Chronik

Toter Soldat: Bissspuren von beiden Hunden

Nach der tödlichen Hundeattacke auf einen 31-jährigen Soldaten in der Wiener Neustädter Flugfeld-Kaserne sind am Mittwoch Inhalte des DNA-Gutachtens bekanntgeworden. Demnach wurden Bissspuren von beiden Hunden entdeckt.

„Bissspuren konnten beiden Hunden (Hati und Ragna, Anm.) zugeordnet werden“, wurde Erich Habitzl, Sprecher der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt, in einem Onlinebericht der „Salzburger Nachrichten“ zitiert. Gegenüber noe.ORF.at bestätigte Habitzl, dass das DNA-Gutachten eingelangt ist. „Die Sachbearbeiterin prüft das Gutachten nun. Dann entscheidet sich, ob weitere Ermittlungen notwendig sind.“

Am Personenkreis, gegen den ermittelt wird, änderte sich vorerst nichts. Ermittelt wird gegen den Hundeführer und gegen unbekannte Täter aus dem Kreis des Bundesheeres wegen des Verdachts der grob fahrlässigen Tötung und der Gefährdung der körperlichen Sicherheit.

Bundesheer nimmt Expertise „zur Kenntnis“

Seitens des Bundesheeres wurde bisher davon ausgegangen, dass „Hati eher zugebissen hat“, sagte Sprecher Michael Bauer am Mittwochnachmittag zur APA. Dass das DNA-Gutachten nun zu einem anderen Ergebnis kommt, werde seitens des Heeres „zur Kenntnis genommen“.

Bei „Ragna“ sei zwar eine Beißhemmung festgestellt worden, das heiße aber nicht, dass das Tier nicht zubeißen könne, erklärte der Bundesheersprecher. „Das heißt lediglich, dass der Hund nicht jene Konsequenz beim Beißen hat, die er als Schutzhund benötigen würde“, konkretisierte Bauer. Das Bundesheer habe die internen Untersuchungen zu dem Vorfall im Dezember abgeschlossen, alle weiteren Schritte würden nun der Staatsanwaltschaft obliegen. Die beiden Hunde befinden sich weiterhin in Einzelzwingern in einer anderen Kaserne.

Flugfeld-Kaserne Wiener Neustadt
Bundesheer/Wimplinger
Zu der tödlichen Hundeattacke kam es im November des Vorjahres in der Flugfeld-Kaserne in Wiener Neustadt

Der Untersuchungsbericht war noch vor Weihnachten der Anklagebehörde übermittelt worden. Er kam zum Ergebnis, dass eine „schwere Konfliktsituation“ zwischen dem getöteten Hundeführer und dem Malinois Hati vorgelegen habe. Warum, lasse sich „aufgrund fehlender Zeugen und der noch ausstehenden gerichtsmedizinischen Analysen nicht näher definieren“.

Der 31-jährige Soldat wurde am 14. November des Vorjahres kurz vor 2.00 Uhr tot aufgefunden. Der Oberwachtmeister des Jagdkommandos aus dem Bezirk Mödling war unter anderem für Auslauf und Fütterung der Tiere zuständig gewesen. Er war am Vortag gegen 16.00 Uhr zur Zwingeranlage aufgebrochen, um fünf Hunde in der Kaserne zu betreuen. In der Nacht bemerkte der diensthabende Offizier dann die zwei freilaufenden Malinois. Der Offizier weckte einen Hundeführer auf, der die beiden Tiere wieder einsperrte und den leblosen Kollegen vor dem Zwinger fand.

Anwalt der Familie: „Bundesheer in Erklärungsnot“

Bei dem als verdächtig geltenden Hundeführer handelt es sich um den Besitzer der beiden in den Fall involvierten Tiere. Weil er sich am 13. November bei einer Übung befand, brachte er die beiden Malinois im Zwinger der Wiener Neustädter Kaserne unter. Nicht seitens des Bundesheeres gedeckt war jedenfalls das Einstellen von Ragna, der wegen seines Vorverhaltens als Diensthund ausgeschlossen worden war und fortan als Privathund galt.

„Das Bundesheer ist dadurch in Erklärungsnot geraten“, sagte Opferanwalt Erich Gemeiner am Mittwoch gegenüber noe.ORF.at. Denn sowohl der Diensthund als auch der jüngere Privathund hätten sich ohne Genehmigung in der Kaserne aufgehalten. Außerdem sei das Bundesheer bisher davon ausgegangen, dass nur der Diensthund zugebissen hatte. Gemeiner kritisierte, dass sich ein „unkontrollierbarer Diensthund gemeinsam mit einem Privathund in der Kaserne aufgehalten hat und dafür nur ein Hundeführer abgestellt war.“