Neue Fahrzeuge stehen auf dem Parkplatz eines Autohändlers
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Wirtschaft

Automobilbranche fehlt Hauptabsatzzeit

Niederösterreichs Autohändler rechnen mit Umsatzeinbußen von 20 bis 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Durch die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie brach die Nachfrage nach neuen Fahrzeugen massiv ein. Hoffnungen setzt man jetzt darauf, dass Autohändler wieder aufsperren dürfen.

Seit Wochen steht die Automobilbranche so gut wie still. Die Coronakrise habe den Autohandel an einem wunden Punkt getroffen, so Wolfgang Schirak, Fachgruppenobmann der Wirtschaftskammer Niederösterreich. „Gerade der Frühling ist natürlich die Hauptverkaufszeit ist im Autohandel. Ein Drittel unseres jährlichen Volumens spielt sich im Zeitraum März, April und Mai ab. Wenn hier über Wochen Stillstand herrscht, kommen die Folgewirkungen wahrscheinlich erst im Herbst wirklich in den Zahlen zum Ausdruck.

Schirak betriebt selbst in St. Pölten einen Autohandel, der Geschäftsgang sei bisher allgemein aber "verschwindend“. Von den sonst durchschnittlich 55.000 Neuwagenanmeldungen pro Jahr in Niederösterreich werde man heuer wohl nur träumen können, hört man in der Branche.

Massive finanzielle Belastung für Autobranche

Nicht nur die mageren Verkaufszahlen bereiten der Branche Kopfzerbrechen. Auch hohe Lager- und Versicherungskosten sowie der beträchtliche Wert der Fahrzeuge würden in diesem Jahr ganz besonders schwer ins Gewicht fallen. Die finanzielle Decke sei bei vielen Händlern dünner geworden, sagte WKNÖ- Fachgruppenobmann Wolfgang Schirak gegenüber noe.ORF.at: „Wir haben sehr hochpreisige Waren, die von den Händlern vorfinanziert werden müssen. Wechseln die Fahrzeuge dann nicht den Besitzer, führt das mitunter zu massiven Problemen was die Liquidität der Autohändler betrifft. Außerdem verliert jeder Wagen Tag für Tag an Wert, wenn er im Autohaus oder am Parkplatz stehen bleibt“, erklärt Schirak.

In der Branche hofft man, dass das Geschäft rasch wieder auf die Beine kommt. In diesem Zusammenhang wird von Händlerseite immer wieder die Forderung nach einer Art „Abwrackprämie“ ins Spiel gebracht, wie es sie vor gut elf Jahren nach der Finanzkrise gab. Dem kann auch Wolfgang Schirak vieles abgewinnen. „Wir denken an eine Ökologisierungsprämie, durch die mit entsprechender staatlicher Unterstützung – einem Bonus – ältere Fahrzeuge aus dem Bestand herauskommen und durch moderne, umweltfreundliche Fahrzeuge ersetzt werden“, so der Fachgruppenobmann.

Auswirkungen betreffen auch Zulieferer

Wenn international kaum Autos verkauft werden, dann trifft das natürlich auch Zulieferer hart. Ein niederösterreichisches Beispiel dafür ist die Firma Pollmann, die Komponenten für namhafte Autohersteller erzeugt. Für die beiden Werke mit 630 Beschäftigten in Karlstein und Vitis (beide Bezirk Waidhofen an der Thaya) wurde mit 1. April Kurzarbeit eingeführt. In einer Stellungnahme des Unternehmens heißt es, die Werke würden derzeit auf niedrigem Niveau produzieren. Die Chancen stünden gut, dass die Maschinen nach der Krise wieder in vollem Umfang hochgefahren würden.

Auswirkungen spürt man auch bei der ZKW Group mit Sitz in Wieselburg (Bezirk Scheibbs). Sie produziert Licht- und Elektroniksysteme für die Automobilindustrie. Etwa 3.500 der weltweit 10.000 Beschäftigten arbeiten in Österreich. Die Produktion wurde stark zurückgefahren, in die Zukunft blickt man laut Geschäftsführer Oliver Schubert dennoch optimistisch: „Der Bedarf an neuen Fahrzeugen auf der ganzen Welt ist grundsätzlich da. Die Industrie steckt zudem in einem Technologiewandel. Wir sind auf jeden Fall bereit, bei Bedarf unseren Betrieb rasch wieder hochzufahren“, so Schubert. Die Möglichkeit, das Kurzarbeitsmodell in Anspruch zu nehmen, würde der ZKW Group die nötige Flexibilität und Absicherung geben, heißt es.