Hochzeit am Standesamt
pixabay.com
pixabay.com
Lifestyle

Das Coronavirus als Hochzeitscrasher

Der Frühling ist normalerweise Hochsaison für Hochzeiten. Doch nach einer Empfehlung des Landes sagten viele Standesämter die Hochzeiten für März und April ab. Unklar ist, ab wann Hochzeiten wieder wie gewohnt stattfinden werden.

Aufgrund der Virusgefahr lautete die mündliche Empfehlung der Landesregierung, bis Mitte April keine Trauungen durchzuführen. Jetzt liegt die Entscheidung letztendlich aber bei der jeweiligen Gemeinde, denn laut einer Verordnung des Sozialministeriums sind Eheschließungen im engsten Familienkreis möglich.

Alleine in Mödling, wo sich eines der beliebtesten Standesämter Niederösterreichs befindet, wurden alle 80 Hochzeiten, die bis Ende April stattfinden hätten sollen, abgesagt. In Baden, ebenfalls eine beliebte Hochzeitsstadt, wurden 40 Trauungen, die für März und April geplant waren, auf unbestimmte Zeit verschoben.

„Nicht nur die Brautpaare, sondern auch die Standesbeamten müssen jetzt geschützt werden, daher haben wir uns in Baden entschieden, die Trauungen zunächst bis zum 25. April auszusetzen“, sagte Claudia Spitzer, Leiterin des Standesamts Baden, gegenüber noe.ORF.at. Nur in absoluten Ausnahmefällen fänden Hochzeiten im Standesamt statt – dann aber nur in sehr kleinem Rahmen, mit maximal fünf Personen. „Das ist vom Bund so vorgeschrieben“, so Spitzer.

Weiteres Vorgehen unklar

Wie es nach dem 30. April weitergeht, sei noch offen und hänge vom weiteren Vorgehen der Bundesregierung in Zusammenhang mit den Ausgangsbeschränkungen ab. Zwar meinte Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP), dass Hochzeiten als Veranstaltungen gelten und sie daher bis Ende Juni und wohl auch über den Sommer nur im kleinsten Kreis erlaubt seien, noch warte man aber auf eine aktualisierte Verordnung des Sozialministeriums für die kommenden Monate, so Spitzer. Auf Anfrage von noe.ORF.at hieß es beim Land, dass man derzeit mit dem Sozialministerium in Kontakt stehe, an einer neuen Empfehlung werde aber nicht gearbeitet.

Spitzer hofft zumindest auf eine Erhöhung der vorgeschriebenen Personenanzahl bei Trauungen. Denn für Mai stünden aktuell 43 Reservierungen im Standesamt Baden an. Auch Dienstleister in der Hochzeitsbranche, darunter Fotografen, Musiker und Zuckerbäcker, fiebern auf einen baldigen Normalbetrieb hin.

Hochzeiten im Mai, Juni und Juli seien heuer generell besonders viele geplant. „2020 ist eine ganz besondere Jahreszahl, viele Hochzeitspaare haben sich schon vor langer Zeit um einen Termin bemüht. Besonders beliebt als Hochzeitsdatum sind etwa der 6.6.2020 oder der 20.6.2020.“

Hochzeitstorte
pixabay.com
Die Vorfreude auf den besonderen Tag war groß, doch viele künftige Brautpaare zeigen Verständnis

Hochzeitstorte zu zweit vor dem Fernseher gegessen

Eine, deren Hochzeitstraum bereits platzte, ist Anna Wanzenböck aus Pfaffstätten (Bezirk Baden). Sie wollte am 16. März den Bund fürs Leben eingehen – genau der Tag an dem die Ausgangsbeschränkungen in ganz Österreich in Kraft getreten sind. Nur einen Tag vor der standesamtlichen Trauung erfuhren sie und ihr Verlobter, dass das gewählte Restaurant bereits vorzeitig schließt und das Standesamt keine Trauungen mehr durchführen wird.

Die Enttäuschung war natürlich groß. „Wir haben uns ja schon seit zehn Monaten auf diesen Tag gefreut, es ist unser Jahrestag. Wir waren schon sehr traurig. Wir haben schließlich per SMS und WhatsApp allen Gästen abgesagt. Den 16. März haben wir dann zu zweit zu Hause vor dem Fernseher verbracht und unsere Hochzeitstorte gegessen“.

Nachdem der erste Schock verdaut ist, machen Anna Wanzenböck und ihr Verlobter jetzt wieder Pläne. Die Hochzeit werden sie vermutlich nächstes Jahr nachholen: „Wir wollen in aller Ruhe feiern, und alle sollen sich wohl fühlen. Und es ist ja schließlich egal in einer Beziehung, ob man noch ein Jahr länger wartet oder nicht“.

Die meisten Brautpaare reagieren übrigens sehr verständnisvoll auf die Verschiebung, heißt es seitens der Standesämter. Schließlich wolle niemand seine Familie und Freunde in Gefahr bringen.