„Wir hatten dazu in den letzten Wochen sehr viele Anfragen von verunsicherten Wirten“, sagt Mario Pulker, Obmann des Fachverbandes Gastronomie in der Wirtschaftskammer Niederösterreich (WKNÖ). Nach Gesprächen mit dem Gesundheitsministerium sowie mit Unterstützung des Landwirtschafts-und Tourismusministeriums gab es am Freitag eine entsprechende Änderung der Covid-19-Verordnung.
Nun sei sowohl das Liefern, wie auch das Abholen von bestellten Speisen „klar geregelt und erlaubt“, sagt der Spartenobmann. Damit soll die Verpflegung, vor allem im ländlichen Raum, wo es kaum Lieferdienste gibt, sichergestellt werden. Die Verordnung betrifft alle Betriebe mit einer Gastronomiekonzession, bei denen Essen vorbestellt und abgeholt werden kann – also etwa bei Wirten, Eisgeschäften oder Restaurants.
Heurigenwirt: „Jetzt rechtlich abgesichert“
Beim Heurigen Hackner in Furth/Palt (Bezirk Krems) herrscht über die Neuregelung große Erleichterung. „Der Heurigen ist für uns ein wichtiges Standbein, in den letzten Wochen haben wir uns davon aber gedanklich schon verabschiedet“, sagt Winzer Helmut Hackner. Als Alternative bot man deshalb zuletzt ein Ab-Hof-Lieferservice mit Wein und Jause an. „Bis heute wussten wir aber nicht, ob wir uns damit in einer Grauzone bewegen, aber Gott sei Dank sind wir jetzt rechtlich abgesichert“, sagt Hackner.
Anfangs wurde das Angebot nur über Soziale Medien beworben, das Service werde aber gut angenommen. Derzeit nutzen vor allem Stammgäste das Angebot, sagt der Heurigenwirt: „Wir bekommen aber auch Anfragen aus Wien und St. Pölten, das ist sensationell.“
Gastwirt: „Telefon ist heiß gelaufen“
Freude und Erleichterung über die Möglichkeit der Essensabholung überwiegt auch im Gasthaus Steinbründl in Krummnußbaum (Bezirk Melk). „Wir sind sehr abgeschieden und deshalb war es für uns nicht möglich, einen Lieferservice einzurichten“, sagt Gastwirt Roland Kogler. Seit Freitagvormittag gab es schon viele Bestellungen. „Das Telefon ist heiß gelaufen, auch bei einigen meiner Kollegen. Die Leute haben mehr oder weniger nur noch darauf gewartet“, freut sich Kogler.
Die finanziellen Einbußen sind zwar weiterhin groß, „mit der neuen Regelung können wir aber zumindest die Fixkosten decken“, sagt der Gastwirt und hofft, das Gasthaus damit – auch ohne Veranstaltungen und Feiern – „über die Runden zu bringen. Dass die Verordnung gelockert wurde, ist für uns sehr hilfreich.“ Diese Woche umfasst die Menükarte etwa eine Bärlauchsuppe, ein Backhendl oder Schnitzel sowie eine Cremeschnitte.
Derzeit ist die Küche zwischen 11.00 und 13.00 Uhr in Betrieb. Kogler muss mit seinen Kapazitäten deshalb „haushalten, und die Leute einteilen, damit nicht alle auf einmal kommen und auch die Waren sind nicht alle verfügbar, wie in normalen Zeiten.“ Die Gäste bekommen nun Zeitfenster im Zehn-Minuten- bis Viertel-Stundentakt. Damit soll der Kontakt mit anderen Menschen auch bei der Abholung möglichst vermieden werden.
Sicherheitsabstand gilt weiterhin
Die Speisen dürfen allerdings laut Verordnung nicht im Lokal konsumiert werden, der vorgeschriebene Sicherheitsabstand von einem Meter muss ebenfalls eingehalten werden. Im „besten Fall“ soll die Bestellung bereits bei der Türe entgegengenommen werden, damit die Kunden die Betriebsstätte „erst gar nicht betreten müssen“, sagt Pulker. Der Gassenverkauf, wie bei Würstel- und Kebab-Ständen, bleibt verboten. Wie es etwa mit McDonalds und seinen Drive-In-Schaltern weitergeht, soll mit dem Gesundheitsministerium noch geklärt werden, so Pulker.