Eine Auswertung des Gläubigerschutzverbands Creditreform für den ORF zeigt, dass die Rückgänge bei der Zahl der Insolvenzen derzeit massiv sind: In den vergangenen vier Wochen gab es demnach in Niederösterreich nur 18 Firmen- und 16 Privatinsolvenzen. Zum Vergleich: Im Vorjahr gab es im selben Zeitraum noch 33 bzw. 100 Pleiten. Das ergibt bei Unternehmen einen Rückgang um knapp die Hälfte und bei Privatpersonen sogar eine Reduktion um mehr als 80 Prozent. Von den verzeichneten Firmeninsolvenzen sind vor allem Gastronomie und Handel sowie das verarbeitende Gewerbe – dazu zählen etwa die Autoherstellung, Möbelbauer oder die Reparatur und Installation von Maschinen – betroffen.
Die positiven Zahlen sind allerdings trügerisch – die Krise wirkt sich natürlich sehr wohl negativ auf die heimische Wirtschaft aus. Viele Unternehmen würden derzeit lediglich die überbrückenden Hilfsprogramme der Regierung in Anspruch nehmen, außerdem gebe es derzeit geänderte Rahmenbedingungen bei der Insolvenzerklärung, erklärt Gerhard Weinhofer von der Creditreform. So gelten derzeit etwa Erleichterungen bei der gesetzlichen Pflicht von Geschäftsführern, in bestimmten Situationen Insolvenz zu beantragen. Viele Unternehmer würden derzeit zuwarten, um zu sehen, wie schlimm sich die Situation in den nächsten Monaten entwickeln wird. Weinhofer rechnet damit, dass es in der Statistik spätestens im Sommer und Herbst zu deutlichen Anstiegen kommen wird.
Stundungen sorgen für kurzfristige Erleichterung
Ähnliches gilt bei den Privatinsolvenzen. Der Anstieg bei der Zahl der Arbeitslosen wird sich hier laut Creditreform-Prognose ebenfalls verspätet niederschlagen, spätestens mit Jahresende. Derzeit profitieren aber viele Schuldner noch von Erleichterungen im Rahmen der Krisenbekämpfung. So wird es in vielen Fällen vorerst toleriert, wenn Rechnungen für Miete, Energie oder Kreditraten nicht rechtzeitig bezahlt werden.