Gesundheit

Coronavirus: „Vergleichbar mit Grippe“

Das Coronavirus ist in Österreich angekommen. Am Dienstag wurden die ersten zwei positiv getesteten Fälle in Tirol bekannt. noe.ORF.at hat mit dem Infektionsexperten Ojan Assadian gesprochen, wie gefährlich das Virus wirklich ist. Laut Assadian sei es mit der Grippe vergleichbar.

Die Aufregung rund um das Coronavirus ist groß, dabei lässt sich die Erkrankung mit einer Grippe vergleichen, sagt der internationale Infektionsexperte und ärztliche Direktor des Landesklinikums Neunkirchen Ojan Assadian im Gespräch mit noe.ORF.at. An der echten Grippe sterben in Österreich wöchentlich einige Personen, darüber wird vergleichsweise wenig berichtet, so seine Kritik.

noe.ORF.at: Wie gefährlich ist das Virus also wirklich?

Ojan Assadian: Das ist nicht das erste Mal, dass Coronaviren den Übergang vom Tierreich auf die Menschen erfolgreich bewältigt haben. Wir kennen solche Situationen und gefährlich ist es in dem Kontext, dass man – wenn man eine Vorerkrankung hat – schwerer krank werden kann.

noe.ORF.at: Wie lässt sich das Virus medizinisch einordnen?

Assadian: Sie können sich das – um ein Bild zu bekommen, wie man es einordnen kann – als ein Mittelding zwischen echter Grippe und grippalem Infekt mit einer Verkühlung vorstellen.

noe.ORF.at: Inwiefern ähneln sich die beiden Krankheitsbilder?

Assadian: Sowohl die Übertragung als auch der Krankheitsverlauf sind sehr ähnlich. Das erschwert natürlich auch gerade in der jetzigen Zeit, wo auch die Grippesaison läuft, das Einschätzen der Situation.

Interview Arzt
ORF
Infektionsexperte Ojan Assadian im ORF-NÖ-Interview

noe.ORF.at: Die Aufregung ist groß, dabei heißt es, die echte Grippe sei mitunter gefährlicher?

Assadian: Ganz konkret ist es so, dass mit relativer Sicherheit die echte Grippe für den Einzelnen wesentlich gefährlicher ist und einen höheren Krankheitswert hat. Es sind aber gerade Personen mit Immunschwäche, mit bestehenden chronischen Erkrankungen und mit Herz-Lungen-Erkrankungen eher betroffen. Wir haben auch die Beobachtung gemacht, dass sehr wenige Kinder betroffen sind.

noe.ORF.at: Welche Faktoren müssen erfüllt sein, dass eine Person überhaupt in den Verdacht kommt, am Coronavirus erkrankt zu sein?

Assadian: Da sind zwei Punkte entscheidend. Einerseits müssen die Krankheitssymptome wie Fieber, Lungenerkrankung und Husten vorliegen. Es müssen aber schon auch Schmerzen beim Atmen auftreten und auf der anderen Seite muss es einen Kontakt oder einen Aufenthalt in China in den letzten 14 Tagen gegeben haben. Beide Faktoren müssen erfüllt sein.

noe.ORF.at: Auch in Italien gibt es nun viele Erkrankungsfälle. Die Risikogebiete werden jeden Tag neu bewertet. Was heiß das genau?

Assadian: Wenn jetzt zum Beispiel Italien hinzu käme, dann gilt hier genau das Gleiche: Ich muss Fieber und eine Lungenerkrankung haben und in China oder in Italien in den letzten 14 Tagen gewesen ein. Für alle anderen gibt es überhaupt keinen Grund, dass sie jetzt in Scharen in die Krankenhäuser strömen und sich hier untersuchen lassen oder gar die Sorge haben, dass sie ein Coronafall wären.

noe.ORF.at: Was soll man machen, wenn man betroffen ist, also wenn man die Symptome aufweist und zuletzt in einem Risikogebiet war? Wen soll man anrufen?

Assadian: Wir haben hier zum Beispiel den Notruf, aber auch die Telefonnummer 1450. Sie können auch ihren Hausarzt anrufen oder in einer Notaufnahme in einem Krankenhaus. All das wäre besser, als auf eigene Faust, vielleicht gar mit öffentlichen Verkehrsmitteln in ein Krankenhaus zu fahren.

noe.ORF.at: Was bedeutet es, wenn man wirklich erkrankt ist?

Assadian: In der Regel hat man eine schwerere Lungenerkrankung, die hauptsächlich symptomatisch gepflegt wird. Betroffene sind in einem Einzelzimmer, damit Übertragungen auf andere Personen reduziert oder unterbunden werden. Es stehen auch einige Medikamente zur Verfügung, wo man den Krankheitsverlauf dieser Virusinfektionen verkürzen oder deutlich erleichtern kann.