Eine Frau lässt sich gegen Grippe impfen.
APA/dpa/Fredrik von Erichsen
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Gesundheit

Grippe: Nur zehn Prozent lassen sich impfen

Das Coronavirus beherrscht die Schlagzeilen. Eine Impfung gibt es dagegen nicht. Schutz gäbe es aber gegen eine Krankheit, die laut Experten ähnlich verläuft: die Influenza. Diese Impfung nehmen aber nicht einmal zehn Prozent der Bevölkerung in Anspruch.

Etwa 1.000 Menschen sterben jährlich an der Influenza, also der „echten Grippe“. Auch Kinder sind betroffen: „In der Influenzasaison 2017/2018 starben neun Kinder in Österreich nachweislich an ‚echter Grippe‘. Auch in der Saison 2018/2019 sind insgesamt mindestens fünf Todesfälle durch Influenza bei Kindern in Österreich aufgetreten“, heißt es auf der Website des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz.

Die Durchimpfungsrate gegen Influenza sei in Österreich „wirklich ganz, ganz schlecht“, sagte Karl Zwiauer, Initiator des niederösterreichischen Impftages und Mitglied des Impfgremiums des Gesundheitsministeriums. „In Österreich wird die Influenza als nicht gefährliche Erkrankung angesehen.“

„Gefährdungspotenzial von der Bevölkerung verkannt“

Das Problem bestehe auch bei anderen Krankheiten. „Wenn wir heute hören, dass der Ruf nach einer Coronavirus-Impfung so laut ist, dann kann man nur sagen, dass – ohne das eine mit dem anderen vergleichen zu wollen – 2018 142.000 Menschen an Masern starben und im Jahr 2019 noch mehr – obwohl es dafür eine Impfung gibt“, so Zwiauer. „Hier ist das Gefährdungspotenzial von der allgemeinen Bevölkerung völlig verkannt.“

Peter Gonda, Präsident der Apothekerkammer Niederösterreich, sagte dazu: „In der Diskussion um Corona kommt auch die Grippeimpfung wieder vermehrt zur Sprache. Vielleicht ist es eine gute Möglichkeit, dass auch hier wieder Bewusstsein geschaffen wird.“

Dietmar Baumgartner, Maria Paulke-Korinek, Karl Zwiauer,  Barbara Tucek,  Peter Gonda
Ärztekammer NÖ
Vizepräsident und Obmann der Kurie der niedergelassenen Ärzte der Ärztekammer NÖ, Dietmar Baumgartner, Abteilungsleiterin Impfwesen im Sozialministerium, Maria Paulke-Korinek, Initiator des Impftages NÖ, Karl Zwiauer, Barbara Tucek von der AGES/Medizinmarktaufsicht und der Präsident der Apothekerkammer NÖ, Peter Gonda

Den Grund dafür, dass sich viele Menschen nicht impfen lassen, sehen die Expertinnen und Experten unter anderem auch in der Verunsicherung durch soziale Medien, „Horrorgeschichten“ über Impfschäden würden so schnell verbreitet werden. Die Zahl der Impfkritiker oder -gegner steige an, hieß es in einer Pressekonferenz zum niederösterreichischen Impftag. Das Thema Impfschäden wurde daher als Schwerpunkt für den Impftag ausgewählt, der am 14. März in Laxenburg (Bezirk Mödling) stattfindet.

Drei anerkannte Impfschäden in vier Jahren

„Die Thematisierung soll definitiv einen Beitrag zur Verbesserung des Wissens, aber auch der Transparenz leisten“, sagte Zwiauer. In den vergangenen vier Jahren wurden in Österreich bis zu zwanzig Millionen Impfungen verabreicht. In dieser Zeitspanne gab es drei anerkannte Impfschäden – und 44 Anträge. Ein Impfschaden wird nämlich nur nach Einbringung eines Antrags beim Sozialministerium im Zuge eines Verwaltungsverfahrens mit positivem Ausgang zuerkannt.

Impfschäden treten deutlich seltener auf als Todesfälle durch die entsprechenden Krankheiten bei Nichtgeimpften, wurde betont. Grundsätzlich unterschieden werden muss zwischen Impfschäden und Impfnebenwirkungen, wie Barbara Tucek von der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) erklärte: „Bei einer Nebenwirkung handelt es sich um eine schädliche und unbeabsichtigte Reaktion auf ein Arzneimittel. Die häufigsten Impfnebenwirkungen, wie zum Beispiel Rötung/Schmerzen an der Einstichstelle und Fieber, sind meist mild und selbstlimitierend. Aufgrund der enorm hohen Anforderungen an ihr Sicherheitsprofil waren Impfstoffe noch nie so sicher wie heute.“