Viele Eltern seien mit Beginn der Coronavirus-Krise massiv verunsichert gewesen, sagt Robert Weinzettel, Kinderfacharzt in Waidhofen an der Ybbs und Fachgruppenvertreter der Kinderfachärzte in der Ärztekammer Niederösterreich. Zum einen sprach die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) im März die Empfehlung aus, Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen gegebenenfalls um einige Wochen zu verschieben. Zum anderen gab es laut Weinzettel Eltern, die aus Unsicherheit ihre Termine nicht wahrgenommen haben, obwohl sie den Termin zuvor telefonisch noch einmal bestätigt hatten.
Wie in vielen anderen Ordinationen läuft nun aber auch in der Praxis des Kinderfacharztes in Waidhofen an der Ybbs der Betrieb nach und nach wieder an. „Wir haben das ganz am Anfang umgesetzt und routinemäßige Untersuchungen mehr oder weniger ‚gecancelt‘. Es hat sich aber schon kurz darauf herausgestellt, dass es unter gewissen, sehr strengen Bedingungen durchaus möglich ist, Patienten zu behandeln“, erklärt Weinzettel.
Das Bild, das sich aktuell in seiner Ordination zeigt, ist allerdings verglichen zu früher ein gänzlich anderes. Das Wartezimmer ist leer. Außerdem wurde das Kinderspielzeug entfernt, weil es sonst nach jedem Besuch desinfiziert werden müsste.
Nur eine Begleitperson pro Kind
Hintergrund sind die strikten Hygienemaßnahmen. So muss man sich beispielsweise telefonisch voranmelden, um die Ordination betreten zu dürfen. Nur ein Erwachsener darf das Kind beim Arztbesuch begleiten, nach Möglichkeit sollen keine Geschwister mitgebracht werden und Erwachsene müssen einen Mund-Nasen-Schutz tragen.
Außerdem gilt ein Mindestabstand von einem Meter. In den Arztpraxen ist man jedoch bemüht, die Eltern auf all diese Maßnahmen bei der telefonischen Terminvereinbarung hinzuweisen.
„Im Prinzip geht es um die Trennung. Das heißt, es werden die Leute voneinander getrennt und es werden die Gesunden von den Kranken getrennt. Wobei ich dazusagen muss, dass die meisten Kinderärzte das immer so machen, dass die Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen von akuten Krankheitsfällen getrennt werden, soweit das möglich ist“, so der Kinderfacharzt.
Kinderärzte benötigen mehr Zeit pro Patient
Generell würden die Hygienemaßnahmen auch bewirken, dass ein Kinderarzt pro Patient wesentlich mehr Zeit benötigt. Viele Kinderärzte würden daher aktuell deutlich weniger Patienten behandeln als vor der Krise. Gleichzeitig wird verstärkt auch telefonische Beratungsgespräche zurückgegriffen, zudem ist die entsprechende Schutzausrüstung weiterhin Mangelware.
Grundsätzlich müssten sich Eltern bei einem Arztbesuch aber keine Sorgen machen. „Hier kann eigentlich nichts passieren. Es ist eine Person, ein Raum, keine weiteren Angehörigen und das Wartezimmer ist leer. Jeder, der kommt, wird in eine Ordination gebracht, und dann dort behandelt“, so Weinzettel. Daher könne man de facto ausschließen, dass sich innerhalb der Ordination Patienten gegenseitig infizieren.