Wildschwein im Wald
APA/Georg Hochmuth
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Chronik

Starker Anstieg bei Wildschweinabschüssen

Die Zahl der Wildschweinabschüsse ist im Vorjahr in Niederösterreich um 47 Prozent gestiegen, 29.550 Tiere wurden erlegt. Der Jagdverband verwies darauf, dass eine Bestandsreduktion notwendig sei, um eine Ausbreitung der Schweinepest zu verhindern.

Die Tierseuche grassiere bereits in Ost- und Nordeuropa. Sollte die Afrikanische Schweinepest auch Österreich erreichen, könne sie sich im Fall einer hohen Wildschweinpopulation rascher ausbreiten, betonte der Jagdverband in einer Aussendung. Die präventive Reduktion habe sich daher als „eine von vielen Maßnahmen besonders bewährt“.

Vor allem in den vergangenen beiden Jahren wurde laut Aussendung eine starke Erhöhung der Wildschweinbestände in Niederösterreich verzeichnet. Als Grund dafür wurden die günstigen Nahrungs- und Witterungsverhältnisse angeführt. Für Menschen und andere Tiere stellt die Afrikanische Schweinepest keine Gesundheitsgefahr dar.

„Schweinepest rückt von Osten Richtung Österreich“

„Momentan begünstigen vor allem die Witterung und Ernährungsbedingungen die Vermehrung der Wildschweine“, sagt Wildökologe Leopold Obermair vom niederösterreichischen Jagdverband. noe.ORF.at sprach mit ihm über die Folgen der Bejagung, aber auch die Risiken der Schweinepest.

noe.ORF.at: Wie wahrscheinlich ist es Ihrer Einschätzung nach, dass die Afrikanische Schweinepest nach Niederösterreich kommt?

Leopold Obermair: Wenn man sich die aktuelle Ausbreitung und Weiterverbreitung der Schweinepest in Europa anschaut, muss man leider davon ausgehen, dass sie sehr wahrscheinlich auch nach Niederösterreich kommen wird. Es sind aktuell Fälle in Ungarn und der Slowakei bekannt. Die Schweinepest rückt also von Osten her Österreich näher.

noe.ORF.at: Wie verbreitet sich die Schweinepest?

Obermair: Die Schweinepest wird hauptsächlich über zwei Wege verbreitet. Zum einen durch natürliche Verbreitung von Wildschwein zu Wildschwein. Dabei legt die Schweinepest 30 bis 50 Kilometer pro Jahr zurück. Die zweite Verbreitungsart, bei der sie häufig sehr weite Sprünge macht, ist die über den Menschen. Das hat man zum Beispiel in Belgien gesehen. Infizierte Speisereste wurden dort vom Menschen über Hunderte Kilometer transportiert, in Belgien weggeworfen und dort von Wildschweinen aufgenommen. So hat die Krankheit binnen einiger Stunden mehrere hundert Kilometer überwunden. Man kann also nicht sagen, ob die Schweinepest jetzt morgen bei uns auftritt oder erst in einem Jahr.

Schweinepest nähert sich dem Burgenland
ORF
Die Schweinepest verbreitet sich zum einen natürlich von Wildschwein zu Wildschwein, zum anderen durch den Menschen

noe.ORF.at: Welche speziellen Vorkehrungen sollten Jäger oder auch Bauern treffen?

Obermair: Das Wichtigste für uns (die Jäger, Anm.) ist, dass wir es sehr schnell erkennen, wenn die Afrikanische Schweinepest auftreten sollte. Deswegen gibt es jetzt eine Verordnung vom Ministerium, wonach man verendet aufgefundenes Schwarzwild der Behörde melden muss.

noe.ORF.at: Im Vorjahr wurden 47 Prozent mehr Wildschweine erlegt als 2018. Was passiert mit dem Fleisch?

Obermair: Wildschweinfleisch ist sehr schmackhaft, die Verwertung ist deswegen nach wie vor möglich. Der Preis, den die Wildbret-Händler aber momentan zahlen, ist nicht mehr sehr gut. Zurzeit liegt der Preis zirka zwischen 60 Cent und 1,50 Euro pro Kilogramm. Wegen des Geldes würde man also sicher kein Wildschwein mehr erlegen.

Das Gespräch führte Sophie Seeböck, noe.ORF.at