Eierschachteln
Walter Weber
Walter Weber
Chronik

„Faule Eier“: Staatsanwaltschaft ermittelt

Die Staatsanwaltschaft St. Pölten hat Betrugsermittlungen gegen einen eierverarbeitenden Betrieb im Mostviertel aufgenommen. Im Raum stehe, dass Eier minderer Qualität verwendet und nicht richtig deklariert wurden, sagte Behördensprecher Leopold Bien am Donnerstag gegenüber noe.ORF.at.

Der Sprecher der Staatsanwaltschaft St. Pölten bestätigte gegenüber noe.ORF.at, dass Ermittlungen wegen des Verdachts des qualifizierten Betruges geführt werden. Eine entsprechende Anzeige sei Anfang Dezember eingelangt, so Bien. „Für ein vollständiges Bild ist es aber noch zu früh, da weitere Erhebungen notwendig sind.“ Weiter führte Bien aus, dass nicht nur gegen Verantwortliche des Betriebes, sondern auch gegen das Unternehmen selbst ermittelt werde. „Und zwar deshalb, weil das Unternehmen durch die Verdachtslage einen Vorteil gezogen haben könnte.“ Die Zahl der verdächtigen Mitarbeiter nannte Bien nicht.

Privatdetektiv soll Fall ins Rollen gebracht haben

Ins Rollen soll der Fall nach der Anzeige des oberösterreichischen Privatdetektivs Walter Weber gekommen sein. Er soll den „Oberösterreichischen Nachrichten“ sowie der „Süddeutschen Zeitung“ Fotos, Unterlagen und E-Mails zur Verfügung gestellt haben, berichtete die APA. Aus dem Material soll sich eine Situation in der entsprechenden Firma ergeben, die von den „Oberösterreichischen Nachrichten“ so beschrieben wird: „Rohe Eier, aus denen Maden kriechen und an denen Schimmel haftet. Dotter, die eigelb sein müssten, aus denen aber pechschwarze Flecken hervorstechen, dazu bestialischer Gestank.“

Fotostrecke mit 5 Bildern

Eierschachteln und kaputte Eier
Walter Weber
Der Privatdetektiv brachte mit seinen Fotos den Fall ins Rollen
Eier mit Schimmel
Walter Weber
Die Aufnahmen zeigen u.a. Schimmel an Eiern
kaputte Eier mit Maden
Walter Weber
Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen aufgenommen
Eidotter
Walter Weber
Auf den Aufnahmen ist u.a. auch Dotter zu sehen, der eigentlich eigelb sein müsste
Maden
Walter Weber
Vom Unternehmen gab es bislang keine Stellungnahme

Er habe nicht auf Auftrag, sondern „im Interesse der Öffentlichkeit“ gehandelt, sagt der Privatdetektiv im Gespräch mit noe.ORF.at. Die Anzeige erstattete er am 26. November, nachdem Fotos und Informationen, die er gesammelt hatte, seinen Verdacht bestätigt hätten. „Die Dinge, die auf den Aufnahmen zu sehen sind, sind ekelerregend. Und: Auch wenn die Eier erhitzt werden, glaube ich, dass hier eine Gesundheitsgefährdung vorliegt.“ Weber habe die Anzeige „wegen Gefahr in Verzug“ erstattet. Allerdings nicht nur gegen den Betrieb aus dem Mostviertel, sondern gegen weitere Betriebe in Österreich und Deutschland.

In Medienberichten war außerdem die Rede von „ekelerregenden Zuständen“ in der Fabrik. Die „Oberösterreichischen Nachrichten“ und die „Süddeutsche Zeitung“ schrieben von Vorwürfen in Richtung Etikettenschwindel. Das Unternehmen verarbeite je nach Kundenwunsch Freilandeier, Bodenhaltungs- und importierte Eier aus Käfighaltung. Geprüft werde, ob Freilandeiprodukten etwa auch Käfigeier untergemischt werden.

Unternehmen: „Keine Stellungnahme“

Kunden seien Industrie- und Gewerbebetriebe, die daraus Backwaren und Nudeln herstellen. Hotelbetriebe bereiten daraus etwa Eierspeis für das Frühstücksbuffet zu. Aus dem Büro der Geschäftsführung des betroffenen Betriebes hieß es am Donnerstagvormittag auf Anfrage von noe.ORF.at, dass „es gegenüber Medien keine Stellungnahme“ geben werde.

Betrieb soll faule Eier verarbeitet haben

Die Staatsanwaltschaft St. Pölten ermittelt wegen Betrugsverdachts gegen den eierverarbeitenden Betrieb, der mit seinen Produkten die Gastronomie und Großküchen beliefert haben soll.

Den Medienberichten zufolge hat auch die Staatsanwaltschaft in München nach der Anzeige des Privatdetektivs Voruntersuchungen eingeleitet. Käufer der Eiprodukte befänden sich auch in Deutschland, diese könnten Betrugsopfer geworden sein.

Betriebskontrollen gestartet

Im Zusammenhang mit den Betrugsvorwürfen hat die Lebensmittelaufsicht Niederösterreich in Abstimmung mit der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) sofortige Untersuchungen angeordnet und durchgeführt. Die Ergebnisse werden einer Aussendung vom Donnerstag zufolge „in den nächsten Tagen“ erwartet.

Danach sollen die entsprechenden Konsequenzen überlegt und auch gezogen werden. Gesundheits- und Sozialminister Rudolf Anschober (Grüne) betonte, dass es seit Jahren eine hervorragende Kennzeichnung von im Handel zu beziehenden frischen Eiern aus Österreich gebe. Das Problem sei jedoch die „fehlende Kennzeichnung von verarbeiteten Eiprodukten“. In diesem Bereich sei dringend mehr Transparenz bei der Kennzeichnung und damit mehr Kontrollmöglichkeit durch die Konsumenten erforderlich, wurde Anschober zitiert. Eine solche Kennzeichnung wurde am Donnerstagnachmittag auch seitens der österreichischen Geflügelwirtschaft eingefordert.

Mit heftiger Kritik reagierte die Tierschutzorganisation Vier Pfoten. Sollte sich der Verdacht bestätigen, würde „einer der größten Lebensmittelskandale überhaupt in Österreich“ vorliegen, so die Tierschutzorganisation. Der Bauernbund Niederösterreich erhob per Aussendung die Forderung nach einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung bei Lebensmitteln – „auch bei verarbeiteten Produkten und der Gemeinschaftsverpflegung“.