Frühling im Winter
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Chronik

Früher Frühling: Pollen fliegen bereits

Das außergewöhnliche Wetter führt zu zahlreichen ungewöhnlichen Phänomenen. Dazu zählt nicht nur ein Temperaturrekord auf der Rax am Sonntag mit 15 Grad Celsius, sondern auch eine bereits sehr frühe Belastung durch Pollen. Und es gibt noch weitere Auswirkungen auf Mensch und Natur.

Es blühen bereits die Schneeglöckchen, aber weit und breit ist kein Schnee zu sehen. Wegen des warmen Winters blühen auch jetzt schon die Erlen, gemeinsam mit den Haseln aber nicht nur früher, sondern auch besonders stark. Das spüren bereits seit einigen Tagen Pollenallergiker.

„Die Klimaveränderung bringt eine frühere Blüte und damit eine längere Pollensaison, denn Pflanzen, die unter Stress geraten, produzieren mehr Pollen. Das heißt, es sind mehr Allergene in der Luft. Was noch dazukommt: Mit der Klimaerwärmung und der Luftverschmutzung verstärken sich die Symptome der Allergiker“, erklärt der Leiter des Österreichischen Pollenwarndienstes, Uwe Berger.

Warme Winter werden häufiger auftreten

Auch Eschen und Birken bereiten sich auf ihre Blüte vor – eine Folge der milden Wintertemperaturen. Der Winter in Niederösterreich war insgesamt außergewöhnlich warm und auch trocken. In der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien rechnet man damit, dass warme Winter wie dieser wegen der Klimaveränderung häufiger werden.

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Die Krokusse blühen ebenso schon wie zahlreiche andere Frühlingsblumen

„Man kann schon sagen, dass die Winter in Zukunft, also in den nächsten 20 bis 40 Jahren, eher so wie jetzt mittlere Winter sein werden“, sagt der Meteorologe Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik.

Verglichen mit anderen Wintern seit Aufzeichnungsbeginn wird dieser voraussichtlich sogar als einer der wärmsten in die Geschichte eingehen. „In Niederösterreich rechnen wir damit, dass dieser Winter der dritt- oder viertwärmste wird. Wenn man das betrachtet, dann ist das schon sehr außergewöhnlich. Einzelne Ereignisse wie jetzt sind natürlich nicht außergewöhnlich, aber wir sehen gerade jetzt eine Häufung von warmen Wetterphasen im Winter“, erklärt Orlik.

Schädlinge überstehen Winter leichter

Durch die Warmwetterphasen stehen Krokusse Mitte Februar bereits in voller Blüte, sogar bei vielen Rosen zeigen sich die schon die ersten Blätter. Viele Menschen genießen die warmen Temperaturen. Auch in der Erde fühlen sich viele Tiere ohne Frost ganz besonders wohl, was bei den Stadtgärtnern in Tulln aber nicht auf große Freude stößt.

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In den Stadtgärten in Tulln bereitet man sich darauf vor, dass mehr Schädlinge zu bekämpfen sein werden

„Mir geht es als Gärtner eigentlich mehr um die Tiere, die im Boden überwintern, die uns auch auf die Nerven gehen, wie zum Beispiel Schneckeneier oder Rüsselkäfer. Wenn sie in großer Zahl überleben, dann bedeutet das für uns Mehrarbeit, damit unsere Pflanzen gesund bleiben“, erklärt der Leiter der Stadtgärten in Tulln, Mario Jaglarz.

Auch in nächster Zeit ist kein Frost in Sicht. Möglich aber sind richtige Wintertage zwar noch einige Wochen bis in den April oder Mai, trotzdem zeigt sich eindeutig: Der Frühling ist in Niederösterreich angekommen – mit all seinen Sonnen- und Schattenseiten.