Christas Laden Mistelbach
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Wirtschaft

Zuversicht trotz schwacher Kundenfrequenz

Für tausende Unternehmen hat es am Dienstag Erleichterungen bei den Öffnungszeiten gegeben. Etwa drei Viertel der 7.600 Handelsbetriebe in Niederösterreich haben wieder geöffnet. Bei Kleinbetrieben herrscht trotz schwacher Kundenfrequenz Zuversicht.

In der Mistelbacher Innenstadt herrscht wieder reger Verkehr, Bewohner spazieren mit Einkaufstaschen am Gehweg. Doch in den Geschäften, die seit Dienstag wieder aufsperren dürfen, wie das Bastelgeschäft Christas Laden, spürt man davon noch wenig, sagt Geschäftsführerin Christa Pandur: „Normalerweise ist bei uns zwischen 9.00 und 10.00 Uhr viel los, war aber heute nicht.“ Der Vormittag verlief schleppend. Die Vorgabe der Behörde – pro 20 Quadratmeter Verkaufsfläche ein Kunde – kann die Inhaberin deshalb problemlos einhalten.

„Wir werden sehen, wie es jetzt weitergeht. Ich habe aber das Gefühl, dass die Leute nur das notwendigste erledigen.“ Die vier Mitarbeiter, darunter ihr Mann, werden deshalb wohl weiterhin in Kurzarbeit bleiben. Die Produktion steht derzeit still. Damit die Umsätze nicht ganz wegbrechen, bot das Unternehmen zuletzt einen kostenlosen Lieferservice an, „bei einem Tagesumsatz von 50 Euro habe ich aber mehr an Spritkosten verfahren“, erzählt Pandur.

Fixkosten, aber keine Einnahmen

Auch in der Boutique gegenüber läuft der Betrieb nur langsam an. In der ersten Stunde nach Öffnung besuchten zwei Kundinnen das Geschäft, aber immerhin läuft der Betrieb wieder, denn die vergangenen vier Wochen seien „schlimm“ gewesen, schildert Geschäftsführerin Lilli Ferkl, „weil mein Mann und ich vom Geschäft leben und deshalb keine Einnahmen hatten, aber Fixkosten, wie die Miete.“ Trotz allem ist Ferkl jetzt auch etwas optimistisch gestimmt.

Bienengeschäft Mistelbach
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In den Naturkostladen „s’Bienengeschäft“ kamen am Dienstag zwar nur vereinzelt Kunden, allerdings gab es viele Bestellungen

Im Naturkostladen „s’Bienengeschäft“ herrscht hingegen Zuversicht, obwohl die Umsätze zuletzt stark einbrachen. „Im April würde die Saison für uns beginnen und die Umsätze in die Höhe schnellen, das ist ganz normal weitergegangen“, erzählt Geschäftsführer Alfred Schittenhelm. Der Onlineshop habe die Einbußen aber abgefedert, zudem bekam er am Dienstag viele Bestellungen. „Ich rechne damit, dass ich in den weiteren Wochen den Umsatzrückgang wieder aufholen werde“, sagt der Bienenfachmann.

Großer Ansturm bei Bau- und Gartenmärkten

Anders war die Situation vor Bau- und Gartenmärkten. Der Parkplatz eines großen Bau- und Gartenmarktes in in St. Pölten war schon gegen 8.00 Uhr gut gefüllt. Ein Schild mit der Aufschrift „Bitte hier anstellen“ wies den Kundinnen und Kunden den Weg. Es bildete sich eine kleine Schlange, bis es dann nach und nach zügig ins Innere des Geschäftes ging. Der Zustrom sei im Laufe des Vormittags stärker geworden, wie eine Mitarbeiterin berichtete. Um den Besucheransturm einzudämmen wurde die Zahl der Einkaufswagen, ihren Angaben zufolge, mit 200 kontingentiert.

CORONAVIRUS: LOCKERUNGEN IM EINZELHANDEL – BAUMARKT
APA/HERBERT PFARRHOFER
Schon am ersten Tag der Öffnung gab es für viele Menschen Bedarf, im Baumarkt einzukaufen.

Ein ähnliches Bild bot sich Dienstagfrüh in Mistelbach. Nach vier Wochen, in denen die Gartenbaumärkte geschlossen waren, freuen sich die Kunden nun wieder einkaufen zu können. Die strengen Sicherheitsvorkehrungen – Abstand halten und Maskenpflicht – schreckten sie nicht ab, so Gabriele Gassler aus Niederkreuzstetten (Bezirk Mistelbach): „Es ist mir nicht sehr unangenehm, ich habe mich schon daran gewöhnt.“ „Jetzt sind wir eh einen ganzen Monat drinnen gewesen, jetzt fehlt ein bisschen etwas, da fällt einem die Decke auf den Kopf“, meint Josef Modliba aus Hausbrunn (Bezirk Mistelbach).

„Aufbruchstimmung“ in den Baumärkten

Christian Marschitz aus Hohenau (Bezirk Gänserndorf) hat vor allem für den Garten eingekauft: „Blumenerde für das Hochbeet und Pflanzen, damit wir den Garten etwas auf Vordermann bringen können.“ Martin Schwarz aus Obersulz (Bezirk Gänserndorf) will hingegen am Haus weiterbauen: „Da ist noch nix fertig, wir haben dringend auf die Baumaterialien gewartet, aber jetzt können wir endlich weitermachen.“

Erleichterung merkt man auch im Unternehmen. Die 50 Mitarbeiter waren bis Montag in Kurzarbeit, jetzt können sie wieder arbeiten, sagt der Marktleiter, Wilfried Wegert: „Es war schon etwas beunruhigend, weil man nicht wusste, wo das ganze hinläuft.“ Nun herrsche aber eine Art „Aufbruchsstimmung“, wie Wegert sagt: „Wie eine Eröffnung, alle sind froh, dass man wieder Ware kaufen kann, das Frühjahr startet und wieder Normalität einkehrt ins Leben.“

Diszipliniertes Verhalten bei den Kunden

Generelle Informationen an die Konsumenten waren bei allen Bau- und Gartenmärkten in Niederösterreich in etwa gleich. Das galt etwa für den Hinweis, dass pro Kunde ein Einkaufswagen zu entnehmen und umgekehrt pro Einkaufswagen nur ein Kunde erlaubt sei. Ein Zusatz lautete, dass pro Kunde maximal ein Kind bis zum Alter von 14 Jahren mitgenommen werden könne. Auch auf die Maskenpflicht im Geschäft wurde hingewiesen. Zudem wurden Kunden darüber informiert, dass die Warenverfügbarkeit gegeben sei, es jedoch zu Wartezeiten bei diversen Artikeln kommen könne.

Zu beobachten war, dass sich die Kunden am ersten Tag der Wiedereröffnung vor den Geschäften ausgesprochen diszipliniert verhielten. Der Abstand von einem Meter zu anderen wurde mithilfe der Einkaufswagen weitestgehend eingehalten. Die Polizei kontrollierte die Vorgaben der Behörde stichprobenmäßig. Es seien aber keinen Vorfälle registriert worden, die ein polizeiliches Einschreiten erforderlich gemacht hätten, sagte ein Sprecher.