Eine Hebamme untersucht eine schwangere Frau.
APA/dpa/Fredrik von Erichsen
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Gesundheit

CoV: Herausforderung für Schwangere

Geburtsvorbereitungskurse finden nicht wie geplant statt, auch viele Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen werden abgesagt. Schwangere suchen daher vermehrt im Internet nach Antworten. Auch Hebammen bieten derzeit verstärkt Onlineberatung an.

Im Lauf einer Schwangerschaft tauchen bei werdenden Eltern viele Fragen auf. Antworten zu bekommen, ist derzeit aber weitaus schwieriger als sonst, weil alle sozialen Kontakte, die nicht als lebensnotwendig erachtet werden, eingeschränkt sind. Darunter fallen auch Vorsorgeuntersuchungen oder Geburtsvorbereitungskurse. Laut Auskunft vieler Hebammen verstärkt das bei vielen schwangeren Frauen ein Gefühl der Verunsicherung.

Laut Alexander Lösch, Leiter der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe am Universitätsklinikum St. Pölten, müssten Schwangere zwar selbstverständlich vorsichtig sein und soziale Kontakte möglichst vermeiden, besonders große Sorgen müssten sie sich aber nicht machen: „Schwangere gehören ebenso wie Neugeborene nicht zur Risikogruppe. Der niedergelassene Bereich versorgt die Schwangeren, wir im Universitätsklinikum versorgen sie dann ab der 36. bis 38. Schwangerschaftswoche.“

Bei vielen Frauen werden derzeit Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen abgesagt. Es ist der Einschätzung der jeweiligen Frauenärztinnen und Frauenärzte überlassen, ob sie die Frauen möglichst zu Hause lassen oder die Untersuchungen durchführen wollen. Es wird empfohlen, sich vor jeder vorgesehenen Untersuchung zu erkundigen, ob der Termin planmäßig stattfindet. Nachteile für den Bezug des an die Untersuchungen geknüpften Kinderbetreuungsgeldes müssen Frauen aber auch nach Absagen nicht befürchten. Die Situation wurde mit der Krankenkasse abgeklärt und die notwendigen Stempel können nachgetragen werden.

Väter können bei Geburt anwesend sein

Es ist möglich, dass Väter trotz des Besuchsverbots bei der Geburt anwesend sind. Wenn die Mütter dann aber auf die Wochenbettstation kommen, dann müssen auch die Väter das Spital verlassen. Sie dürfen dann in weiterer Folge die Station auch nicht mehr betreten, so Lösch. Der nächste Kontakt könne dann erst stattfinden, wenn die Mutter und das Neugeborene entlassen werden.

Laut Auskunft der Landeskliniken-Holding gilt diese Regelung für alle Krankenhäuser: „An und für sich dürfen Väter während der Geburt dabei sein aber die Gesundheit von Müttern, Neugeborenen, Patientinnen, Patienten und Personal muss gesichert sein. Bis zur Entlassung der Mutter sind Besuche aus Sicherheitsgründen nicht gestattet“, so Bernhard Jany, Sprecher der Landeskliniken-Holding.

Hebamme beim Skypen
ORF
Hebamme Astrid Krainz bei der Online-Beratung

Weil speziell in sozialen Medien viele Gerüchte um Begleit- und Besuchsverbote in Umlauf waren, hätten schwangere Frauen zuletzt vermehrt eine Hausgeburt in Erwägung gezogen, erzählt Astrid Krainz, Hebamme in Vösendorf (Bezirk Mödling): „Die Nachfrage dürfte größer sein, weil die Frauen verunsichert sind. Die sozialen Medien sind diesbezüglich aber nicht der beste Ratgeber.“ Auch für Hebammen gilt derzeit, direkte Kontakte mit Frauen sowohl vor als auch nach der Geburt möglichst zu vermeiden. Die im Mutter-Kind-Pass vorgesehene Hebammenberatung ist daher vorerst ausgesetzt. Freiberufliche Hebammen machen zwar nach wie vor Hausbesuche, aber nur, wenn es wirklich notwendig ist.

Für viele freiberuflich tätige Hebammen ist digitale Beratung in den letzten zwei Wochen zu einer der neuen Hauptaufgaben geworden. Auch Astrid Krainz verbringt einen großen Teil ihrer Arbeitszeit mittlerweile am Telefon bzw. am Computer oder Tablet. Für Tätigkeiten wie das tägliche Abwiegen des Säuglings im Rahmen der Nachbetreuung schult sie neuerdings die Eltern ein. „Die Jungeltern müssen das jetzt unter Anleitung selbst schaffen, aber das funktioniert eigentlich gut. Tipps und Tricks, die ich sonst geben würde, gebe ich jetzt per Telefon oder Videotelefonie“, erzählt sie. Den Familien mit Onlineberatung zur Seite zu stehen, helfe Unsicherheit abzubauen und Falschmeldungen auszumerzen.

Starke Nachfrage bei Telefon- und Onlineberatung

Die Nachfrage bei der Onlineberatung ist laut der Hebamme zuletzt stark gestiegen. „Viele haben jetzt das Gefühl, ihr Sicherheitsnetz zu verlieren. Schließlich wurde ihnen ja bis vor kurzem noch erklärt, in welcher Reihenfolge sie die Mutter-Kind-Pass Untersuchungen zu absolvieren hätten und worauf sie sich einstellen müssen und jetzt bricht vieles sehr kurzfristig weg“, so Krainz, bei der täglich viele Schwangere Rat suchen. Die häufigsten Fragen beziehen sich ihr zufolge auf die neue Situation im Krankenhaus oder ob Frauen Nachteile entstehen können, wenn Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen abgesagt werden.

Viele der Fragen – von Stillberatung bis Nabelkontrolle des Neugeborenen – lassen sich Krainz zufolge auch aus der Distanz lösen. „Mit Smartphones und Videoschaltung ist das wirklich gut machbar. Oft hält beispielsweise der Partner das Handy, während die frischgebackene Mama das Baby zum Stillen anlegt und so kann ich auch aus der Ferne vieles beurteilen und Tipps geben.“ Die Versorgung von Frauen ist nach wie vor sichergestellt, versichert Krainz, was sich geändert habe seien vor allem die Rahmenbedingungen. In als wichtig eingestuften Fällen finden nach wie vor sowohl ärztliche Untersuchungen als auch Hausbesuche von Hebammen statt.