VIENNA,AUSTRIA,12.MAR.15 – VARIOUS SPORTS – Sportforum Schladming, press conference with Ronnie Leitgeb. Image shows Gunnar Prokop. Photo: GEPA pictures/ Christian Ort
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CORONAVIRUS

Prokop: „Krise bringt Zusammenhalt“

Er war 38 Jahre lang der „Macher“ von Hypo Niederösterreich. Heuer feiert Gunnar Prokop seinen 80. Geburtstag. Mit noe.ORF.at spricht der ehemalige Handball-Manager über das Coronavirus und mögliche Folgen für den Sport.

noe.ORF.at: Herr Prokop, die wichtigste Frage vorweg: Wie geht es Ihnen?

Gunnar Prokop: Es geht mir sehr gut. Ich bin seit zwei Wochen sozusagen in freiwilliger Quarantäne bei mir zu Hause. Meine Schwägerin Maria Sykora und ich haben strengstes Verbot von den Kindern, die Wohnung zu verlassen. Einzige Ausnahme ist ein Spaziergang mit meinem Hund. Wir sind sehr diszipliniert. Das ist das Gebot der Stunde.

noe.ORF.at: Wie verbringen Sie die viele Freizeit zu Hause?

Prokop: Ich lese sehr viel. Außerdem setze ich mich einmal am Tag für eine Stunde auf den Ergometer, damit ich meine Form auf dem Rad nicht verliere. Ich hoffe, dass ich in den nächsten Tagen eine kurze Ausfahrt an der frischen Luft machen kann, natürlich unter Einhaltung der derzeitigen Maßnahmen.

noe.ORF.at: Am 11. Juli feiern Sie Ihren 80. Geburtstag. Wie ernst nehmen Sie die Tatsache, dass Sie, was das Coronavirus betrifft, zur Risikogruppe gehören?

Prokop: Ich nehme das sehr ernst. Vor allem, wenn ich mir ansehe, was derzeit in Italien und Spanien los ist. Ich glaube aber nicht, dass ich mit meinen bald 80 Jahren extrem gefährdet bin. Ich bin fit, halte mich aber an alle Vorgaben der Regierung.

GEPA-1901074020 – SUEDSTADT,MARIA ENZERSDORF,AUSTRIA,19.JAN.07 – SPORT DIVERS, HANDBALL – Champions League, Hypo Niederoesterreich vs Kometal Gjorce Petrov. Bild zeigt Manager Gunnar Prokop (Hypo NOE). Foto: GEPA pictures/ Thomas Karner
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In 38 Jahren als Trainer und Manager führte Gunnar Prokop die Handballerinnen von Hypo Niederösterreich zu acht Champions-League-Titeln. Von 1977 bis 2010 wurde man unter Prokop durchgängig österreichischer Meister

noe.ORF.at: Was sagen Sie jenen, die die Gefahr des Coronavirus nach wie vor unterschätzen und die Maßnahmen dagegen nicht ernst nehmen?

Prokop: Ich muss sagen, es gibt Trotteln, denen kann man einfach nicht helfen. Ich bin zu hundert Prozent der Meinung, dass diese Leute beinhart bestraft werden sollten. Ich weiß einfach nicht, was mit diesen Menschen los ist.

noe.ORF.at: Sie waren jahrzehntelang Trainer und Manager von Hypo Niederösterreich, kennen die Szene nach wie vor gut. Was glauben Sie, welche Auswirkungen das Coronavirus auf den Sport in Österreich haben wird? Wird es Einschnitte geben?

Prokop: Leistungssport war mein Leben. Trotzdem verstehe ich die vielen Spitzensportler nicht, die glauben, dass das das Wichtigste ist. Ich war zum Beispiel tief enttäuscht von der viel zu späten Absage der Olympischen Spiele in Tokio. Leider geht es da immer nur um Geld. Vielleicht wird es vernünftige Einschnitte geben. International müsste man gerade im Fußball nachdenken, die enormen Ablösesummen einzudämmen. In Österreich glaube ich nicht, dass es Spätfolgen geben wird, wenn Vereine und Sportler akzeptieren können, dass sie künftig kleinere Brötchen backen müssen.

noe.ORF.at: Glauben Sie, dass nach der Krise ein Umdenken in der Gesellschaft und im Sport stattfinden wird – weg von der Macht des Geldes zurück zu anderen Werten?

Prokop: Darf ich ehrlich sein? Ich würde es mir wünschen und es wäre auch notwendig, nur glauben tue ich es nicht.

GEPA-PZ-I-62e29A – MARIA ENZERSDORF,AUSTRIA,14.MAI.94 – SPORT DIVERS, HANDBALL – IDamen-Europacup-Finale Hypo Niederoesterreich vs Vasas Budapest. Bild zeigt den Jubel der Mannschaft von Hypo Niederoesterreich mit Manager Gunnar Prokop, Karin Prokop und Iris Morhammer (Hypo). Foto: GEPA pictures/ Hans Punz
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Nach einem Sieg gegen Vasas Budapest bejubelte Gunnar Prokop 1994 seinen fünften Champions League-Erfolg mit Hypo Niederösterreich

noe.ORF.at: Was wünschen Sie sich heuer zu ihrem runden Geburtstag?

Prokop: Ich habe nicht vor, ein großes Fest zu feiern wie damals bei meinem 70. Geburtstag. Ich wünsche mir eher, in kleinen Gruppen von Freunden und Familie feiern zu können. Und ich werde gemeinsam mit meinen Kameraden eine Radausfahrt machen. Die müssen wir aber von Juni wahrscheinlich auf August oder September verschieben.

noe.ORF.at: Zum Abschluss, Herr Prokop, was sollten wir Ihrer Ansicht nach alle aus dieser Krise lernen? Was sollten wir für unser Leben mitnehmen?

Prokop: Wir sollten versuchen, das Schöne mitzunehmen. Durch die Krise ist ein unglaublicher Zusammenhalt zwischen den Menschen entstanden. Wir sollten erkennen, dass wir gegen die Natur am Ende machtlos sind und besser auf sie aufpassen. Ich bin aber zutiefst überzeugt, dass wir zu unserem alten Leben zurückfinden werden und dass es uns schon sehr bald wieder sehr gut gehen wird.