Sonntag.

noe.ORF.at: Wie sehr tröstet es, dass der Name Marek Rapid dennoch erhalten bleibt? Ihr 22-jähriger Sohn Lukas wurde ja am Freitag von Rapid offiziell als Ihr Nachfolger bestätigt. Erfüllt Sie das mit Stolz?

Marek: Das ist eine sehr schöne Entscheidung, die von der Geschäftsführung und Vertretern der Fans getroffen wurde. Lukas kann das mit Sicherheit, er moderiert super und er hat ein Gespür für Rapid. Er wird auch im Klubservice angestellt und auch da wird er sicher sehr tüchtig sein.

noe.ORF.at: Stichwort Klubservice! Diese Abteilung haben Sie ja auch bis zuletzt geleitet. War das noch mehr Aufwand als der Job des Stadionsprechers?

Marek: Viele Leuten glauben ja, dass ich alle 14 Tage ins Stadion gekommen bin und ein Heimspiel des SK Rapid moderiert habe. Es war aber mehr als zwei Jahrzehnte ein Fulltimejob, weil ich auch das Klubservice aufgebaut habe und damit für die gesamte Organisation rund um die Spiele, die Betreuung der Fans, den VIP-Club, das Ticketing und vieles mehr verantwortlich war. So gesehen war meine Entscheidung mehr als richtig, in Zukunft kürzerzutreten und Rapid zu verlassen.

Fotostrecke mit 5 Bildern

Andy Marek
GEPA pictures/ Walter Luger
Andy Marek war von 1992 bis 2020 die Stimme des SK Rapid
Andy Marek
GEPA pictures/ David Bitzan
Didi Kühbauer ist der letzte von insgesamt 15 Rapid-Trainern, die Marek in seiner Ära begleitet hat
Andy Marek
GEPA pictures/ Christian Ort
Kühbauer und Marek bei einer Pressekonferenz
Andy Marek
GEPA pictures/ Christian Ort
Marek gehört seit mehr als 27 Jahren zum SK Rapid Wien
Andy Marek
GEPA pictures/ Christian Ort
Bei Rapids Europacup-Spielen war Marek ebenfalls Rapids Sprecher und auch Organisator der Fanreisen

Marek: „Entweder ganz oder gar nicht“

noe.ORF.at: Diese Entscheidung haben Sie im vergangenen November aus gesundheitlichen Gründen getroffen. Wie geht es Ihnen mittlerweile?

Marek: Ich habe im Herbst eine sehr heftige Diagnose bekommen, und wenig später wurde eine schwere Operation durchgeführt. Es ist alles gut verlaufen, aber gleich danach war mir klar, dass ich diesen ausfüllenden Job nicht mehr machen kann. Ich bin täglich 296 Kilometer von Groß-Siegharts nach Wien und wieder retour gefahren. Das hinterlässt Spuren, und das geht jetzt nicht mehr. Die Ärzte haben gesagt, dass ich wieder ganz gesund werde, und ich werde ja auch weiterhin als Moderator bei verschiedenen Veranstaltungen arbeiten.

noe.ORF.at: Ein „Rückzug auf Raten“ bei Rapid ist nie infrage gekommen? War es ein Thema, dass Sie nur als Stadionsprecher arbeiten und den Klubservice aufgeben?

Marek: Das hätte nicht funktioniert und das wollte ich auch nicht. Wenn man 27 Jahre lang so viele Aufgaben abdeckt, kann man nicht plötzlich am Spieltag sagen, dass einen das alles nichts mehr angeht, und man nur noch mit dem Mikrofon Stimmung macht. Entweder ganz oder gar nicht.

noe.ORF.at: Was bleibt von 27 Jahren beim SK Rapid?

Marek: Wenn ich daran denke, wie ich 1992 als junger, schüchterner Mann aus dem Waldviertel begonnen habe und was heute daraus entstanden ist, bin ich natürlich sehr stolz. Damals hatte Rapid manchmal nur 2.000 Fans bei einem Heimspiel. Wir haben viele Strukturen geschaffen und vor allem den Dialog mit den Fans gesucht und intensiviert.

Fotostrecke mit 4 Bildern

Andy Marek
GEPA pictures/ Norbert Juvan
Mit Rapid-Legende Steffen Hofmann verbindet Marek eine ganz besondere Freundschaft
Andy Marek
GEPA pictures/ Mario Kneisl
Nach Ausschreitungen der Rapid-Fans musste Marek immer als Bindeglied zwischen Fans und Exekutive agieren
Andy Marek
GEPA pictures/ Mario Kneisl
Beim letzten Meistertitel für Rapid im Jahr 2008 feierte Marek ebenfalls kräftig mit
Andy Marek
GEPA pictures/ Walter Luger
Auch nach einer Knieoperation ließ sich Marek im Frühjahr 2013 die Rapid-Heimspiele nicht entgehen

Tränenreicher Abschied am Sonntag

noe.ORF.at: Es gab ja auch manchmal Kritik, dass im Umgang mit den Fans nach Skandalen zu lasch durchgegriffen wurde. Wie haben Sie Situationen wie im Jahr 2011 nach dem Platzsturm beim Derby wahrgenommen?

Marek: Das war eine ganz schlimme Zeit, weil es fast ein Jahr keine Gesprächsbasis mit den Fans gegeben hat. Wir haben die Probleme schon angesprochen und im Hintergrund immer mit den Fans gearbeitet, wir haben nur nicht alles plakativ nach außen getragen. Jetzt ist es wieder eine gute Basis, und Rapid ist einfach der Club mit den meisten und besten Fans und mit dem größten Potenzial.

noe.ORF.at: An welche Spiele oder Augenblick erinnern Sie sich besonders gerne zurück?

Marek: Ich durfte drei Meisterfeiern organisieren, das waren schon sehr spezielle Momente. Natürlich auch die Europacup-Reisen mit vielen Fans, wie etwa nach Hamburg, als 9.000 Rapid-Fans dabei waren. Ich durfte in den großen Stadien Europas sprechen und war unter anderem bei Rapid-Spielen bei Bayern München, Juventus Turin und Manchester United dabei.

noe.ORF.at: Am Sonntag ist Tirol der letzte Gegner in Ihrem 599. Heimspiel. Warum machen Sie eigentlich nicht genau 600 Spiele?

Marek: Ich habe das im Herbst nach der Bekanntgabe meines Rücktritts gar nicht gewusst. Ich habe gesagt, dass ich noch das erste Heimspiel im Frühjahr mache und dann aufhöre. Dass es 599 sind, hat mir ein Statistiker unseres Clubs gesagt. Aber es ist schön, so wie es ist, und ich bin sicher, dass es sehr emotional wird. Ich muss gestehen, dass ich Angst vor diesem Abschied habe. Es werden Tränen fließen und es wird ein ganz besonderer Tag für alle werden.