Festgäste
Caritas/Karl Lahmer
Caritas/Karl Lahmer
RELIGION

Caritas St. Pölten feiert großes Jubiläum

Mit einem Festgottesdienst im Dom der Landeshauptstadt hat die Caritas der Diözese St. Pölten am Freitag mit den Jubiläumsaktivitäten anlässlich des 100-jährigen Bestehens begonnen. Hervorgehoben wurde dabei die Bedeutung der Organisation, die nunmehr über 165 Standorte verfügt und mehr als 2.400 Mitarbeiter beschäftigt.

Aus der Not geboren, ist die Caritas heute unverzichtbar. Ihre Geschichte von den 20er-Jahren bis zu ihrer heutigen Rolle als sozialer Leistungsträger in Niederösterreich gab am Freitag Anlass zur großen Feier im St. Pöltner Dom. Die Festmesse wurde von Diözesanbischof Alois Schwarz, Alt-Bischof Klaus Küng und Michael Landau, dem Präsidenten der Caritas Österreich, zelebriert.

Bischof Schwarz würdigte in seiner Predigt die Leistung von Michael Memelauer, der auch 34 Jahre lang Bischof der Diözese St. Pölten war. Memelauer war nicht nur Gründer der Caritas, sondern baute sie zwischen 1920 und 1960 vom Verein bis zur kirchlichen Institution auf. „Caritati war sein Leitspruch in diesen schwierigen Zeiten, also die Liebe. 1920 die Gründung, gefolgt von den Jahren zwischen den Kriegen und die Auseinandersetzungen in der Politik. Wenig später begann der Zweite Weltkrieg, dann die Aufbauarbeit danach“, erinnerte Schwarz an die Hürden und Herausforderungen Memelauers.

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Michael Memelauer gründete die Caritas St. Pölten im Jahr 1920

Ziselsberger: „Werden Migration brauchen“

Memelauers Vermächtnis ist heute exakt hundert Jahre jung. Aus der Aufbauarbeit des Gründers entstand eine Organisation, die heute 2.400 Angestellte und 4.800 Freiwillige in unterschiedlichen sozialen Bereichen von der Hauskrankenpflege über Behinderteneinrichtungen bis zum psychosozialen Dienst hat. „Österreich im Jahr 2020 schaut anders aus als Österreich im Jahr 1920. Der Auftrag der Caritas bleibt aber derselbe: Wenn wir Not sehen, dann handeln wir“, sagte Hannes Ziselsberger, Direktor der Caritas St. Pölten.

Speziell in Hinblick auf die Zukunft der Pflege sendete Ziselsberger eine politische Botschaft aus: „Europa ist eine alternde Gesellschaft, die Zahl der Geburten geht zurück. Wir werden Zuwanderung brauchen, nicht zuletzt um den Arbeitskräftebedarf zu decken. In Betreuungs- und Pflegeberufen spüren wir das schon heute.“ Der Caritas-Direktor stellte auch ein Buch vor, das aus Anlass des hundertjährigen Jubiläums erschien. Das Buch mit dem Titel „Solidarisch – denken, leben, handeln“ verspricht Geschichte und Geschichten aus 100 Jahren Caritas St. Pölten.

Politik würdigte Caritas als wichtige Stütze

Die vergangenen 100 Jahre brachten laufende Veränderungen. Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ) sprach von einer notwendigen Unterstützung durch die Caritas, wenn die Möglichkeiten der Politik nicht ausreichen. Auch für das Land sei die Caritas ein wichtiger Partner, betonte auch Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP): „Es ist ein unbestrittenes Faktum, dass es ohne die Caritas kein derart eng geknüpftes, soziales Netz dieser Intensität in Niederösterreich geben würde.“ Mikl-Leitner lobte in diesem Zusammenhang die Zusammenarbeit der Caritas mit dem Land, beispielsweise im Bereich der ersten Pflegeschule mit Matura in Gaming. Die Caritas, so waren sich beim Festakt am Freitag alle einig, sei als wichtiger Baustein der sozialen Hilfe auch für die nächsten hundert Jahre gerüstet.