Tourismus

Zeitpunkt und Situation bei Urlaubsstorno wichtig

Das Coronavirus durchkreuzt heuer viele Urlaubspläne. Ob man sofort stornieren oder zuwarten soll, hängt von mehreren Faktoren ab, meint die Expertin der Arbeiterkammer. Bei einer Stornierung seien vor allem der Zeitpunkt und die aktuelle Lage zu beachten.

Geschlossenen Grenzen und Reisewarnungen. Immer mehr bereits gebuchte Reisen werden storniert. Die Verluste für die Wirtschaft sind immens. Die Wirtschaftskammer Niederösterreich verlor bereits 46 Reisebüros als aktive Mitglieder. Österreichweit sind 317 Reiseveranstalter mit mehr als 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betroffen.

Den Sommerurlaub am Strand wird es wohl auch weiterhin so bald nicht geben. Bei der Stornierung kommen viele Fragen auf, es gelten etwa für Pauschalreisen andere Regeln als für selbst organisierte Reisen. Sandra Nowak, Konsumentenschutzexpertin der Arbeiterkammer Niederösterreich, klärte diese Fragen mit „NÖ heute“-Moderator Werner Fetz.

noe.ORF.at: Frau Nowak, kann man das so zusammenfassen: Wenn ich eine klassische Pauschalreise gebucht habe, bekomme ich bei einer Stornierung mein Geld zurück, wenn ich mir den Urlaub selbst zusammengestellt habe, dann nicht?

Sandra Nowak: So einfach ist das nicht. Wenn ich eine Pauschalreise gebucht habe und es gibt eine Reisewarnung, dann kann ich auf jeden Fall von meinem Reisevertrag zurücktreten. Allerdings muss ich natürlich auch den zeitlichen Zusammenhang berücksichtigen. Gibt es keine Reisewarnung, aber ein hohes Sicherheitsrisiko, gibt es auch hier Argumente, dass ich von meinem Reisevertrag zurücktreten kann.

noe.ORF.at: Welche Argumente sind das beispielsweise?

Sandra Nowak: Wenn man am Urlaubsort oder in der Nähe mit sehr vielen Coronainfizierten konfrontiert wird oder die Museen und Sehenswürdigkeiten geschlossen haben. Denn dann ist der Urlaub nicht mehr so gewährleistet, wie er sein sollte. Das wären Argumente für kostenloses Storno, aber auch hier gilt es, auf den zeitlichen Zusammenhang Rücksicht zu nehmen.

Werner Fetz und Sandra Nowak
ORF
Konsumentenschutzexpertin Sandra Nowak im Gespräch mit „Niederösterreich heute“-Moderator Werner Fetz

noe.ORF.at: Manche Stornokosten verändern sich mit dem Zeitraum. Wenn ich für Juli gebucht habe, soll ich dann jetzt schon stornieren oder ist es besser zu warten?

Sandra Nowak: Definitiv kann ich für den Sommerurlaub im Juli jetzt noch nicht kostenlos zurücktreten, weil hier eben der zeitliche Konnex noch gar nicht gegeben ist. Diesen habe ich grundsätzlich nur unmittelbar vor Reiseantritt. Das birgt natürlich das Risiko, dass sich die Situation so entwickelt, dass man ungehindert in das Urlaubsland reisen kann. Traut man sich aber nicht oder möchte man dann nicht hinfahren und storniert, hat man extrem hohe Stornokosten. Denn je näher der Reiseantritt rückt, desto höher sind die Stornogebühren.

noe.ORF.at: Wenn ich mir individuell ein Appartement in Kroatien gebucht habe, gilt mitunter kroatisches Recht. Soll man in solch einem Fall stornieren oder zuwarten?

Nowak: Im Normalfall kommt hier nicht österreichisches Recht zur Anwendung. Ich würde empfehlen auf jeden Fall mit dem Vertragspartner vor Ort Kontakt aufzunehmen. Vielleicht kann man hier schon jetzt eine Lösung finden oder kostenlos stornieren. Aber grundsätzlich gilt auch hier, dass man zuwarten muss. Wenn man aber über eine Online-Plattform oder direkt bei einem Hotel bucht, hat man aber auch oft die Möglichkeit, eine gewisse Zeit vorher kostenlos zu stornieren. Man sollte sich auf jeden Fall die Vertragsbedingungen durchlesen.

noe.ORF.at: Vielen werden Gutscheine oder Umbuchungen angeboten. Soll man diese annehmen oder ist hier aus Ihrer Sicht Vorsicht geboten?

Sandra Nowak: Da ist schon etwas Vorsicht geboten. Hier muss man jetzt schon klären, ob dabei nicht österreichische Standards untergraben werden. Das werden wir uns noch ganz genau anschauen und prüfen, um hier auch eine Entscheidung für unsere Konsumenten treffen zu können, wie hier vorzugehen ist.