Theaterzelt in Gutenstein
Bernhard Hauer
Bernhard Hauer
Kultur

Theaterfest: Zwischen Warten und Absagen

Die aktuelle Situation stellt die heimischen Kulturevents im Sommer vor große Herausforderungen. Die 20 Spielorte des Theaterfests Niederösterreich gehen seit ein paar Tagen etwa unterschiedliche Wege: Die einzelnen Bühnen bewegen sich zwischen Abwarten und Absagen.

So vielfältig wie die heimische Theaterszene ist, so vielfältig fallen derzeit auch die Antworten der einzelnen Intendanten aus, wie ein Rundruf von noe.ORF.at am Donnerstag zeigte. Der Großteil der Veranstalter, darunter die Sommerspiele Melk, die Felsenbühne Staatz, die Bühne Baden und der Musicalsommer Amstetten, wartet noch zu. Sie alle wollen entweder nächste Woche entscheiden oder spätestens nach der nächsten Pressekonferenz von Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek (Grüne), die für Mitte Mai angekündigt ist.

Erste Absagen bereits fix

Fixe Absagen hingegen gab es unter anderem von der Sommernachtskomödie Rosenburg. Die Premiere von Jean Poirets „Ein Käfig voller Narren“ wurde auf 2021 verschoben. Ein „unbeschwerter Theater-Abend“ sei unter Berücksichtigung der angeordneten Maßnahmen „leider nicht möglich und für uns auch nicht durchführbar“, so Intendantin Nina Blum. Auch die Nestroy Spiele Schwechat sagten bereits definitiv ihre Saison ab. Sehr viele Schauspieler würden hier zur Risikogruppe gehören, hieß es.

Publikum im Veranstaltungszelt der Sommernachtskomödie Rosenburg
Sommernachtskomödie Rosenburg
Die Sommernachtskomödie Rosenburg verschiebt die Premiere von Jean Poirets „Ein Käfig voller Narren“ auf 2021

Des Weiteren sagte auch der Theatersommer Haag zu 99 Prozent ab, dort müsste bereits jetzt die Publikumsbühne aufgebaut werden. „Die ist zwar spektakulär, aber auch teuer“, sagte Haags Pressesprecher Gerhard Stubauer. Richtung Absage tendierte am Donnerstag auch Andrea Eckert, Intendantin der Raimundspiele Gutenstein: „Ich fürchte, dass es Richtung Absage gehen wird. Ich wüsste nicht, wie wir das Festival stattfinden lassen können“, so Eckert.

Weiterhin den Spielbetrieb aufrecht erhalten will etwa die Oper Burg Gars mit der Oper „Carmen“. Intendant Johannes Wildner meinte gegenüber noe.ORF.at, dass die große Open-Air-Tribüne die Abstände schaffe. Der Chor probe derzeit über Computer und ließe sich auch im Ein-Meter-Abstand aufstellen. Auch die Sommerspiele Perchtoldsdorf wollen „Romeo und Julia“ auf den August verschieben. Über eine Verschiebung denkt auch das Festival Retz nach. Hier könnte als Alternative zur Oper in der Kirche ein Stationentheater beim Kalvarienberg kommen.

Keine generelle Lösung für den Theatersommer

Für Werner Auer, Obmann des Vereins Theaterfest Niederösterreich und Intendant der Felsenbühne Staatz, ist eine generelle Lösung für den Spielbetrieb im Theatersommer nicht machbar: „Die vielen offenen Fragen vom Bund bzgl. der Abhaltung und auch der finanziellen Absicherung aller Beteiligter, sowie die unterschiedlichen Vorlaufzeiten, Spieltermine und Organisationsstrukturen machen es unmöglich“, teilte er mit.

Wichtig sei es dennoch, dass es einheitliche Lösungen im Falle einer Absage gibt, wie dann den Bühnen, den Darstellern etc. geholfen wird. „Der Spielbetrieb selbst ist wirklich autonom jeder Bühne überlassen. Das steht uns auch nicht zu als Theaterfest. Wir sind nicht Veranstalter, das sind die einzelnen Bühnen selbst“, so Auer.

Werner Auer
ORF
Werner Auer im Gespräch mit „NÖ heute“-Moderator Werner Fetz

Auer appelliert an Vernunft der Spielorte

Auer empfahl allerdings den Bühnen, neben dem wirtschaftlichen Aspekt auch den künstlerischen nicht außer Acht zu lassen. „Wir haben ein Niveau, das wir bieten wollen und das wir jetzt nicht durch diverse Notprogramme zu sehr unterschreiten dürfen. Über allem ist die Gesundheit zu stellen, sie ist das wichtigste Gut. Ich möchte nicht, dass durch Theaterfest-Veranstaltungen die Pandemie wieder angekurbelt wird“, sagte Auer am Donnerstag. „Man muss an die Vernunft der einzelnen Spielorte appellieren, sich ganz genau zu überlegen, ob es unter den derzeitigen Maßnahmen möglich ist, professionelles Sommertheater auf die Bühnen zu bringen.“

Einzelne Bühnen seien schon ausverkauft, sagte Auer, 60 bis 70 Prozent der Karten seien bereits verkauft. Wie es mit den gekauften Karten im Falle einer Absage weiter geht, sei noch unklar. „Hier gilt es entscheidende Maßnahmen zu treffen – auch dem Publikum gegenüber“.