In der Aufbahrungshalle am St. Pöltner Stadtfriedhof ist es in diesen Tagen um vieles ruhiger als sonst. Beerdigungen finden nur in kleinem Rahmen statt, berichtet Erwin Ruthner, Leiter der Bestattung: „Die Menschen haben Verständnis dafür, dass Beerdigungen in der jetzigen Situation so durchzuführen sind.“ Um auch das Personal zu schützen, installierte man im Beratungsbereich der St. Pöltner Bestattung Glaswände. Viele Anfragen können auch telefonisch erledigt werden.
Trotz der Coronavirus-Krise und den damit verbundenen Maßnahmen ist man bemüht, einen möglichst normalen Ablauf zu gewährleisten, sagt Dzemila Zupani, Betreuerin der Sterbefallabwicklung. „Die Leute machen sich ein wenig Sorgen, ob auch ein Pfarrer und ein Trauerredner bei der Beerdigung anwesend sind, aber es ist alles wie gewohnt möglich.“
90 Prozent aller Begräbnisse jetzt Kremierungen
Möglich ist auch, die Beerdigung auf einen Zeitpunkt nach der Krise zu verschieben. Das geht dann, wenn eine Feuerbestattung durchgeführt wird. Dafür entscheiden sich derzeit viele Angehörige, weiß Ruthner: „Wir haben rasch die Erfahrung gemacht, dass der Trend zur Kremierung sehr stark geworden ist.“
In den vergangenen Jahren verzeichnete man einen Zuwachs an Feuerbestattungen. Zuletzt entfielen 43 Prozent der Sterbefälle auf Kremierungen. Nun sei die Zahl auf einen Rekordwert von 90 Prozent angestiegen. „Die Leute haben dann die Möglichkeit die Urne vorübergehend auf das Depot zu stellen, um danach, wenn die Krise vorbei ist, eine größere Trauerfeier mit Bekannten, Freunden und dem gesamten Familienkreis zu machen“, so Ruther. Mehr als die Hälfte der Angehörigen würde sich für diese Variante entscheiden. „Die Kosten bleiben gleich, egal wie lange die Urne bei der Bestattung verbleibt“, sagt Zupani.
Das Angebot, eine Beerdigung via Livestream zu übertragen – wie das etwa in Wien derzeit gemacht wird – gibt es in St. Pölten aktuell noch nicht. Die Nachfrage sei nicht gegeben. Es sei aber gestattet, dass Angehörige während der Zeremonie für die Hinterbliebenen zu Hause mitfilmen, heißt es.
Covid-19-Begräbnisse: Herausforderung für Bestatter
Für Bestatter stellt die Versorgung von Covid-19-Verstorbenen bei herkömmlichen Begräbnissen eine besondere Herausforderung dar. In diesen Fällen müssen alle Bestatter Schutzanzüge tragen. Das stellt diese mitunter vor Schwierigkeiten.
„Man muss sich so schützten, dass für Dritte keine Gefahr besteht und man das Virus nicht erneut verbreitet“, sagte Rainer Wernhart, Sprecher des Bundesverbandes der Landesinnungen der Bestatter. Die Schutzausrüstung würde aber „nicht im ausreichenden Maß zur Verfügung“ stehen. „Bestatter sind zwar öfters damit konfrontiert, dass Verstorbene infektiös sind, weswegen wir Einwegganzkörperanzüge und FFP2-Schutzmasken haben“, sagte der Sprecher. Allerdings sind „20 Einweganzüge nach zehn Abholungen verbraucht“.

Er fordert daher, dass Schutzausrüstung auch Bestattern zur Verfügung gestellt wird. „Wir zahlen das natürlich, wir benötigen nur den Zugang dazu“, sagte Wernhart. „Noch ist die Zahl der Verstorbenen moderat, aber sollte sie zunehmen und wir italienische Verhältnisse bekommen, haben wir ein sehr ernstes Problem“, betonte der Bestatter.
Darüber, ob ein Verstorbener das Coronavirus hatte, werden die Bestatter vom Arzt, der die Totenbeschau macht sowie den Angehörigen informiert. Von den Behörden automatisch gemeldet wird es ihnen nicht.