Gesundheit

24-h-Betreuerinnen sitzen in Rumänien fest

Weil man davon ausgeht, dass Rumänien die Notstandsverordnung verlängert, können 600 Altenbetreuerinnen vorerst nicht einreisen. Auf diplomatischer Ebene wird eine Lösung gesucht. Neu ist, dass die Betreuerinnen künftig nicht mehr 14 Tage in Quarantäne müssen.

Vor knapp zwei Wochen hatte die Wirtschaftskammer gemeinsam mit dem Land Niederösterreich zwei Flüge für 24-Stunden-Betreuerinnen aus Rumänien und Bulgarien organisiert, um einem drohenden Mangel in diesem Bereich entgegenzuwirken. Für 15. April waren zwei weitere AUA-Sonderflüge geplant, diese mussten aber abgesagt werden. Grund dafür soll eine Notstandsverordnung in Rumänien im Kampf gegen das Coronavirus sein, die die Ausreise von medizinischem und sozialem Fachpersonal nicht erlaubt.

Botschaft und Außenministerium um Lösung bemüht

600 Altenbetreuerinnen und -betreuer, die sich bereits freiwillig für einen Einsatz in Österreich angemeldet hätten, können daher nicht ausreisen, sagte Robert Pozdena, Obmann der Fachgruppe Personenbetreuung in der Wirtschaftskammer Niederösterreich, am Samstag gegenüber noe.ORF.at. Mit Hilfe der österreichischen Botschaft und des Außenministeriums bemüht man sich nun um eine diplomatische Lösung, wobei man Lockerungen sowohl auf dem Luft- als auch auf dem Landweg im Auge hat.

Aus dem Büro von Soziallandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) hieß es, dass sich das Land hinsichtlich eines möglichen Engpasses im Bereich der 24-Stunden-Betreuung in Abstimmung mit der Wirtschaftskammer befinde. Dort sehe man im Moment kein Problem. Man geht davon aus, dass jene 24-Stunden-Betreuerinnen, die bereits in Österreich sind, bereit seien zu verlängern.

PCR-Test

Die Polymerasekettenreaktion (PCR) ist ein Testverfahren aus der Molekularbiologie. Sie funktioniert wie eine Kopiermaschine für das Erbmaterial des Virus. Geringste Mengen des Erbmaterials werden so lange vervielfältigt, bis man es nachweisen kann. Ausgangsmaterial ist Schleim aus Nase und Rachen.

Schnelltests für Betreuerinnen

Jene 231 Betreuerinnen, die Ende März auf dem Flughafen in Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha) gelandet waren, mussten zunächst für eine 14-tägige Quarantäne in ein Hotel, können nun aber am Dienstag zu arbeiten beginnen. Für jene Betreuerinnen, die – sofern die Ausreise von Rumänien ermöglicht wird – in nächster Zeit nachfolgen, konnte mittlerweile eine Erleichterung erzielt werden.

Die Wirtschaftskammer erhielt am Freitag den Zugang zu PCR-Tests. Die 24-Stunden-Betreuerinnen werden somit gleich nach ihrer Ankunft in Österreich getestet und müssen nur noch maximal 24 Stunden in Einzelquarantäne, bis ihr Testergebnis vorliegt. Fällt dieses negativ aus, können sie sofort ihre Arbeit antreten. Die Kosten für die Tests müssten von der Wirtschaftskammer übernommen werden, sagte Pozdena.

Kritik: Betreuerinnen wurden Pässe abgenommen

Kritik gab es zuletzt in Sozialen Netzwerken daran, dass den Betreuerinnen, die Ende März eingeflogen worden waren, in der Quarantäne die Reisepässe abgenommen wurden. Diese Maßnahme ist nach Angaben des Wirtschaftskammer-Fachgruppenobmanns auf Anordnung der Bezirkshauptmannschaft Bruck an der Leitha erfolgt, um sicherzustellen, dass die betreffenden Personen auch tatsächlich 14 Tage in Quarantäne bleiben. Die Bezirkshauptmannschaft war am Samstag vorerst nicht erreichbar.

In Kommentaren auf der Kurznachrichtenplattform Twitter war u. a. von „Menschenhandel“ zu lesen. Pozdena versteht die Aufregung allerdings nicht. „Wir bekommen täglich Anfragen von Betreuerinnen aus Rumänien. Diese Menschen wollen freiwillig nach Österreich kommen, das ist für sie ein ganz normaler Job.“

Kritik auch an Vergabe von Flugplätzen

Der Fachgruppenobmann stand zuletzt auch selbst in der Kritik. Einerseits hatte er in seiner Funktion in der Wirtschaftskammer die Einreise der Betreuerinnen organisiert, andererseits betreibt er eine Vermittlungsagentur. Der Vorwurf, der seitens anderer Agenturen etwa gegenüber der Tageszeitung „Der Standard“ erhoben wurde, lautete, dass Pozdena auf Kosten von Land und Wirtschaftskammer vor allem Betreuerinnen für die eigene und befreundete Agenturen eingeflogen hätte.

Pozdena wies diesen Vorwurf am Samstag gegenüber noe.ORF.at als „absurd, haltlos und technisch nicht möglich“ zurück. Alle Agenturen hätten die Einladungs-E-Mail gleichzeitig erhalten, die Vergabe der Flugplätze sei nach dem First-come-first-serve-Prinzip erfolgt. 26 Agenturen hätten Betreuerinnen eingeflogen. Darüber hinaus sei eine Deckelung eingezogen worden, wonach pro Vermittlungsagentur maximal 30 Personen gefördert werden. Für Betreuerinnen, die in Niederösterreich tätig sind, übernahm das Land die Flugkosten, die Wirtschaftskammer bezahlt Unterbringung und Essen in der Zeit der Quarantäne.