Leiner
ORF/Veronika Berger
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Chronik

St. Pölten: Planungsstart für neuen Stadtteil

Anfang des Jahres ist bekannt geworden, dass das geschichtsträchtige Leiner-Areal in St. Pölten großteils abgerissen und neu gestaltet werden soll. Nun starteten die Projektteams mit den konkreten Planungen für das neue Stadtquartier.

Am Anblick der denkmalgeschützten Fassade des Leiner-Stammhauses am St. Pöltner Rathausplatz wird sich nichts ändern, die dahinterliegenden Gebäude werden aber abgerissen. Stattdessen entstehen am etwa 9.000 Quadratmeter großen Grund 150 zentral gelegene Wohnungen, ein Hotel, Handelsflächen und ein Veranstaltungszentrum. Die Fläche zwischen dem Rathausplatz und der Julias-Raab-Promenade weicht damit bald einem völlig neuen Stadtteil.

Befürchtungen, dass die Coronavirus-Krise zu Verzögerungen des Projektes führen könnten, verneinen die Projektverantwortlichen. Die Planungen mit vier Architekturbüros liefen kürzlich an, heißt es. Das hinter dem Projekt stehende Handels- und Immobilienunternehmen Signa hält am Baubeginn in etwa einem Jahr fest, bis Sommer sollen die konkreten Pläne auf dem Tisch liegen. Bereits im Herbst sollen die fertigen Baupläne eingereicht werden, so Christoph Stadlhuber, Geschäftsführer von Signa, gegenüber noe.ORF.at. „Wir wissen natürlich nicht, was noch auf uns zukommt, aber derzeit hält der Zeitplan.“

Rezept gegen Aussterben der Innenstadt

Über die genaue Investitionssumme spricht Stadlhuber laut eigenen Angaben „nicht gerne“, aber veranschlagt sei für das Riesenprojekt ein „hoher zweistelliger Millionenbetrag“. Die Investoren setzen jedenfalls auf das Entwicklungspotenzial der Landeshauptstadt. Signa ist für ähnliche Projekte in zentraler Stadtlage bekannt. St. Pölten passe dabei laut Stadlhuber „perfekt ins Unternehmensbild“. Das Areal sei ein „ausgewählter Standort inmitten der prosperierenden Innenstadt“ St. Pöltens, die vor allem von der guten Bahnanbindung nach Wien profitiere. „Wir glauben an die Innenstädte und an den stationären Handel. Hier haben wir das beste Beispiel dafür, wie wir so etwas umsetzen können“, so Stadlhuber.

Auch Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ) spricht von einem für St. Pölten zentralen Schritt, der als Mittel gegen das Aussterben der Innenstädte zu werten sei. In St. Pölten wolle man die Innenstadt stärken und bewusst aus Fehlern lernen, „die man österreichweit beobachten kann, wenn Wohnungen fehlen, Einkaufszentren am Stadtrand die Zentren aussterben lassen und Geschäftsflächen in der Stadt leer stehen lassen“.

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Rathausplatz St. Pölten
Philipp Wied
St. Pöltens Innenstadt erwarten mit dem Bau des neuen Stadtquartiers deutliche Veränderungen
Leiner Rathausplatz
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Die denkmalgeschützte Fassade des Leiner-Stammhauses muss erhalten bleiben
Leiner mit Kränen
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Sämtliche zum Leiner-Areal gehörenden Gebäude werden abgerissen. Sie weichen Wohnungen, einem Hotel, einem Veranstaltungszentrum und neuen Handelsflächen
Planungsteam am Rathausplatz
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Die Planungen des neuen Stadtteils sollen bis zum Sommer abgeschlossen sein, ab Herbst rechnet man mit fertigen Einreichplänen

Veränderung für St. Pöltens Innenstadt

In der Planung der nächsten Monate werde es laut Angabe der Investorenfirma um die optimale Anordnung der einzelnen Nutzungsmöglichkeiten – von Hotel über Wohnungen bis Veranstaltungszentrum und Handelsfläche – gehen. Außerdem werde man ein passendes Verkehrskonzept für die Innenstadt mitentwickeln. Die jetzige Leiner-Parkgarage soll beispielsweise auf jeden Fall bestehen bleiben, voraussichtlich sogar ausgebaut werden. Zu den Details des Gesamtprojektes halten sich die Projektführer aber bedeckt. Signa kündigte gegenüber noe.ORF.at aber eine „ökologische Bauweise“ an.

In jedem Fall wird sich die St. Pöltner Innenstadt durch das große Bauvorhaben verändern. Bürgermeister Matthias Stadler rechnet mit positiven Effekten für die Stadtentwicklung. „Das Projekt bringt eine umfassend Stadtplanung und Neuplanung mit sich, die eine Verbesserung für die St. Pöltner Innenstadt bringen soll – vor allem durch den angedachten Branchenmix.“ Der Stadt sei es laut Stadler vor allem wichtig gewesen, dass die bestehenden Innenstadtgeschäfte nicht „leiden“ würden. Entgegen der Befürchtungen vieler wird die Leiner-Filiale nicht gänzlich geschlossen und abgesiedelt. Die Pläne sehen aber eine deutliche Verkleinerung und Modernisierung vor.

Bevölkerung soll eingebunden werden

Weil das Leiner-Areal stark mit St. Pöltens Stadtbild und Geschichte verknüpft ist, soll die Bevölkerung Stadlhuber zufolge regelmäßig über die Planungsschritte und Ziele des Projektes informiert werden. „Es ist klar, dass man die Bürger bei so einem großen Projekt in einer solchen zentralen Lage auch transparent einbinden muss.“ Auch Stadler will sich in den nächsten Monaten um die Kommunikation nach außen bemühen, um „in der Bevölkerung vielleicht vorhandene Ängste und Vorbehalten zu nehmen.“