Passagiere im Ankunftsbereich am Flughafen Wien-Schwechat
ORF/Thomas Koppensteiner
ORF/Thomas Koppensteiner
Coronavirus

Massiver Passagierrückgang am Flughafen

Das Coronavirus hat massive Auswirkungen auf die Flugbranche. Am Flughafen in Schwechat sind die Passagierzahlen um rund 20 Prozent eingebrochen, dutzende Flüge wurden bereits gestrichen. Bei den Austrian Airlines (AUA) sind mehr als ein Fünftel der Flüge betroffen.

Die langen Schlangen vor den Check-in-Schaltern sind am Flughafen in Wien-Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha) am Montag ausgeblieben. Ein paar Fluggäste tragen Gesichtsmasken, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Schalter einer Airline sogar Handschuhe. Die meisten Passagiere, die von Schwechat wegfliegen, sehen die Hysterie aber ohnehin gelassen – auch wenn sie teilweise ihre Flüge umbuchen mussten.

AUA streicht Venedig, Mailand und Bologna

Die größte Airline am Flughafen in Schwechat, die AUA, flog am Montag noch alle Destinationen an – mit Ausnahme von China und dem Iran. Am Montagabend gab das Unternehmen bekannt, dass wegen des Coronavirus auch die Flüge von Wien nach Venedig, Mailand und Bologna temporär eingestellt werden. Der behördliche Flugstopp des österreichischen Gesundheitsministeriums mache den Anflug nicht mehr möglich, teilte die Fluglinie mit. Die Sperre gilt ab dem 10. März bis voraussichtlich Ende März.

Die Flüge nach Rom und Neapel werden vorerst weiterhin angeboten, betonte die Fluggesellschaft in einer Aussendung. „Aufgrund der dynamischen Entwicklungen rund um das Coronavirus sind aber weitere Flugstreichungen nicht ausgeschlossen.“

Nach Venedig und Bologna hat die AUA bis zu drei tägliche Flüge durchgeführt, nach Mailand waren es bis zu sechs. Das Flugprogramm wurde bereits letzte Woche wegen des Nachfrageeinbruchs stark ausgedünnt. Passagiere, deren Flug gestrichen wurde, werden sofern möglich umgebucht oder sie erhalten ihr Geld zurück – mehr dazu in wien.ORF.at.

Flughafen überlegt Kurzarbeit

Die AUA hat ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits zur Kurzarbeit angemeldet – mehr dazu in Kurzarbeit: Gespräche mit AUA und AMS (noe.ORF.at; 6.3.2020). Auch der Flughafen überlegt nun ähnliche personelle Maßnahmen. „Das beginnt mit einem Urlaubsabbau, dem Abbau von Zeitguthaben“, so Flughafen-Vorstandsdirektor Günther Ofner. „Wir prüfen aber auch alle anderen Optionen, weil der Ausfall von Passagieren und Flugbewegungen bedeutet natürlich, dass weniger Mitarbeiter gebraucht werden.“ Auch Kurzarbeit sei denkbar, so Ofner.

Passagiere im Check-in-Bereich am Flughafen Wien-Schwechat
ORF/Thomas Koppensteiner
Lange Schlangen an den Check-in-Schaltern bleiben am Flughafen Wien-Schwechat derzeit aus

Der Einbruch der Passagierzahlen sei kurzfristig und überraschend gekommen, heißt es seitens des Flughafens. Man rechne mit einem Minus von rund 20 Prozent. Genaue Zahlen sollen am Mittwoch in einer Presseaussendung bekanntgegeben werden. Man arbeite nun gemeinsam mit den Belegschaftsvertretern und den Sozialpartnern an einer Lösung, „um großflächige Kündigungen zu vermeiden“, so Ofner weiter.

Starke Buchungsrückgänge bei Geschäftsreisen

Der Rückgang der Passagierzahlen macht sich laut AUA-Sprecher Peter Thier vor allem bei Geschäftsreise-Destinationen in Nord- bzw. Westeuropa bemerkbar. „Wir sehen derzeit, dass Unternehmen einen Dienstreisestopp als Mittel verwenden, um die Ausbreitung des Virus zu unterbinden“, so Thier. Familien, die ihren Urlaub bereits geplant haben, würden diesen aber auch antreten. Fernreiseziele wie die Mauritius oder die Malediven seien gut gebucht, ebenso wie Flüge nach Griechenland oder Spanien, so der AUA-Sprecher.

Schutzmaßnahmen Coronavirus
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Die Zahl der Personen, die in Österreich nachweislich mit dem Coronavirus infiziert sind, hat sich am Montag im Laufe des Tages auf 140 Personen deutlich erhöht. Die meisten Fälle gab es laut den Informationen des Gesundheitsministeriums mit Stand 16.00 Uhr mit 36 Betroffenen in Niederösterreich, Wien folgte mit 35 danach.

Ganz Italien zur Sperrzone erklärt

In Italien stieg die Zahl der Infizierten zuletzt sprunghaft an. Bereits seit Sonntag waren ganze Regionen und Städte im Norden des Landes abgeriegelt, 16 Millionen Menschen sind betroffen. Die Regierung in Rom rief Urlauberinnen und Urlauber auf, die Sperrzonen zu verlassen. Am Montagabend erklärte Italiens Premier Guiseppe Conte ganz Italien wegen der Corona-Epidemie zur Sperrzone. Die Reisefreiheit werde gestoppt, lediglich wenige Ausnahmen würden zugelassen. Die Maßnahmen treten direkt nach der Unterzeichnung der Verordnung noch Montagabend in Kraft.

Österreicherin berichtet über Lage in Italien

Italien weitet das Corona-Sperrgebiete im Norden aus. Betroffen sind die wirtschaftsstarke Lombardei und 14 andere Gebiete. die Österreicherin Renate Kreuzwieser befindet sich in Padua und berichtet über die Lage vor Ort.

In Kärnten soll es am Grenzübergang Thörl Maglern zu Italien ab Dienstag regelmäßige unangekündigte, punktuelle Gesundheitschecks durch mobile Teams geben, die mehrmals die Woche durchgeführt werden. Auch in Tirol sollen ab Dienstag Gesundheitschecks auf dem Brenner, an den Grenzen bei Sillian in Osttirol und auf dem Reschenpass stattfinden – mehr dazu in kaernten.ORF.at.