Zivildiener beim österreichischen Roten Kreuz
APA/HANS KLAUS TECHT
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Coronavirus

370 außerordentliche Zivildiener starten

1.629 Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher sind bis Dienstagnachmittag positiv auf das Coronavirus getestet worden. Ab Mittwoch treten landesweit 370 außerordentliche Zivildiener sowie 558 verlängerte Präsenzdienst-Soldaten an.

Bundesweit starten 3.500 junge Männer ihren außerordentlichen Zivildienst. 2.000 davon sind ehemalige Zivildiener, die sich freiwillig gemeldet haben. Bei den übrigen handelt es sich um bestehende Zivildienstleistende, die über das geplante Ende am 31. März hinaus verlängert wurden. Die außerordentlichen Dienste werden von Mittwoch an zwei bis drei Monate lang andauern.

Außerdem werden mit Mittwoch in Niederösterreich 558 Grundwehrdiener verlängert, bundesweit sind es 2.316. Sie sind ebenfalls zwei Monate lang im Einsatz und sollen die Durchhaltefähigkeit des Bundesheeres sicherstellen, bis die teilmobilisierte Miliz bereit ist. Die Soldaten werden in allen Bereichen sicherheitspolizeilicher Assistenzeinsätze und Unterstützungsleistungen eingesetzt. Die Ablöse durch die Miliz soll dann voraussichtlich Mitte Mai erfolgen. Eine derartige Verlängerung des Präsenzdienstes gab es bisher ein einziges Mal in der Geschichte Österreichs, während der Tschechien-Krise 1968.

Rotes Kreuz verteilt Zivildiener

Die außerordentlichen Zivildiener werden hingegen der Landesstelle des Roten Kreuzes zugewiesen und anschließend je nach Bedarf regional aufgeteilt. So sollen sie unter anderem in den Krankenanstalten, im Rettungswesen oder im Bereich der Betreuung eingesetzt werden. Vor allem Pflegekräfte sollen entlastet werden, indem Zivildiener bei Transporten, in der Organisation und der Logistik helfen. Der außergewöhnliche Zivildienst ist in der Geschichte der Zweiten Republik bisher einmalig.

Das Rote Kreuz Niederösterreich bedankte sich am Dienstag in einer Aussendung bei jenen Unternehmen, die den Helferinnen und Helfern Sachspenden schicken würden. So seien unter anderem Getränke, Schokolade oder auch Blumen an Rotkreuz-Mitarbeiter geliefert worden – „aber auch einsatzmäßig praktische Spenden sind bereits eingetroffen“, erklärte Rotkreuz-Präsident Josef Schmoll. Beispielsweise habe man mehrere Paletten Regenponchos bekommen, die bei kurzfristigen Engpässen an Schutzbekleidung als Schürzen dienen können.

Das Rote Kreuz bedankt sich für Blumenlieferung
RK NÖ
Rotkreuz-Präsident Josef Schmoll bedankte sich für die Blumenlieferung

Alkoholspende für Bundesheer

Das Militärkommando Oberösterreich erhielt hingegen von der Brau Union eine Spende von 4.000 Liter Alkohol – nicht zum Trinken, sondern um daraus dringend benötigtes Desinfektionsmittel herzustellen. Der Alkohol stammt aus der Entalkoholisierungsanlage in Wieselburg (Bezirk Scheibbs), wo er dem Bier entzogen worden ist. Er sei grundsätzlich genussfähig, könne aber in Zeiten wie diesen auch verwendet werden, um Desinfektionsmittel herzustellen, berichtete das Unternehmen in einer Aussendung am Dienstag.

Das Bundesheer hat den Alkohol im Zuge eines Gefahrenguttransports bereits abgeholt. Am Fliegerhorst Vogler in Hörsching in Oberösterreich wird daraus nun Händedesinfektionsmittel hergestellt. Weitere Inhaltsstoffe sind u.a. Methylethylketon oder Glyzerol – Substanzen, die normalerweise bei der Wartung von Luftfahrzeugen verwendet werden. Dieses Desinfektionsmittel ist nicht für den medizinischen Bereich bestimmt, sondern wird von jenen Soldaten verwendet, die zur Unterstützung des Gesundheitswesens und der Lebensmittelversorgung im Einsatz sind.

Fehlender Absatz für Landwirte

Mit Fortdauer der wirtschaftlichen Beschränkungen geraten auch die heimischen Rinder-Bauern zunehmend unter Druck. Durch die Schließung der Gastronomie und die schwierige Exportsituation seien fast alle Absatzmärkte zusammengebrochen, heißt es bei der Landwirtschaftskammer Niederösterreich. Etwa 2.000 Rinderzucht- und Mastbetriebe in Niederösterreich seien davon betroffen.

Insgesamt werden mehr als 50 Prozent des Rindfleisches von den gastronomischen Betrieben abgenommen, allein die Fastfoodketten verbrauchen fast die Hälfte des faschierten Fleischs. Diese Absatzmärkte sind derzeit fast völlig zum Erliegen gekommen, sagt Andreas Moser, der Tierzucht-Direktor der Landwirtschaftskammer Niederösterreich. Dazu komme noch die extrem schwierige Exportsituation. Die Rindfleischpreise seien um ein Drittel eingebrochen.

Die Landwirtschaftskammer drängt darauf, dass wie zu BSE-Zeiten mit Unterstützung der öffentlichen Hand eine Lagerhaltung von Rindfleisch aufgebaut werde, bis der Markt sich wieder eingependelt habe. Mit dem Handel ist eine Vereinbarung abgeschlossen worden, den Rindfleischpreis für die nächsten vier Wochen auf derzeitigem Stand einzufrieren.

Viertelfestival um ein Jahr verschoben

Das Viertelfestival Niederösterreich, das von 9. Mai bis 9. August stattfinden sollte, wurde unterdessen wegen der Maßnahmen gegen das Coronavirus auf 2021 verschoben. Das Mostviertel soll laut Aussendung des Veranstalters auch im kommenden Jahr der Austragungsort sein. Alle vorgesehenen 170 Programmpunkte mit dem Motto „Bodenkontakt“ würden von 15. Mai bis 15. August 2021 aufgeführt.

„In den nächsten Wochen werden wir mit unseren 67 Veranstaltungspartnern im Mostviertel in intensive Detailgespräche gehen und die Planung für 2021 vorantreiben und somit das Festival neu starten“, so die Organisatoren. Für rund 85 Prozent der Projektleiter sei die Verschiebung „unkompliziert und gut zu bewältigen“. Die darauf folgenden Viertelfestivals würden jeweils um ein Jahr verlegt, das für nächstes Jahr geplante Weinviertelfestival soll erst 2022 stattfinden. Die Einreichfrist werde dementsprechend angepasst.