Arbeiter auf einer Baustelle in Wien
APA/HARALD SCHNEIDER
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Wirtschaft

Baustellen: Hürdenlauf bei Behörden

Auf vielen Baustellen wird der Betrieb langsam wieder hochgefahren. Man halte die nötigen Sicherheitsmaßnahmen ein, auch oft würden aber Baugenehmigungen fehlen, kritisiert die Strabag. Auch die Bauinnung übt Kritik an den Behörden.

Auf einer Großbaustelle der Strabag in Korneuburg entsteht die neue Zentrale der Raiffeisen Ware Austria. Auf 14.000 Quadratmetern arbeiten derzeit 85 Bauarbeiter. Sie können hier gut voneinander Abstand halten, außerdem werden Gesichtsmasken getragen. Auch die Hygienemaßnahmen wurden verstärkt, Desinfektionsspender stehen bereit.

Nicht alles lässt sich allerdings so einfach umsetzen. Ein großes Thema ist derzeit die Anreise der Bauarbeiter zur Baustelle. Um den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand zu wahren, dürfen nur wenige Personen in einem Fahrzeug mitfahren. Daher reisen viele Arbeiter mit dem Privat-Pkw an. Bei der Strabag fahren derzeit maximal drei Personen in einem Bus mit – dadurch werden viele Fahrzeuge benötigt.

Verzögerungen „Katastrophe für die Bauwirtschaft“

Die Befürchtung, dass ausländische Bauarbeiter wegen der geschlossenen Grenzen nun nicht zur Arbeit kommen könnten, habe sich nicht bewahrheitet, heißt es bei der Strabag. Sorgen bereitet der Bauwirtschaft derzeit aber ein anderes Thema, sagt Strabag-Vorstand Peter Krammer: „Die Behörden im eigenen Land tun uns im Moment ein bisschen weh.“ Bei Baugenehmigungen gebe es kaum Fortschritte, viele kurz vor einer Bauverhandlung stehende Gebäude würden nicht verhandelt. „Das wird auf den Herbst verschoben – eine Katastrophe für die Bauwirtschaft“, so Krammer.

Die Vorgehensweise treibe die Arbeitslosenzahlen wieder nach oben, befürchtet der Strabag-Vorstand. Warum die Behörden derzeit kaum Bauverfahren abwickeln, könne man bei der Strabag nicht verstehen. Selbst erfülle man die Auflagen für die Mitarbeiter, das erwarte man auch bei den Behörden. Konkret fordert Krammer, dass elektronische Genehmigungsverfahren eingeführt werden. „Das wird alles zwar diskutiert, nur dauert es zu lang“, so Krammer.

Innung: Aktuelle Situation „nicht nachvollziehbar“

Ähnlich sieht man das bei der niederösterreichischen Bauinnung. „Wir haben natürlich auch meist negative Rückmeldungen. Die Bewilligungen, um diverse Bauvorhaben beginnen zu können, fehlen“, sagt Innungsmeister Robert Jägersberger. Von der Krise betroffen seien sowohl baubehördliche als auch gewerbebehördliche Bewilligungen. Jägersberger appelliert an die Verwaltungsinstitutionen, „dass sie die Möglichkeiten ausnutzen, die gegeben sind, um die Bewilligungen voranzutreiben“. Fallweise könne der Innungsmeister die Situation bei ganz kleinen Behörden mit nur wenigen Mitarbeitern verstehen. Dass es gar nicht funktioniere, sei allerdings nicht nachvollziehbar.