Schafe Hohe Wand
ORF/Stefan Sailer
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Umwelt

Schafe sollen Schmetterlinge retten

Unter dem Motto „Naturschutz is ka gmade Wies’n“ wurde am Donnerstag der heimische Naturschutzpreis vergeben. 24 Projekte wurden prämiert, neun aus Niederösterreich. Auf der Hohen Wand sollen etwa Schafe Schmetterlinge retten.

Kalter Wind weht über die Gletscherwiese auf der Hohen Wand. Bis vor wenigen Jahren weideten auf der etwa zwei Hektar großen Fläche noch Kühe. Doch nun herrscht eher Wildwuchs, die Wiese droht zu „verbuschen“, sagt Selma Karnitsch, Geschäftsführerin des Naturparks Hohe Wand: „Das geht so schnell dann, alles wächst mit Brombeersträuchern zusammen und das wäre schade, um diese artenreichen Wiesen.“

Derzeit gibt es im Sommer noch viele Schmetterlinge, Vögel und Heuschrecken. „Aber jeder braucht eben sein ‚Pflanzerl‘, damit er überleben kann“, erklärt Karnitsch. Die Wiese mit der Hand oder mit Maschinen zu mähen, sei sehr arbeitsintensiv und „wollte sich keiner mehr antun“, weiß die Leiterin des Naturparks.

Natürliche und schonende Bewirtschaftung

Nun setzt man auf eine neue Geheimwaffe: Schafe, die die Wiesen auf der Hohen Wand in Zukunft natürlich bewirtschaften. „Die Schafe beweiden dann die Flächen, die sich sonst nicht zum Mähen auszahlen, damit die Wiese erhalten bleibt“, sagt Schäferin Kerstin Schmölz. Neben dem Naturschutzpreis erhielt das Projekt von der Stiftung „Blühendes Österreich“ auch 16.000 Euro. Damit wird als nächster Schritt ein genauer Beweidungsplan ausgearbeitet.

Naturschutzpreis Verleihung Brennnessel
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Das „Gletscher Lamm“ wurde am Donnerstag im Festsaal der REWE International AG in Wr. Neudorf mit der Brennnessel prämiert

Das Projekt „Gletscher Lamm“ wurde am Donnerstag ebenso mit dem österreichischen Naturschutzpreis „Die Brennnessel“ ausgezeichnet, wie 23 andere Projekte: Streuobstwiesen, Feuchtgebiete, nachhaltige Ackerflächen oder ein Biotop für Bienen, mit deren Hilfe 63 Hektar Wiesen wieder zum Blühen gebracht werden sollen. Die Ideen kamen von Schulen, Kindergärten über die Jäger- und Landwirtschaft sowie von Privatpersonen oder NGOs.

Grünes Klassenzimmer, Permakultur und Streuobstwiesen

Auch in den Leiser Berge, die jahrzehntelang als extensive Weiden genutzt wurden, beweiden nun Hausschafe fünf Hektar Wiese. In Göttlesbrunn (Bezirk Bruck/Leitha) wird eine ehemalige Ackerfläche künftig zur Hälfte landwirtschaftlich mit Permakultur bewirtschaftet. Auf der anderen Hälfte werden Bäume gepflanzt, Hecken, Wildbienen- und Wasserbiotope geschaffen. Die Schulgemeinschaft des Stifts Seitenstetten (Bezirk Amstetten) initiierte ein Projekt, bei dem ungenutzte Streuobstwiesen mit alten Sorten aufgeforstet werden. Zudem soll ein „Grünes Klassenzimmer“, ein Freiluft-Klassenzimmer mit der nötigen Infrastruktur entstehen.

Die vielen kleinen Projekte sollen ab sofort auch zu Botschaftern des Umweltschutzes werden, sagt Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne): „Da braucht es viele engagierte Menschen, da braucht es aber auch Rahmenbedingungen vom Bund, an denen wir gerade arbeiten.“ In den nächsten Monaten will die Bundesregierung eine neue Biodiversitätsstrategie erarbeiten. „Mit Maßnahmen gegen das Bienen- beziehungsweise Artensterben und für mehr Naturschutz“, sagte Gewessler.

Kleine Initiativen als Motivation für andere

Die Verantwortung der Gemeinden sei es wiederum mit gutem Beispiel voranzugehen, sagte Gemeindebundpräsident Alfred Riedl (ÖVP): „Ein Best-practice-Beispiel muss nicht überall neu erfunden werden. Und diese kleinen Initiativen sind ja auch Motivation für andere, den Nachbarn oder Bekannte.“ Die Stiftung „Blühendes Österreich“ unterstützt die Projekte, die ab sofort umgesetzt werden, mit 230.000 Euro – mit dem Ziel, dass damit die Artenvielfalt und intakte Natur auch für die nächsten Generationen erhalten bleiben.

Auf der Hohen Wand sollen die Schafe spätestens ab Juni zum Mähen beginnen – auch zum Wohle der Tiere, erklärt Schäferin Schmölz: „Die Kräuter sind oben ganz andere, solche speziellen haben wir herunten im Tal nicht, und damit wachsen sie dann ganz gesund.“ „Und die Schafe sind eh immer hungrig“, freut sich Karnitsch, „schmecken tut’s auch gut und somit wird das einmal schön gemäht und dann kann sich die Vegetation wieder entwickeln.“