Masken am Fließband, Palmers Produktion in Wr. Neudorf
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Wirtschaft

Palmers produziert Masken in Wr. Neudorf

Der Unterwäschehersteller Palmers stellt ab sofort gemeinsam mit dem Textilfaserunternehmen Lenzing unter dem Namen „Hygiene Austria“ Schutzmasken her. Die Produktion wurde bereits vergangene Woche in Wr. Neudorf (Bezirk Mödling) gestartet.

Ab Mai sollen monatlich zwölf Millionen Schutzmasken produziert werden, die Kapazität soll in den nächsten Wochen auf 25 Millionen Masken steigen. Dazu wurde das Joint Venture Hygiene Austria LP GmbH mit knapper Mehrheit von Lenzing (50,1 Prozent) gegründet – mehr dazu in Lenzing und Palmers produzieren gemeinsam Masken (ooe.ORF.at; 24.4.2020).

Einfache Masken und FFP2-Schutzmasken

Die beiden Unternehmen teilten in einer gemeinsamen Aussendung mit, sie hätten „mehrere Millionen Euro“ investiert und sich Technik und Rohstoffe zur Schutzmaskenproduktion gesichert – wie viel genau, wolle man nicht sagen. Die Maschinen zur Herstellung kommen aus Asien, gewartet werden sie von Lenzing – das Unternehmen kümmert sich um Technik und Rohstoffe, während Palmers die Produktion und den Vertrieb übernimmt. Derzeit werden Mund-Nasen-Schutzmasken (MNS) für die Allgemeinheit produziert, ab nächster Woche sollen auch OP-Schutzmasken der Klasse EN14683 (FFP2-Masken) vom Band laufen.

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Maskenproduktion in Wr. Neudorf
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Die Schutzmasken-Produktion in Wr. Neudorf hat bereits begonnen
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Ab Mai sollen monatlich zwölf Millionen Schutzmasken produziert werden
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In den nächsten Wochen soll die Kapazität auf 25 Millionen Masken monatlich steigen
Masken am Fließband, Palmers Produktion in Wr. Neudorf
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Im Endausbau sollen auch FFP2-Masken vom Band laufen
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Etwa 100 Arbeitsplätze werden geschaffen
Masken am Fließband, Palmers Produktion in Wr. Neudorf
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Ziel des Projekts ist, von der Maskenproduktion im Ausland unabhängig zu werden

Mit dem Joint Venture soll die heimische Versorgung „jetzt und in der Zukunft nachhaltig gesichert und der Standort gestärkt werden“, teilten die beiden Unternehmen mit. „Ziel dieses Joint Ventures ist es, sehr rasch die Bürgerinnen und Bürger in Österreich und Europa mit heimisch produzierten und hochqualitativen Produkten bestmöglich zu schützen,“ so Stefan Doboczky, CEO der Lenzing AG. Die Schwierigkeit bei der Maskenproduktion sei zum einen, dass man „enorme Stückzahlen“ fertigen müsse, „damit das halbwegs wirtschaftlich ist“, zum anderen, „dass es den Qualitätsansprüchen entspricht, die wir hier in Europa haben, von der medizinischen Seite, aber auch vom Tragekomfort.“

Palmers-Vorstand Tino Wieser hob die langjährige Erfahrung seines Unternehmens bei der Herstellung und im Vertrieb von Textilprodukten hervor. „Es ist lustig, denn im Zusammenhang mit dem Aufbau der Produktion haben wir festgestellt, dass bei den FFP2-Masken der Vorgang der gleiche ist, wie bei der Einlage eines BHs“, schildert Wieser im Ö1-Mittagsjournal, „das heißt, viele Mitarbeiter, die schon lange da sind, kennen den Vorgang.“

Ziel: Unabhängigkeit von Maskenproduktion im Ausland

Mit der neu gegründeten Firma wolle man 100 Arbeitsplätze schaffen. Es sei wichtig, dass Österreich in der Maskenproduktion unabhängig vom Ausland werde, denn man rechne nicht damit, dass der Bedarf in den kommenden Monaten sinken werde. Neben Österreich haben die Unternehmen deshalb auch den europäischen Markt im Blick.

Auch beim Land Niederösterreich wird betont, dass es das Ziel sei, „aus der Abhängigkeit vom Weltmarkt zu kommen“, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) gegenüber noe.ORF.at, „und das gelingt nur dann, wenn man auf eigenständige Produktion im Land setzt.“ Man freue sich, „dass es uns gelungen ist, die Produktion hochwertiger Schutzmasken im großen Stil nach Niederösterreich zu holen“.

Land unterstützte mit Expertenteam

Das Projekt habe große Bedeutung, nicht nur für Niederösterreich, sondern auch für Österreich. Man habe es deshalb „von der ersten Minute an“ mit einem Expertenteam begleitet und bei den gesamten Behördenverfahren unterstützt, so Mikl-Leitner. Es sollte gewährleistet werden, „dass die Produktion ab Anfang Mai im Rekordtempo hochgefahren werden kann.“ Wirtschaftslandesrat Jochen Danninger (ÖVP) verwies in einer Aussendung darauf, dass damit „endlich dem bekannten Palmers-Gebäude in Wiener Neudorf neues Leben eingehaucht“ werde.

Positive Rückmeldungen kommen auch von der Arbeitnehmervertretung. "Die Ankündigung der Landesregierung zur Schutzmaskenproduktion in Wiener Neudorf ist ein erster richtiger Schritt, um Versorgungssicherheit zu gewährleisten“, so Arbeiterkammer-Niederösterreich-Präsident Markus Wieser in einer Aussendung. Damit werde der Forderung Wiesers Rechnung getragen, dass die Schlüsselindustrien der kritischen Infrastruktur vollständig in Österreich angesiedelt sein sollen.