Produktion von Gesichtsmasken
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Wirtschaft

Nachfrage nach Gesichtsvisieren steigt

Während die Wissenschaft nach einem Medikament und einem Impfstoff gegen das Coronavirus sucht, versucht die Industrie Schutzmöglichkeiten herzustellen. Ein Beispiel sind Gesichtsvisiere, die in Wildungsmauer (Bezirk Bruck an der Leitha) erzeugt werden.

Seit sechs Wochen laufen die Produktionsmaschinen der Firma Eremit in Wildungsmauer, die Kunststoffe verarbeitet, auf Hochtouren. Der Familienbetrieb mit 20 Beschäftigten stellte seine Produktion vom Ladenbau auf Gesichtsschilder binnen kürzester Zeit um. Sie sollen verhindern, dass man andere Menschen durch Tröpfchenübertragung, wie sie etwa beim Husten oder Niesen entsteht, gefährdet. Mehr als 100.000 Stück wurden bereits verkauft.

Die Kundschaft ist breit gestreut. „Die ersten Interessenten waren Ärzte und Apotheker. Sehr schnell ist dann der Handel dazu gekommen, der es für seine Mitarbeiter zum Schutz einsetzt und mittlerweile zieht sich das durch sämtliche Branchen, von der Baubranche angefangen, bis zur Industrie in der Fertigungsstraße“, erklärte Vertriebsleiter Robert Trebitsch gegenüber noe.ORF.at.

Produktion von Gesichtsmasken
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Die Nachfrage nach den Gesichtsschildern ist mittlerweile sehr groß

Mehrere Firmen in die Produktion eingebunden

In Niederösterreich produzieren bereits einige Firmen ähnliche Schutzvisiere. Das Unternehmen in Wildungsmauer hat derzeit österreichweit die größten Lagerbestände des notwendigen Ausgangsmaterials PET, das auch für die Erzeugung von Mineralwasserflaschen eingesetzt wird. Für die Produktion holt das Unternehmen auch weitere Betriebe ins Boot. So wie die Firma Mack in Altenmarkt an der Triesting (Bezirk Baden), ebenfalls ein Familienbetrieb der Kunststoff mittels Spritzgussmaschinen verarbeitet. Er bekommt von Eremit das produzierte Schild geliefert und fertigt die Halterungen an. Binnen kürzester Zeit wurde ein eigenes Produkt entworfen.

„Wir haben an einem Sonntag zu Mittag die Idee geboren, Montagabend waren wir fertig mit der Konstruktion und am Samstag haben wir die ersten Serienteile gehabt“, so Mack-Geschäftsführer Patrick Scheibenreiter. Mittlerweile findet das Produkt reißenden Absatz. Privatpersonen können sich jederzeit bei dem Unternehmen Gesichtsvisiere abholen oder sich diese zusenden lassen. Verkauft werden sie um 18 Euro pro Stück. Dem Unternehmen bietet das Produkt derzeit „die Existenzgrundlage“, betont Firmenchefin Stefanie Bettel: „Wir hätten sonst nur zwanzig Prozent unseres normalen Umsatzes erzielt. Ohne dieses Produkt hätten wir in Kurzarbeit hätten gehen müssen.“

Produktion von Gesichtsmasken
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Bei der Firma Mack ist man vom Erfolg des eigens entwickelten Gesichtsschildes überzeugt

Ministerium prüft Verwendungsmöglichkeiten

Die Modelle haben zwar keine CE-Zertifizierung, doch diese ist nach einer Information der Europäischen Union nicht notwendig, wenn das Produkt nachgewiesenermaßen zur Eindämmung der Pandemie beiträgt. Ob das Gesichtsschild aber den Mund-Nasen-Schutz ersetzen kann und man es etwa beim Einkaufen tragen könne, steht derzeit noch nicht fest. Auf Nachfrage von noe.ORF.at bestätigte das Sozialministerium, dass dieser Fall gerade geprüft werde.

Es gäbe jedenfalls genug Kapazitäten, um die Produktion zu steigern, versichern beide Firmen. In Altenmarkt könnte man die Produktion von derzeit 1.000 Stück täglich auf 5.000 Stück ausweiten. In Wildungsmauer wären 10.000 Stück pro Tag kein Problem. Hier arbeitet man auch schon an weiteren Produkten, wie fahrbaren Trennwänden, die etwa in Friseursalons oder in der Gastronomie eingesetzt werden könnten.