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Nachbarschaftshilfe, wo sie gebraucht wird

Im Haus oder in der Wohnung zu bleiben gilt es jetzt vor allem für Menschen über 65. Was aber, wenn man ins Lebensmittelgeschäft, in die Apotheke oder zur Bank muss? Auf die Nachbarn ist Verlass! In fast jeder Gemeinde in Niederösterreich haben sich Initiativen gebildet, die Hilfe anbieten.

Ein Lokalaugenschein in der Melker Innenstadt am Montagvormittag. Vor der Apotheke warteten ein paar Menschen, doch ansonsten ist die Fußgängerzone leer. Im Rathaus war man gerade dabei, einen Informationsfolder zu entwerfen, der per Post verschickt wird. So erfahren auch alle, die kein Internet haben, von der Initiative „Melk hilft“. Am Wochenende erst gegründet, meldeten sich via E-Mail und Telefon bereits mehr als 40 Menschen, die Einkäufe für Menschen erledigen, die zu einer der Risikogruppen gehören.

Wer Bedarf an einer solchen Hilfe hat, soll sich unbedingt melden, so die Initiatoren. Wichtig dabei ist, dass die körperliche Distanz gewahrt bleibt. „Es stehen auf dem Informationsblatt zwei Telefonnummern, die Betroffene anrufen können. Das wird dann so koordiniert und der Ablauf so organisiert, dass wir mit den zu versorgenden Personen überhaupt nicht in Kontakt kommen“, erklärte Jürgen Eder (SPÖ), Gesundheitsstadtrat in Melk. Eine Mitarbeiterin im geschlossenen BürgerInnenCenter im Rathaus ist für die Einteilung der Helferinnen und Helfer zuständig, welche die Einkäufe erledigen und bis vor die Haustüren der Betroffenen bringen.

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Essen auf Rädern, sieben Tage in der Woche, auch in Zeiten des Coronavirus

Ein paar Kilometer weiter, beim Arbeiter-Samariter-Bund in Loosdorf (Bezirk Melk), stand man vor dem Problem, dass die Hälfte der Mitarbeiter von „Essen auf Rädern“ 65 Jahre und älter ist – und somit selbst zur Risikogruppe gehört. „Diese Menschen müssen wir auch schützen. Daher haben wir die Bevölkerung, vor allem jüngere Menschen, ersucht, dass sie uns helfen. Heute sind schon die ersten zwei zur Einschulung hier“, freute sich Franz Lenk, Obmann des Arbeiter-Samariter-Bundes Loosdorf.

„Ich habe gehört, dass Helfer ausgefallen sind, und habe mich daher kurzfristig entschlossen, einzuspringen“, erklärte Silvia Kern, die nun bei „Essen auf Rädern“ mithilft. Neo-Helfer Ferdinand Kern ergänzte: „Grundsätzlich möchte ich sagen, dass der Dank eigentlich jenen Menschen gebührt, die das schon seit Jahren machen!“

Die jüngere Generation springt nun ein

So springt die etwas jüngere Generation ein, ob in Loosdorf oder in vielen anderen Gemeinden des Landes. Es gibt in Niederösterreich hunderte Initiativen, bei denen Menschen ihre Hilfe anbieten, etwa ein Gastwirt, der seine Lebensmittelvorräte verschenkte. Oder die vielen handgeschriebenen Zettel, die in unzähligen Mehrparteienhäusern hängen. Auf ihnen stehen Handynummern, die Mitbewohner anrufen können, wenn sie jemanden für den Einkauf oder fürs Gassigehen mit dem Hund brauchen.

Ob eine warme Mahlzeit, die man für die Nachbarin mitkocht, beruhigende Wort am Telefon oder Besorgungen in der Bank oder in der Apotheke: Helferinnen und Helfer werden in sehr unterschiedlichen Bereichen benötigt. Die Caritas der Diözese St. Pölten versucht, all jene Initiativen, die es schon gibt, und jene, die noch gebraucht werden, zu unterstützen. Unter dem Titel „Team Nächstenliebe“ wurde eine Internetseite eingerichtet. Hier kann man sich informieren, welche Angebote in der Nähe bestehen, und wie man sich einbringen und helfen kann.

Team Nächstenliebe zeigt, wie man helfen kann

„Es geht jetzt einfach darum, schnell und möglichst in der Nähe für andere Menschen da zu sein, diese Nächstenliebe auch in die Welt zu bringen. Gerade in diesen schwierigen Zeiten brauchen wir viel Liebe, um einander helfen zu können“, so Hannes Ziselsberger, Caritasdirektor der Diözese St. Pölten.

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Wer helfen möchte oder Hilfe sucht kann sich über das TeamNächstenliebe informieren

Die Caritas bittet alle Österreicherinnen und Österreicher, nicht zu warten, bis jemand um Hilfe bittet, sondern gleich aktiv zu werden und sich folgende Fragen zu stellen – und entsprechend der Möglichkeiten zu handeln: „Viele dieser Hilfen sind ‚begegnungslos‘ möglich. Denn es geht darum, zu helfen und gleichzeitig soziale und persönliche Kontakte zu minimieren“, so Zizelsberger.

  • Braucht jemand in meiner Nähe Unterstützung beim Einkaufen?
  • Kann ich mit dem Hund der Nachbarin/des Nachbarn Gassi gehen?
  • Macht sich jemand in meiner Familie oder im Freundeskreis besonders viele Sorgen und ist dankbar für beruhigende Worte via Telefon?
  • Freut sich eine Nachbarin/ein Nachbar darüber, wenn ich für sie/ihn mitkoche?
  • Braucht jemand Hilfe und Unterstützung beim Einrichten von WhatsApp oder anderen Kommunikationskanälen?
  • Kann ich für jemanden Medikamente besorgen, zur Post gehen etc.?
  • Kann ich für jemanden etwas online bestellen bzw. liefern lassen, der sich im Internet nicht orientieren kann?
  • Welche bereits bestehenden Nachbarschaftsinitiativen gibt es in meiner Umgebung und wie kann ich diese unterstützen?